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# taz.de -- Mordfall Daphne Caruana Galizia: 450.000 Euro für die Tötung
> Ein maltesischer Geschäftsmann hat für den Mord an der Journalistin
> Daphne Caruana Galizia gezahlt. Das geht aus abgehörten Telefonaten
> hervor.
Bild: Kein Vergessen an die Journalistin Caruana: ein Foto zum Gedenken in Vale…
Berlin taz | Für den Mord an der Investigativjournalistin Daphne Caruana
Galizia hat der maltesische Geschäftsmann Yorgen Fenech 450.000 Euro
bezahlt. Das geht aus von der Polizei abgehörten Telefonaten zwischen
Fenech und einen Mittelsmann namens Melvin Theuma hervor. Beide waren in
den vergangenen zwei Wochen [1][von der Polizei auf Malta verhaftet
worden].
Die Zeitung Malta Today hatte am Donnerstag zuerst über die neuen
Erkenntnisse berichtet. Ungeklärt ist weiter, ob auch die [2][drei kürzlich
zurückgetretenen Minister aus dem Kabinett] von Premier Joseph Muscat an
dem Mordauftrag beteiligt waren.
Galizia war am 16. Oktober 2017 vor ihrem Haus auf Malta mit einer
Autobombe getötet worden. Sieben Wochen später hatte die Polizei auf Malta
drei Männer festgenommen: Die beiden Brüder Alfred und George Degiorgio
sowie Vincent Muscat. Die maltesischen Staatsangehörigen mit langem
Vorstrafenregister sollen die Bombe gebaut und gelegt haben. Sie hatten im
Dezember 2017 vor Gericht auf nicht schuldig plädiert und sitzen seither im
Gefängnis. Ein Urteil ist noch nicht ergangen. Bislang war unklar, wer sie
beauftragt hatte.
Bald nach ihrer Verhaftung beantragten die drei, auf Kaution freigelassen
zu werden. Die Justiz lehnte das ab. Aus diesen Tagen stammen den Berichten
zufolge die nun bekannt gewordenen abgehörten Telefonate zwischen Fenech
und Theuma. Die beiden hatten sich nach ihrer Verhaftung in den vergangenen
Tagen unabhängig voneinander als Kronzeugen angeboten.
## Schembri offiziell Verdächtiger
Fenech hat Bezüge zu zwei Ministern des Inselstaats: Stabschef Keith
Schembri und Tourismusminister Konrad Mizzi. Beide hatten in der Karibik
Briefkastenfirmen aufgebaut, an die Fenech offenbar Schmiergeldzahlungen
geleistet hatte. Zuvor hatte Fenech 2013 die Konzession für den Bau eines
Gaskraftwerks auf Malta erhalten.
Daphne Galizia war die Erste, die 2015 über diese Verbindungen berichtet
hatte. Die Familie der Journalistin hatte deshalb schon unmittelbar nach
ihrem Tod den Verdacht geäußert, dass die beiden Minister der
sozialdemokratischen Regierungspartei PL etwas mit dem Mord zu tun haben.
Der Unternehmer Fenech hat nach seiner Verhaftung zumindest Schembri
belastet. Der wurde daraufhin in Gewahrsam genommen, sein Haus am Dienstag
durchsucht. Maltesische Medien berichten, er werde nun offiziell als
„Verdächtiger“ im Fall Galizia geführt. Beweise für seine Schuld gibt es
bislang nicht. In den abgehörten Telefonaten zwischen Theuma und Fenech
fällt Schembris Name den Medienberichten zufolge nicht, auch andere Beweise
für seine Mitschuld am Mord an Galizia gibt es bislang nicht. Allerdings
hatte Schembri in der Nacht, bevor Fenech verhaftet wurde, mehrfach mit
diesem telefoniert.
Und: Schembri hat zusammen mit Muscat an Briefings der Polizei über die
Ermittlungen im Fall Galizia teilgenommen – und hatte so die Möglichkeit,
den Stand der Erkenntnisse an den Verdächtigen Fenech weiterzugeben.
## Premier Muscat mit Eiern beworfen
Die [3][Regierungskrise auf der Insel] spitzt sich entsprechend weiter zu.
Neben Schembri waren auch Tourismusminister Mizzi und Wirtschaftsminister
Chris Cardona am Dienstag zurückgetreten. Die Korruptionsvorwürfe gegen die
Kabinettsmitglieder von Premier Joseph Muscat waren im Grunde seit 2015
bekannt, doch Muscat hält bis jetzt an ihnen fest. Noch am Dienstag hatte
er die drei im Parlament in Schutz genommen.
Überall, wo Muscat sich in der Öffentlichkeit zeigte, haben sich in den
letzten Tagen Demonstranten versammelt, die ihn mit Eiern bewarfen und
seinen Rücktritt fordern. Muscat äußerte sich am Donnerstag nicht
öffentlich.
Die Fraktionsvorsitzenden im EU-Parlament entsandten am Donnerstag eine
„Eildelegation“ nach Malta. „Es gibt große Zweifel an der Unabhängigkeit
des Justizsystems und schwere Korruptionsvorwürfe in den höchsten Ämtern“,
sagte der Grünen-Parlamentarier Sven Giegold.
28 Nov 2019
## LINKS
[1] /Mord-an-Journalistin/!5640090
[2] /Mord-an-Daphne-Caruana-Galizia/!5644787
[3] /Ruecktritt-im-Fall-Daphne-Caruana-Galizia/!5640657
## AUTOREN
Christian Jakob
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