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# taz.de -- Strafvollzugspolitik Berlin: Bilanz des Justizsenators
> Die Gefangenenzahlen gehen zurück und es gibt mehr Personal. Der Einsatz
> der Drogenspürhunde ist deutlich gesteigert worden.
Bild: Straf- und U-Haftanstalt Moabit: Allein hier sind dieses Jahr 106 Handys …
Er habe versprochen, einmal imJahr Bilanz über den Strafvollzug zu ziehen,
sagte Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) am Mittwoch zur Begrüßung. Ein
Schlaglicht auf die wichtige Arbeit des Strafvollzugs solle geworfen
werden.
Tatsächlich waren es dann auch nur Schlaglichter. Die Abteilungsleiterin
des Strafvollzugs in der Justizverwaltung, Susanne Gerlach,führte anhand
einer vorbereiteten Präsentation durch die Themengebiete. Die
Gefangenenzahlen sind rückläufig, knapp 3.000 Menschen sitzen derzeit in
den Berliner Gefängnissen ein. Im Jugendknast haben sich die
Belegungszahlen seit 2010 sogar fast um die Hälfte reduziert. Die
erfreuliche Nachricht: 2019 gab es zum ersten Mal seit Jahren keinen
Suizid. 2018 hatten sich fünf Inhaftierte das Leben genommen, 2016 waren es
sogar sieben.
Der Anteil der Gefangenen, die eine Ersatzfreiheitsstrafe verbüßen, weil
sie eine Geldstrafe nicht bezahlen konnten, entspricht rund 11 Prozent der
Gesamtgefangenenzahl. Konkret sind das 259 Männer und 32 Frauen. Bis zum
November 2019 sei es auf diese Weise gelungen, 52 000 Tagessätze zutilgen.
Damit, so Gerlach, seien 154 Haftplätze eingespart worden.
Drogen und Handys werden nach wie vor in großer Anzahl in die Berliner
Haftanstalten geschmuggelt. Bis Ende September wurden rund 3,2 Kilogramm
Cannabis sichergestellt, das meiste davon wurde in der JVA Heidering
entdeckt, – der Berliner Männerknast ist nach Brandenburg ausgelagert. Die
größte Menge Kokain – circa 26 Gramm – wurde in der [1][JVA Tegel]
ausfindig gemacht. Seit Behrendt Justizsenator ist, wurden die Einsätze von
Drogenspürhunden in den Knästen deutlich gesteigert. 2019 kamen die Hunde
46 Mal zum Einsatz. 2016, als mit Thomas Heilmann noch ein CDU-Mann
Justizsenator war, wurden die Hunde lediglich 15 Mal eingesetzt.
Interessant ist, wie viele Handys in den Knästen gefunden wurden.
Mobilfunkgeräte sind eigentlich verboten. Bis Ende des dritten Quartals
2019 wurden Gerlach zufolge 766 Handys beschlagnahmt. Im gesamten Vorjahr
waren es 1.027 Geräte. Auch hier liegt die JVA Heidering vorn, gefolgt von
der Jugendstrafanstalt, der JVA Tegel und der JVA Moabit. Die Zahlen legen
nahe, dass es eine große Dunkelziffer geben muss. Es gebe vielfältige
Bemühungen, verbotene Dinge ausfindig zu machen, sagte Behrendt. Gefangene
seien „im Verstecken aber sehr findig“.
14 Gefangene mit deutlicher islamistischer Gesinnung befinden sich laut
Gerlach in Berlins Knästen. 21 sympathisieren mit dem extremistischen
Islamismus. Berlin rechnet laut Behrendt mit der Rückkehr von IS-Kämpfern
aus der Türkei und Nordsyrien. Derzeit sitze ein Rückkehrer aus Syrien im
Berliner Knast.
Für das Personal gebe es entsprechende Schulungen um das erkennen zu
können, sagte Gerlach. Externe Mitarbeiter versuchten in Gesprächsrunden zu
diesen Gefangenen eine Bindung aufzubauen. Aber die Frage sei, ob Leute mit
einem gefestigten Gedankengut für solche Gespräche überhaupt empfänglich
seien.
Als positive Entwicklung bezeichnete Behrendt, dass bis Ende 2021 alle 1800
Stellen im Justizvollzug wieder besetzt sein sollen. Derzeit seien etwa 70
Stellen nicht besetzt.
Übrigens, am Montag verteilt der grüne Justizsenator [2][im Frauenknast]
Lichtenberg Schokolade an die Mitarbeiterschaft. Diesen Terminhinweis
machte er bei Pressekonferenz selbst, nach dem Motto: Vielleicht möchte ja
ein Fotograf vorbeikommen.
18 Dec 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Dirk Behrendt
Strafvollzug
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