# taz.de -- Treibstoffpreis-Proteste in Ecuador: Bürger besetzen Erdölanlagen | |
> Die Unruhen in Ecuador spitzen sich zu: Der Präsident verlegt den | |
> Regierungssitz, Protestler blockieren Straßen und Ureinwohner halten | |
> Soldaten fest. | |
Bild: Militär gegen Proteste: Soldaten neben brennenden Barrikaden in Duran | |
MACHACHI afp | Die politische Krise in Ecuador hat sich dramatisch | |
verschärft: [1][Bei den Protesten gegen gestiegene Treibstoffpreise] | |
besetzten Demonstranten drei Erdölförderanlagen. Präsident Lenín Moreno | |
sagte in einer Fernsehansprache am Montag (Ortszeit), der Regierungssitz | |
sei von der Hauptstadt Quito in die Küstenstadt Guayaquil verlegt worden. | |
Die Dachorganisation der Indigenen, Conaie, kündigte für Mittwoch eine | |
Kundgebung von 20.000 Demonstranten in Quito an. | |
Die Besetzung der Anlagen betrifft laut Energieministerium zwölf Prozent | |
der durchschnittlichen Ölproduktion – gut 63.000 von 531.000 Barrel | |
täglich. Die Aktionen richteten sich gegen einen Standort des | |
Privatunternehmens Petrobell und zwei Standorte des staatlichen Ölkonzerns | |
Petroamazonas. Die Wut der Demonstranten entzündete sich an einem | |
drastischen Anstieg der Treibstoffpreise. | |
Moreno warf seinem in Belgien lebenden Vorgänger Rafael Correa und dem | |
venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro in einer Fernsehansprache vor, | |
sie steckten hinter einem „Versuch zur Destabilisierung“ Ecuadors. Die | |
Anhänger Correas hätten einen „Staatsstreich versucht“, sie seien für | |
„Plünderung und Zerstörung“ verantwortlich. | |
Die Demonstranten geben Moreno die Schuld für den Anstieg der Preise, da er | |
im März ein Abkommen mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) | |
abgeschlossen hatte. Ecuador sicherte sich damit IWF-Kredite in Höhe von | |
4,2 Milliarden Dollar (gut 3,8 Milliarden Euro). Im Gegenzug wurde Morenos | |
Regierung zur Auflage gemacht, die staatlichen Subventionen für Kraftstoff | |
zu senken. Diese Subventionen schlagen mit 1,3 Milliarden Dollar im Jahr zu | |
Buche. | |
## Soldaten in der Gewalt | |
In 18 von 24 Provinzen gab es Straßenblockaden. In Machachi, einer Vorstadt | |
von Quito, setzte die Polizei am Montag Tränengas gegen Demonstranten ein. | |
In Quito selbst versammelten sich Demonstranten im Park El Arbolito | |
unmittelbar neben dem Parlamentsgebäude. Sie steckten ein Gefährt der | |
Sicherheitsbeamten in Brand. Das Parlament verurteilte „Akte der Zerstörung | |
in unmittelbarer Nachbarschaft“ der Volksvertretung und einen „Versuch zur | |
Besetzung“ des Gebäudes. | |
Angesichts der sozialen Unruhen verhängte Moreno vergangene Woche für 60 | |
Tage den Ausnahmezustand. In den vergangenen Tagen wurden nach offiziellen | |
Angaben 73 Menschen verletzt, darunter 59 Sicherheitskräfte. 477 Teilnehmer | |
der Proteste wurden festgenommen. Vergleichbare Unruhen gab es in Ecuador | |
seit dem Jahr 2007 nicht. | |
Vertreter der Ureinwohner erklärten, sie hätten seit Sonntag mehrere | |
Dutzend Soldaten in ihre Gewalt gebracht. Conaie drohte damit, weitere | |
Polizisten und Soldaten festzuhalten, wenn sie in den von Ureinwohnern | |
bewohnten Gebieten angetroffen würden. Die Regierung bestätigte die Angaben | |
des Dachverbands der Indigenen nicht. | |
8 Oct 2019 | |
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