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# taz.de -- Geflüchtete über Camp in Samos: „Wir wurden von Ratten gebissen…
> Eine schwangere Geflüchtete aus Ghana wirft den Behörden komplette
> Ignoranz vor. Sie hat jetzt erfolgreich in Straßburg geklagt.
Bild: Unhaltbare Zustände: das völlig überfüllte Flüchtlingscamp in Samos …
taz: Sie leben seit zwei Monaten in dem überfüllten [1][Flüchtlingscamp auf
Samos] und haben beim Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte mit
Erfolg eine Beschwerde wegen Ihrer Lebensbedingungen eingereicht. Warum?*
T. M. H.: Weil ich nicht verstanden habe, wie das möglich ist, was hier mit
uns passiert. Wir sind gekommen, weil wir Hilfe brauchten. Aber wir wurden
von den Behörden ignoriert. Wir haben nach der Registrierung keinen
Schlafplatz bekommen, nicht einmal eine Decke. Wir mussten mit unserem
letzten Geld von anderen Flüchtlingen ein Zelt mit Löchern kaufen und neben
dem überfüllten Lager schlafen. Mein Mann, mein Bruder und ich, auf einer
Matratze. Es hat reingeregnet, wir wurden von Moskitos und Ratten gebissen.
Ich konnte nächtelang nicht schlafen, und das als Schwangere.
Ist es Ihr erstes Kind?
Ja, ich bin im neunten Monat. Was für ein Leben ist das? Wir haben uns im
Lager beschwert. Sie haben gesagt, sie schauen sich das an, aber sie sind
nie gekommen. Denken sie, sie können uns so behandeln, weil wir schwarz
oder Flüchtlinge sind? Das dürfen sie nicht.
Ihre Beschwerde richtete sich unter anderem gegen „erniedrigende
Behandlung“ und „unangemessene Verpflegung“. Was bedeutet das?
Ich bin eine Christin, ich darf nicht lügen, ich sage die Wahrheit. Für das
Essen musste man sich stundenlang anstellen, was ich nicht kann, und das
Essen war wirklich schlecht. Wir haben für den ganzen Tag eine kleine
Flasche Wasser pro Person bekommen. Ich muss als Schwangere viel trinken,
ich hätte fünf oder sechs kleine Flaschen gebraucht. Ich wünschte, die
Richter würden ohne Vorankündigung nach Samos kommen und sehen, wie wir
behandelt werden und wie die Menschen hier leben. Manche werden hier
verrückt, andere sterben.
Kaum ein Flüchtling wehrt sich gegen die Bedingungen auf den Ägäis-Inseln.
Sie haben es getan. Wie kam es dazu?
Nach unserer Ankunft im August haben Freiwillige einen Workshop gemacht und
uns auf das Asylverfahren vorbereitet. Unter ihnen war ein deutscher
Jurist. Ich habe mir eine Nummer von der Gruppe eingeben lassen und sie per
WhatsApp gefragt, ob es eine Möglichkeit der Klage gibt. Wir haben diese im
September vorbereitet und im Oktober eingereicht.
Was haben Sie in Ghana getan?
Ich war Lehrerin an einer Grundschule in Kumasi.
Warum haben Sie das Land verlassen?
Mein Mann und mein Bruder haben Schwierigkeiten bekommen, Menschen wollten
ihnen etwas antun. Wir sind im Juni aufgebrochen und über Togo und Niger in
die Türkei gekommen. Dort haben wir ein Boot bestiegen und sind am 19.
August auf Samos angekommen.
Wie leben Sie jetzt?
Der Bescheid des EUGMR ist am Dienstag vergangener Woche ergangen. Am
Freitag konnten wir in ein Ein-Zimmer-Appartement in Vathy auf Samos
umziehen. Dort wohne ich jetzt mit meinem Mann.
16 Oct 2019
## LINKS
[1] /EU-Fluechtlingscamp-auf-Samos/!5633949
## AUTOREN
Christian Jakob
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