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# taz.de -- Regierungskrise in Ecuador: Schuld sind immer die anderen
> Statt zu seiner Sparpolitik zu stehen, wendet Präsident Moreno Gewalt an
> und macht sich aus dem Staub. Leider hat das in Südamerika Tradition.
Bild: In der Hauptstadt Quito protestieren EcuadorianerInnen gegen Morenos Spar…
Da sind sie wieder, die Bilder, die ein südamerikanisches Land wie eine
Bananenrepublik aussehen lassen: Eine Regierung macht das Gegenteil dessen,
was sie im Wahlkampf verspricht. Die Unzufriedenheit mündet in
Massenprotesten. Ein Präsident schickt knüppelnde Sicherheitskräfte,
verhängt eine Ausgangssperre, flüchtet aus der Hauptstadt – und schwafelt
vom Putschversuch mit ausländischer Hilfe.
Was derzeit in Ecuador zu beobachten ist, hat in Südamerika leider eine
lange Tradition. Ähnlich wie [1][zuletzt Argentinien] bekommt das Andenland
den harten Bruch von linker Umverteilungs- zu neoliberaler Sparpolitik zu
spüren. Weil Ecuadors Präsident Lenín Moreno einen Milliardenkredit vom
Internationalen Währungsfond (IWF) möchte, hat er weitgehenden Reformen
zugestimmt.
Und diese Reformen treffen – wen sonst? – vor allem die ärmeren indigenen
Bevölkerungsschichten, die Morenos Vorgänger Correa noch massiv entlastet
hatte. Doch nun sollen unter anderem die Subventionen für vergünstigtes
Benzin wegfallen. Das hatte Präsident Moreno vergangene Woche angekündigt
und damit [2][die Proteste ersten ausgelöst].
Dass die Ecuadorianer*innen nicht die neoliberale Sparpolitik ihrer
Regierung bezahlen möchten, leuchtet ein. Dass sich Präsident Moreno aber
aus der Verantwortung für den ersten Toten und die bisher rund 70
Verletzten der Polizeigewalt stiehlt, hingegen nicht. Stattdessen macht er,
ohne mit der Wimper zu zucken, seinen Amtsvorgänger – und dessen
angeglichenen Komplizen Venezuela – für den Aufruhr verantwortlich. Immer
ist der politische Gegner Schuld am Chaos – dieser Reflex mündet
zwangsläufig in einer Gewaltspirale, mit immer heftigeren und blutigeren
Protesten. [3][Siehe Venezuela] oder Nicaragua.
Besser wäre es, Moreno würde politisch zu seinen Reformen stehen und sie
ehrlich als das benennen, was sie sind: eine Umverteilungspolitik von unten
nach oben.
9 Oct 2019
## LINKS
[1] /Versorgungskrise-in-Argentinien/!5627555
[2] /Sozialproteste-in-Ecuador/!5632366
[3] /Menschenrechte-in-Venezuela/!5609631
## AUTOREN
Ralf Pauli
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