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# taz.de -- Auslosung zur Fußball-EM: Herr Löw im Losglück
> Die DFB-Elf in einer Gruppe mit Weltmeister Frankreich und Europameister
> Portugal – da verzeiht man dem Bundestrainer alles.
Bild: Ein Lachen, das von Herzen kommt. Joachim Löw mit seinen portugiesischen…
Als bei der Auslosung der EM-Gruppen erst Frankreich und dann Portugal als
Gruppengegner der deutschen Nationalelf feststanden, sagte Joachim Löw, was
Bundestrainer bei solchen Gelegenheiten so sagen. „Von solchen Spielen lebt
der Fußball.“ Und: „Jeder in dieser Gruppe muss ans Limit gehen.“ Und
natürlich hat er auch das Wort „Hammergruppe“ benutzt, das sich bald darauf
in vielen Überschriften fand.
Gegen [1][den amtierenden Welt-] und [2][den amtierenden Europameister]
wird die deutsche Elf also in der EM-Vorrunde spielen müssen, und aufgrund
des bekloppten Los-Modus steht der letzte, weitgehend irrelevante Gegner
noch gar nicht fest. Zweifellos war Jogi Löw selbst nicht amüsiert über
diesen Ausgang. Tatsächlich aber dürfte die Gruppe dem angezählten
Bundestrainer und seiner mühsam im Umbau befindlichen Elf eher zum Vorteil
gereichen.
Nicht einmal im international wenig verwöhnten Mönchengladbach schaffte es
der Verband, einen Kick der DFB-Truppe gegen Weißrussland zu vermarkten.
Die Zeiten des Booms sind lange vorbei, nach dem sogenannten Sommermärchen
gelang es nicht mehr, eine neue Erzählung zu schaffen. Die sorgsam
aufgebaute Multikulti-Marke ist politisch unter die Räder gekommen und die
Nationalelf längst, zumindest zum Teil, wieder von rechts vereinnahmt. In
Zeiten des Hightech-und Hochgeschwindigkeits-Klubfußballs wirken zudem die
uninspirierten Nationalkicks wie ein Relikt aus den achtziger Jahren. Erst
recht, wenn seine Protagonisten über das Graubrot-Charisma von Kimmich,
Draxler und Brandt verfügen.
Nun aber Hammergruppe. Und noch einmal positive Aufmerksamkeit und der
Reflex: Hach, die armen Jungs! Hach, der arme Jogi! Sollten der arme Jogi
und die armen Jungs in der EM-Vorrunde ausscheiden, könnte der Trainer das
sogar im Amt überleben. Wahrscheinlicher jedenfalls als bei einem
Ausscheiden gegen Österreich und die Ukraine. Zudem werden mindestens die
Portugiesen kurios überschätzt: Portugal wurde vor vier Jahren vor allem
durch Losglück und solide Defensivarbeit Europameister, ein Titelkandidat
sind sie trotz Ronaldo nicht.
## Die Zeit der Nationalmannschaften geht zu Ende
Dankenswerterweise hat die Uefa nebenbei mit ihrem Modus, der auch die vier
besten Dritten weiterkommen lässt, ein Ausscheiden der DFB-Truppe in der
Vorrunde sowieso weitgehend unmöglich gemacht. Ein Weiterkommen ist also
wahrscheinlich und dürfte mit viel Lob für das Bestehen in der Hammergruppe
quittiert werden. Löw im Losglück.
Unwahrscheinlich allerdings, dass die EM den generellen Abwärtstrend des
Nationalteams in der Gunst der Fußballdeutschen stoppt. Charakterköpfe, auf
die die Vermarktung lange Zeit setzte, sind in der weichgespülten PR nicht
erkennbar, der Zyklus 2006 bis 2014 beendet. Der Klubfußball hat den Markt
weitgehend gesättigt. Lange lebten EM und WM von der Bombastik des national
ausgerichteten Events und dessen Vermarktung („Wir sind Gastgeber“). Diese
Greifbarkeit fehlt dem europäischen EM-Projekt, das eher eine spielerisch
schwache Variante der Champions League ist. Mit der Pan-Europa-EM und der
aufgeblähten WM in Katar haben sich Fifa und Uefa zwei Vermarktungsfehler
geleistet.
Joachim Löw kann es gleich sein. In früheren Jahren brachten sich in
Krisenzeiten stets mindestens drei potenzielle Nachfolger für den
Bundestrainerposten in Stellung. Heute will den Job eigentlich niemand mehr
haben.
1 Dec 2019
## LINKS
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## AUTOREN
Alina Schwermer
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Fußball
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