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# taz.de -- IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi ist tot: Gestorben „wie ein Hund“
> US-Präsident Donald Trump hat den Tot von Abu Bakr al-Baghdadi bestätigt.
> Der Chef des „Islamischen Staates“ sei bei einem Angriff getötet worden.
Bild: Auf dem Höhepunkt seiner Macht: IS-Führer al-Bahgdadi 2014
Berlin taz | Der Chef der Terrororganisation „Islamischer Staat“ (IS), Abu
Bakr al-Baghdadi, ist bei einem US-Angriff in Syrien getötet worden.
US-Präsident Donald Trump bestätigte am Sonntagmorgen (Ortszeit) solche
Berichte. Schon in der Nacht hatte Trump getwittert: „Etwas sehr Großes ist
gerade passiert!“
Nach Berichten syrischer Quellen, die Trump im Wesentlichen bestätigte,
führte eine Staffel aus acht US-Hubschraubern in Begleitung eines
Militärflugzeugs in der Nacht auf Sonntag nach Mitternacht im Gebiet
Barischa nördlich der Stadt Idlib einen Angriff aus. Es habe ein kurzes
Gefecht gegeben, als US-Streitkräfte das Gelände betreten hätten, auf dem
sich der IS-Führer aufhielt. Baghdadi habe sich in einem Tunnel unter dem
Gebäude mit einem Sprengstoffgürtel getötet, als Spezialkräfte ihn mit
Spürhunden aufgespürt hätten.
Baghdadi sei „wie ein Hund“ gestorben, brüstete sich Trump, „heulend und
winselnd“. Zwei Frauen und ein Kind seien mit ihm gestorben. „Er erreichte
das Ende eines Tunnels, als unsere Hunde ihn erreichten. Er zündete die
Weste und tötete dabei sich und seine drei Kinder“, sagte Trump. Die USA
hätten keine Verluste erlitten, außer einem Hund.
Auf mehreren Videos, die syrische Gruppen online veröffentlichten, sind
Teile der Operation zu sehen. Ein Video, mit Nachtsichtgeräten aufgenommen,
zeigt zerschossene Autos sowie eine auf dem Boden ausgebreitete Leiche, die
auf den ersten Blick Baghdadi ähnelt. Andere Aufnahmen, die am Tage
entstanden, zeigten einen mit Einschusslöchern durchsiebten
Kleintransporter am Straßenrand sowie ein komplett zerstörtes Gebäude.
## Identifiziert durch biometrische Analyse
Der Syrien-Redakteur der BBC, Riam Dalati, rekonstruierte unter Bezug auf
lokale Kontakte den Angriff auf Twitter wie folgt: Erst hätten
US-Spezialkräfte das Gelände von Abu Muhammad al-Halabi umstellt,
Kommandeur der lokalen islamistischen Miliz Hurras Al-Din (HD); dann hätten
Apache-Kampfhubschrauber auf das Gebäude geschossen; daraufhin hätten
arabisch sprechende Kämpfer „mit jordanischem, saudischem und irakischem
Akzent“ alle Menschen im Haus aufgefordert, sich zu ergeben.
Als dies nicht geschah, sei das Feuer eröffnet worden. Nach amtlichen
US-Angaben, die von Fachjournalisten wiedergegeben wurden, wurde der
IS-Führer anhand einer biometrischen Analyse seines bei der Explosion
abgerissenen Kopfes identifiziert.
Alle Angaben deuten darauf hin, dass lokale Kräfte den US-Spezialkräften
geholfen haben müssen. Trump selbst sprach von einer „partnerschafltlichen
Mission“, und dankte den Regierungen Russlands, Syriens, Iraks und der
Türkei für ihre Unterstützung, ebenso den syrischen Kurden. Laut
US-Journalisten wurde der Einsatz von Erbil aus gestartet, der Hauptstadt
des kurdischen Autonomiegebiets im Irak. Die kurdisch dominierte [1][SDF
(Syrische Demokratische Front)] sprach vom Ergebnis einer fünfmonatigen
Geheimdienstkooperation.
Der Einsatzort Barischa liegt fünf Kilometer von der türkischen Grenze
entfernt, tief in der letzten syrischen Rebellenenklave Idlib. Er soll aber
nicht unter Kontrolle der wichtigsten Idlib-Rebellen stehen, sondern eine
Hochburg der radikalislamistischen Hurras Al-Din sein, die al-Qaida
nahesteht und erst in diesem Jahr von den USA als terroristische
Organisation designiert wurde.
Das Rebellengebiet von Idlib steht größtenteils, aber nicht vollständig,
unter Kontrolle der Miliz Hajat Tahrir al-Scham (HTS), die eine Zeit lang
mit al-Qaida affiiliert war. Als HTS sich unter türkischem Druck von
al-Qaida lossagte, übernahm die kleinere HD diese Rolle, berichtete der
Thinktank „Washington Institute“ im September.
Während die HTS-Führung nichts mit den versprengten Resten des „Islamischen
Staates“ zu tun haben, wird vermutet, dass die rivalisierende HD fliehende
IS-Mitglieder bei sich aufnahm. Spekuliert wird nun auch, dass HTS die
US-Spezialkräfte bei ihrem Einsatz unterstützte, um damit HD als Rivalen
auszuschalten und gleichzeitig das eigene Image aufzupolieren. Nach
Angaben des US-Nahostexperten Charles Lister hat HTS in den vergangenen 18
Monaten über 200 IS-Kämpfer getötet oder gefangen genommen.
Al-Baghdadi stand seit mindestens fünf Jahren an der Spitze des IS. Er
führte den Aufstieg der Terrororganisation an, als sie 2014–15 [2][ihr
sogenanntes Kalifat in Syrien und dem Irak errichtete], und soll aus Deir
as-Sor geflohen sein, als diese letzte IS-kontrollierte Stadt im März 2019
an Syriens Armee fiel. (mit ap, rtr, afp, dpa)
27 Oct 2019
## LINKS
[1] /Schwerpunkt-Syrische-Demokratische-Kraefte-SDF/!t5420760
[2] /Terrormiliz-Islamischer-Staat/!5030373
## AUTOREN
Dominic Johnson
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Schwerpunkt Syrien
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