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# taz.de -- Brasiliens Ex-Präsident aus Haft entlassen: Lula ist frei
> Luiz Inácio Lula da Silva darf sein Berufungsverfahren nun in Freiheit
> abwarten – einen Freispruch von der Korruption bedeutet seine Entlassung
> aber noch lange nicht.
Bild: „Ich gehe hier ohne Hass.“, sagte Lula nach seiner Entlassung
Curitiba dpa | Der zu einer langjährigen Freiheitsstrafe verurteilte
brasilianische [1][Ex-Präsident Luiz Inácio Lula da Silva] ist vorerst
wieder auf freiem Fuß. Nach 580 Tagen hinter Gittern verließ der 74-Jährige
am Freitag das Polizeipräsidium von Curitiba, wo er seit April 2018 eine
Haftstrafe wegen Korruption verbüßt hatte. Kurz zuvor hatte ein Richter in
der Stadt im Süden des Landes seine vorläufige Freilassung angeordnet.
Der frühere Staatschef wurde von zahlreichen Anhängern begeistert
empfangen, als er an der Seite seiner Anwälte und der Vorsitzenden seiner
Arbeiterpartei (PT), Gleisi Hoffmann, aus dem Tor der Polizeizentrale trat.
„Lula ist frei, Lula ist frei“, skandierte die Menge. Er streckte eine
geballte Faust zum Himmel und umarmte viele Menschen.
„Der verfaulte Teil des brasilianischen Staates, der Justiz, der
Abgeordneten, der Staatsanwaltschaft und der Polizei versucht die Linke,
die Arbeiterpartei und Lula zu kriminalisieren“, sagte er in seiner Rede.
Er dankte seinen Anhängern, die 19 Monate vor dem Polizeipräsidium von
Curitiba ausgeharrt und seine Freiheit gefordert hatten. „Ihr wart die
Nahrung der Demokratie, die mich hat durchhalten lassen“, rief er den
Menschen zu.
Zuletzt hatte der Oberste Gerichtshof entschieden, dass in erster und
zweiter Instanz verurteilte Straftäter bis zur Ausschöpfung aller möglichen
Rechtsmittel auf freiem Fuß bleiben dürfen. Weil die Unschuldsvermutung bis
zur Ausschöpfung aller Rechtsmittel gelte, sei eine vorzeitige Inhaftierung
unzulässig, urteilten die Richter. Damit machten sie den Weg frei für die
Freilassung von Tausenden Verurteilten – darunter auch Lula.
## Lula galt als Lichtgestalt der Linken
[2][Wegen Korruption] verbüßt der frühere Staatschef derzeit eine
achtjährige Freiheitsstrafe. Er soll von dem Bauunternehmen OAS die
Renovierung eines Luxus-Appartements im Küstenort Guarujá angenommen haben
und der Firma im Gegenzug Auftrage des halbstaatlichen Ölkonzerns Petrobras
in Aussicht gestellt haben. Lula dementiert die Anschuldigungen und spricht
von einer politischen Verschwörung gegen ihn.
Lula galt lange Zeit als Lichtgestalt der lateinamerikanischen Linken. Mit
Sozialprogrammen holte er Millionen Menschen aus der bittersten Armut. Auch
wirtschaftlich boomte Brasilien während seiner Amtszeit (2003-2010).
Allerdings blühte unter seiner Präsidentschaft auch die Korruption in der
größten Volkswirtschaft in der Region.
Im Zuge der Ermittlungen zum größten Korruptionsskandal Lateinamerikas,
„Lava Jato“ (Autowäscherei), um den halbstaatlichen Ölkonzern Petrobras
wird in Brasilien gegen Dutzende Politiker, Funktionäre und Unternehmer
ermittelt
Aufgrund seiner Verurteilung konnte Lula im vergangenen Jahr nicht an der
Präsidentenwahl teilnehmen, bei der der populäre Linkspolitiker laut
Umfragen gute Chancen auf eine Rückkehr ins höchste Staatsamt gehabt hätte.
Stattdessen zog der ultrarechte Ex-Militär Jair Bolsonaro in den
Präsidentenpalast ein. Zu seinem Justizminister machte er Sérgio Moro –
jenen Richter, der Lula hinter Gitter gebracht hatte.
„Ich gehe hier ohne Hass. Mit 74 Jahren ist in meinem Herzen nur Platz für
die Liebe, denn die Liebe wird in diesem Land siegen“, sagte Lula. „Dem
Minister Moro will ich sagen: Sie haben keinen Mann festgenommen, sondern
versucht, eine Idee zu töten. Aber diese Idee verschwindet nicht und ich
möchte weiter für sie kämpfen.“
9 Nov 2019
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