# taz.de -- Castingshow „Queen of Drags“: „Nur ein bisschen mehr Make-up�… | |
> Am Donnerstagabend zeigte Pro Sieben die erste Folge „Queen of Drags“ mit | |
> Heidi Klum. Vorab geäußerte Kritik an dem Format wurde zunächst | |
> zerstreut. | |
Bild: Die Sängerin Conchita Wurst (Mitte) und die teilnehmenden Dragqueens | |
Die erste Folge der vorab kontrovers diskutierten Sendung „Queen of Drags“ | |
legte schon mit ihrem Intro einen starken Start hin: Die zehn Kandidatinnen | |
erklärten in kurzen Clips, was Drag für sie bedeutet, dass diese Kunstform | |
etwa für Gleichberechtigung und Akzeptanz steht. Und dass Drag Queens | |
Menschen sind wie du und ich – nur „mit ein bisschen mehr Make-up“. | |
Dann geht es in den klassischen deutschen Casting-Reality-Show-Modus über: | |
Die Kandidatinnen beziehen eine Villa in Los Angeles und erfahren, was in | |
der ersten Woche von ihnen erwartet wird: eine Performance zum Motto „The | |
Art of Drag“, bei dem die Queens sich so zeigen können, wie sie sich selbst | |
am liebsten präsentieren. | |
Erklärt wird ihnen das von den Juror*innen der Sendung, womit wir schon | |
beim kontroversesten Punkt angekommen werden: [1][Bereits im Juni dieses | |
Jahres wurde öffentlich], dass die ESC-Gewinnerin von 2014 Conchita Wurst, | |
der ehemalige Tokio-Hotel-Sänger Bill Kaulitz und seine Schwägerin und | |
[2][Moderatorin von „Germany's next Topmodel“] (GNTM) Heidi Klum bei der | |
Sendung die Jury bilden sollen. Der Aufschrei wegen Heidi Klum und die | |
Befürchtungen, dass Drag Queens von ihr und Pro7 als Freaks und | |
Kuriositäten dargestellt würden, waren riesig und es gab sogar eine | |
Petition dagegen. | |
Trotzdem ist Heidi Klum nun Mitglied der Jury – mehr aber auch nicht. Sie | |
hat ungefähr gleich viele Redeanteile wie Bill Kaulitz und deutlich weniger | |
als Conchita Wurst, sie führt als Stimme im Off auch durch die Folge. | |
## Gesellschaftspolitisches Lipsyncen | |
Einige Queens werden privat bei sich zu Hause vorgestellt, ihr Berufsleben | |
und die Erfahrungen als Drag Queens werden thematisiert: Kandidatin | |
Catherrine Leclery, die schon 30 Jahre lang Drag Queen ist, spricht über | |
die Kämpfe, die sie als homosexueller Schwarzer Mann und Drag Queen führen | |
musste – und leider immer noch führen muss. Auch Für Drag Djane und | |
Perückenherstellerin Katy Bähm war es nicht immer leicht, da sie als | |
türkischer Junge muslimisch erzogen wurde. | |
Am Tag der Performance und somit auch der Entscheidung darüber, wer in | |
dieser Woche die Sendung verlassen muss, erfahren die Kandidatinnen, was | |
der Gewinnerin blüht: Ein Cover auf der deutschen Cosmopolitan, eine Reise | |
zur Gay Pride in New York, eine Werbekampagne für die Make-up-Marke Mac und | |
obendrauf 100.000 Euro. Die Queens sind begeistert. Vorgestellt wird auch | |
die Gastjurorin der Folge: Olivia Jones, Deutschlands wohl bekannteste und | |
erfolgreichste Drag Queen. | |
Die Performances finden in einer großen Bar statt, vor der Jury und vor | |
einem Publikum. Die meisten Queens machen eine Lipsync, also eine | |
Playback-Performance mit großer stilistischer Breite. Kandidatin Samantha | |
Gold ist die Einzige, die selbst singt; bei Bambi Mercury wird es | |
gesellschaftspolitisch: In einem prunkvollen royalen Outfit lipsynct sie | |
„Who wants to live forever“ von Queen und schwenkt dabei die Regenbogen- | |
und die Transflagge. | |
Dann kommt es zur Punktvergabe und zur Entscheidung: Die einzelnen | |
Juror*innen können jede Punktezahl zwischen 1 und 10 jeweils einmal | |
vergeben. Kandidatin Yoncé Banks bekommt die meisten Punkte und wird somit | |
Queen of the Week, Janisha Jones die wenigsten und muss gehen. | |
Jurassica Parka, bekannte Drag Queen aus Berlin, ist nach Austrahlung der | |
Folge erleichtert: „Meine Kolleginnen wurden nicht wie befürchtet | |
bloßgestellt, und Heidi Klum hat nur eine sehr kleine Rolle in der Sendung. | |
Allgemein war es viel besser, als ich erwartet hatte“, sagte sie am | |
Donnerstag nach der Folge der taz. Auch die Kandidatinnen selbst sind | |
zufrieden damit, wie sie dargestellt wurden: „Wir wurden nicht als Freaks | |
präsentiert und immer mit viel Respekt behandelt“, sagte Bambi Mercury der | |
taz am Montag bei der Premiere. Die Gewinnerin [3][Yoncé Banks sagte in | |
einem Interview mit dem Westfalen-Blatt]: „Uns wurde nicht vorgeschrieben, | |
was wir machen sollten. Wir hatten die Freiheit, uns zu zeigen, wie wir | |
sind.“ | |
Dass die Sendung nichts mehr mit dem Original aus den USA „RuPaul's | |
DragRace“ zu tun, wird auf Twitter bemängelt – aber das behauptet die | |
Sendung auch gar nicht. „Queen of Drags“ ist auf das deutsche | |
Mainstream-Publikum zugeschnitten, dem die LGBTQ-Community sanft näher | |
gebracht wird. Und das ist erst mal gut. | |
15 Nov 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Dragqueen-Show-mit-Heidi-Klum/!5607381/ | |
[2] /Drag-Queens-beim-Topmodel-Finale/!5509694/ | |
[3] https://www.westfalen-blatt.de/Ueberregional/Nachrichten/Kultur/4031343-Dra… | |
## AUTOREN | |
Juliane Fiegler | |
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