| # taz.de -- Wahlen in Polen: Die Patrioten räumen ab | |
| > Die nationalkonservative PiS-Partei feiert einen großen Erfolg bei den | |
| > Wahlen in Polen. Ihr Rezept: soziale Wohltaten und eine schwache | |
| > Opposition. | |
| Bild: Straßenzug am nationalen Rosenkranztag in Warschau, gesponsert von Kirch… | |
| Alle Achtung! Da hat Polens Regierungspartei für Recht und Gerechtigkeit | |
| (PiS) bei den Parlamentswahlen am Sonntag wieder einmal so richtig | |
| abgeräumt und mit über 45 Prozent der Stimmen ihr Ergebnis von vor vier | |
| Jahren noch übertroffen. Doch die Erklärung derjenigen, die diesen Erfolg | |
| vor allem den, ihrer Lesart nach, Dumpfbacken in den abgehängten | |
| Landesteilen zuschreiben, ist zu billig. Denn die Nationalkonservativen | |
| haben auch in den Städten und bei den ErstwählerInnen gepunktet. | |
| Das Erfolgsrezept von Jarosław Kaczyński und seiner Getreuen ist so einfach | |
| wie logisch: Sie haben in den vergangen vier Jahren geliefert. Das gilt vor | |
| allem im sozialen Bereich, wo die [1][Verteilung von Wohltaten], wie | |
| beispielsweise eine Ausweitung des Kindergeldes, die Situation vieler | |
| Familien spürbar verbessert hat. | |
| Zudem hat es die Partei vermocht, ihr patriotisches Narrativ geschickt – | |
| und aller Kritik an Brüssel zum Trotz – mit einer Verortung im „Herzen | |
| Europas“ zu verknüpfen. Auch die Betonung der Verteidigung von Familie und | |
| christlichen Werten, die mit einer Dämonisierung vor allem sexueller | |
| Minderheiten einhergeht, hat offenbar Früchte getragen. | |
| Das alles mögen kritische Geister verurteilen. Aber sie müssen zur Kenntnis | |
| nehmen, dass es für die Mehrheit der PolInnen offensichtlich ein | |
| untergeordnete Rolle spielt, ob eine Regierungspartei versucht, die Medien | |
| gleichzuschalten oder Hand an die Grundfesten der Gewaltenteilung legt. | |
| ## Schwäche der Opposition | |
| Mit der [2][Stärke der PiS] korreliert die Schwäche der Opposition. Die | |
| liberalkonservative Bürgerkoalition KO hat ihre Auszeit in der Opposition | |
| nicht dazu genutzt, um sich neu aufzustellen und glaubhafte Alternativen zu | |
| formulieren. Auch der Versuch, mit Małgorzata Kidawa-Błońska noch im | |
| September eine neue Spitzenkandidatin zu inthronisieren und so Schwung in | |
| den Wahlkampf zu bringen, ist gescheitert. | |
| Die spannende Frage wird nun sein, wie die PiS mit ihrer absoluten Mehrheit | |
| umgehen wird. Sie könnte versucht sein, den Staatsumbau in ihrem Sinne | |
| fortzusetzen. Das aber hieße, eine weitere Konfrontation mit der | |
| Europäischen Union, die Polen bereits mehrmals abgemahnt hat, in Kauf zu | |
| nehmen. | |
| Doch wie auch immer sich die PiS entscheiden wird – es gibt auch eine gute | |
| Nachricht: Für eine Zweidrittelmehrheit, um die Verfassung komplett | |
| umzukrempeln, hat es auch diesmal nicht gereicht. Damit ist Kaczyński der | |
| Weg, den [3][Viktor Orbán in Ungarn eingeschlagen] hat, zumindest bis auf | |
| Weiteres versperrt. | |
| 14 Oct 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] /Parlamentswahl-in-Polen/!5632853 | |
| [2] /Parlamentswahl-in-Polen/!5628947 | |
| [3] /Orban-wirbt-fuer-illiberale-Demokratie/!5613881 | |
| ## AUTOREN | |
| Barbara Oertel | |
| ## TAGS | |
| Polen | |
| PiS | |
| Jarosław Kaczyński | |
| Polen | |
| Polen | |
| Polen | |
| Polen | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Polen nach der Parlamentswahl: Der PiS Paroli bieten | |
| Im Senat ist es der vereinigten Opposition gelungen, den regierenden | |
| Nationalpopulisten mit 51 zu 49 Stimmen den Vorsitz abzuringen. | |
| Parlamentswahl in Polen: Triumph für die PiS | |
| Die nationalpopulistische Regierungspartei PiS erringt erneut die absolute | |
| Mehrheit. Die Linke ist wieder im Parlament vertreten. | |
| Parlamentswahl in Polen: Was steht in den Wahlprogrammen? | |
| Laut Umfragen lag die rechtskonservative PiS vor der polnischen | |
| Parlamentswahl klar vorn. Ein Überlick über die Parteien und ihre | |
| Programme. | |
| Medienlandschaft in Polen: Bedrohte Vielfalt | |
| Nie war die Medienlandschaft in Polen diverser als heute. Doch mit dem | |
| geplanten Journalistengesetz der PiS-Partei könnte sich das ändern. |