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# taz.de -- Finanzskandal im Vatikan: Hauptsache, fromm
> Hunderte Millionen Euro sind anstatt für karitative Zwecke für den Kauf
> teurer Immobilien verwendet worden. Nun heißt es prüfen und aufklären.
Bild: Der Papst spricht sogar von Korruption
Man muss nicht lange drum herumreden, und auch [1][Papst Franziskus] tut es
nicht: Es ist ein Skandal, was nun wieder aus dem Vatikan dringt. Mit
Mitteln des „Peterspfennigs“, eigentlich gedacht für die Armenhilfe, haben
Mitarbeiter der Kurie in London eine Luxusimmobilie gekauft. Auch
Korruption war nach den Aussagen des Papstes im Spiel. Man kennt das schon
aus der Zentrale der Weltkirche: Wenn es um das große Geld geht, wird
getrickst – und manch einer der geistlichen Herren hält die Hand auf.
Damit setzt sich auch unter Franziskus fort, was leider seit Jahrzehnten
eine unselige Tradition in der Kurie hat: Es wird beim Geld so gemauschelt,
dass man durchaus von mafiösen Strukturen sprechen kann. Franziskus ist vor
bald sieben Jahren angetreten, auch um in Finanzfragen im Vatikan
aufzuräumen. Wie man von dort hört, geht es voran – leider jedoch sehr
langsam. Schlechte Mentalitäten lassen sich eben nur langsam ändern, und
lange Zeit gerierte man sich im Vatikan wie in einem Selbstbedienungsladen:
Hauptsache, konservativ und marienfromm, dann durften viele fast alles,
auch in Pomp leben.
Nun aber muss Schluss damit sein. Eine Kirche der Armen, wie sie Franziskus
vorschwebt, verträgt sich nicht mit einem Laisser-faire in finanziellen
Angelegenheiten. Die Kirche selbst muss arm oder doch zumindest bescheiden
sein, sonst verliert sie jegliche Glaubwürdigkeit. Das bedeutet nicht, dass
man Geld, auch für die Armenhilfe, nicht anlegen soll.
Jesus tadelt in dem Gleichnis von den anvertrauten Talenten den Menschen,
der seine Talente bloß vergräbt, statt mit ihnen einen Gewinn zu
erwirtschaften. Aber es geht um die Form der Investition: Das Geld muss
angemessen angelegt werden, und ohne dass dabei etwas in die Taschen
Unbefugter abfällt. Genau so ordnete Franziskus den Skandal in seiner
Reaktion ein. Wo viel Geld ist, wird es immer Menschen geben, die der
Versuchung erliegen, einen Teil davon für sich zu behalten.
Dann muss geprüft und gegebenenfalls bestraft werden. Dass nun dieser
Skandal aufgeflogen ist, ist in dieser Hinsicht eher ein gutes Zeichen.
27 Nov 2019
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## AUTOREN
Philipp Gessler
## TAGS
Vatikan
Papst Franziskus
Schwerpunkt Korruption
Zölibat
Katholische Kirche
Maria 2.0
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