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# taz.de -- Angriff auf Bergleute in Burkina Faso: Goldmine als Terrorziel
> 39 lokale Arbeiter einer kanadischen Firma sind bei Anschlag getötet
> worden. Ausländisches Personal der Mine fliegt längst nur noch im
> Hubschrauber
Bild: Das bitterarme Burkina Faso hat sich zu einem wichtigen Goldexporteur ent…
Berlin taz | Es ist der bisher blutigste einzelne Terroranschlag in Burkina
Faso, und er trifft das Land an seiner ökonomisch empfindlichsten Stelle.
Mindestens 37 Menschen starben, als [1][am Morgen des 6. November ein
Konvoi] mit fünf Bussen voller Arbeiter und Angestellter auf dem Weg zur
industriellen Goldmine Boungou im Osten des Landes in einen Hinterhalt
geriet.
Der Konvoi fuhr unter Militärschutz, aber es nützte nichts: Nachdem der
erste Wagen auf einen Sprengsatz fuhr und explodierte, eröffneten
Bewaffnete aus dem Busch am Straßenrand das Feuer und richteten ein
Massaker an. Im Internet zirkulierende Fotos zeigen zahlreiche verstreute
Leichen auf der roten Sandpiste, die von der Provinzhauptstadt Fada nach
Boungou führt. Der Anschlag ereignete sich rund 40 Kilometer von der Mine
entfernt.
Der Gouverneur der Ostprovinz von Burkina Faso, Oberst Saidou Sanou,
verurteilte in einer Erklärung diese „barbarische und feige Attacke“ und
erklärte, eine Armeeoperation sei im Gange. Die Betreiberfirma der Mine,
die kanadische Semafo (Société d’Exploration Minière en Afrique de
l’Ouest), betonte, die Mine Boungou sei sicher und die Bergbauaktivitäten
seien nicht betroffen.
Boungou ist eine von zwei industriellen Goldminen, die Semafo in Burkina
Faso betreibt. Der bitterarme Sahelstaat hat seit 2007 stark in den
industriellen Goldbergbau investiert und sich zu einem wichtigen
Goldexporteur entwickelt, mit einem Volumen von 41,4 Tonnen Gold bei einer
registrierten Gesamtförderung von 46 Tonnen im Jahr 2017. Zwölf
industrielle Minen zählt das Land.
## Osten Burkina Fasos ist Hochburg islamistischer Gruppen
[2][Boungou ist eine der größten] und öffnete im September 2018, nach
Investitionen in dreistelliger Dollar-Millionenhöhe; sie wird aber noch
weiter ausgebaut. Semafo peilt für das Jahr 2019 eine Förderung von 220.000
bis 240.000 Unzen Gold aus Boungou an. Die Firma, deren lokaler
Geschäftsführer ein ehemaliger Minister aus der Zeit des Langzeitherrschers
Blaise Compaoré ist, beschäftigt in Burkina Faso insgesamt rund 1.200
Menschen.
Der Osten Burkina Fasos ist eine Hochburg bewaffneter islamistischer
Gruppen. Beobachter verweisen darauf, dass die Straße nach Boungou seit
Eröffnung der Mine schon mehrfach Ziel von Terroranschlägen gewesen ist. Am
30. November 2018 starben auf der Straße vier Gendarmen und der Fahrer
ihres Autos. Am 11. August 2018 fuhr ein Polizeiwagen auf dem Weg nach
Boungou auf eine Mine und flog samt seinen sechs Passagieren in die Luft;
sechs Tage später wurde ein Auto mit Arbeitern auf dem Weg zu Semafos
zweiter Mine Mana beschossen, wobei zwei Menschen starben.
Nach diesem Anschlag hatte die Firma angeordnet, dass die ausländischen
Mitarbeiter in Burkina Faso – zumeist Kanadier – nur noch per Hubschrauber
zu den beiden Minen reisen dürften. Die lokalen Arbeiter sollten weiterhin
auf der Straße fahren, aber unter Militärschutz.
Diese Ungleichbehandlung hatte damals schon für Unmut gesorgt. Am 18. April
2019 wurde ein von Soldaten eskortierter Konvoi auf dem Weg nach Boungou
Opfer eines Anschlags, der dem von jetzt sehr ähnelt: Erst explodierte ein
ferngezündeter Sprengsatz, dann wurde der Bus von Bewaffneten beschossen.
## Unmut im Militär steigt
Seitdem hat die [3][Schlagkraft und die Reichweite islamistischer
Untergrundkämpfer] in Burkina Faso weiter zugenommen, und der Unmut im
Militär steigt, was mit einer politischen Diskussion über die Schwäche der
Regierung einhergeht. Am 1. November gab es eine staatliche Trauerfeier für
die 204 seit 2016 im Kampf gegen den Terror gefallenen Soldaten. Zwei Tage
später wurde der stellvertretende Bürgermeister der Stadt Djibo im Norden
des Landes in seinem Auto bei einem Angriff erschossen.
7 Nov 2019
## LINKS
[1] /Oekonomie-und-Sicherheit-im-Sahel/!5639474
[2] https://www.semafo.com/English/operations-and-exploration/exploration/boung…
[3] /Anschlaege-in-Burkina-Faso/!5621058
## AUTOREN
Dominic Johnson
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Sahelzone
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