# taz.de -- Deniz Yücels Buchpremiere: Yücel wird kein Exil-Korrespondent | |
> Der Journalist Deniz Yücel war ein Jahr im türkischen Knast. In Kreuzberg | |
> stellt er das Buch „Agentterrorist“ vor. Zurück in die Türkei geht er | |
> nicht. | |
Bild: Deniz, wie wir ihn am liebsten haben: mit einem Stift in der Hand | |
Berlin dpa/taz | Der in Istanbul [1][wegen Terrorvorwürfen angeklagte | |
Journalist Deniz Yücel] will künftig nicht als „Exil-Korrespondent“ | |
regelmäßig aus Deutschland über die Türkei berichten. „Ich glaube auch | |
nicht, dass das geht“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Als | |
Korrespondent müsse man vor Ort sein und er könne bis auf Weiteres nicht in | |
die Türkei reisen, sagte Yücel. | |
Er wolle sich aber weiter mit dem Land beschäftigen. „Ich habe überhaupt | |
nicht das Gefühl, dass ich mit alledem nichts mehr zu tun haben will. Ich | |
glaube vielmehr, dass weder die Türkei mit mir fertig ist noch ich mit der | |
Türkei“, sagte er. | |
367 Tage lang befand sich der Türkei-Korrespondent der Welt und ehemalige | |
taz-Mitarbeiter und taz-Kolumnist Deniz Yücel in türkischer | |
Untersuchungshaft. Wie vielen JournalistInnen wurde ihm Terrorpropaganda | |
vorgeworfen. Seine Inhaftierung führte zu einer Verschlechterung des | |
politischen Verhältnisses zwischen Deutschland und der Türkei. Am 16. | |
Februar 2018 wurde Yücel aus der Haft entlassen. Er kehrte am selben Tag | |
nach Deutschland zurück. Der türkische Präsident Recep Tayyip Erdoğan hatte | |
Yücel unter anderem als „Agentterrorist“ bezeichnet. | |
So heißt auch Yücels neues Buch, das er am Montag in Berlin vorstellte und | |
das am Donnerstag erscheint. Darin verarbeitet er unter anderem die | |
einjährige Untersuchungshaft. In den nächsten zwei Monaten wolle er mit dem | |
Buch auf Lesetour gehen, 50 Lesungen seien geplant, sagte Yücel. Dann wolle | |
er aber einen Punkt setzten und wieder als Journalist arbeiten. Er sei nach | |
wie vor Angestellter der Welt und wolle nach der Lesetour auch wieder für | |
die Zeitung schreiben, „wo auch immer“. | |
## Egal, was das Gericht sagt | |
Mit seiner Entlassung aus dem Hochsicherheitsgefängnis Silivri westlich von | |
Istanbul durfte Yücel im Februar 2018 ausreisen. [2][Sein Prozess wegen | |
Volksverhetzung und Terrorpropaganda geht jedoch weiter.] Nächster | |
Verhandlungstermin ist der 17. Oktober. | |
Yücel sagte, es sei ihm egal, ob ein Urteil falle oder nicht. „Was dieses | |
Gericht sagt, das ist mir völlig gleichgültig. Das Gericht urteilt nicht, | |
es ist ein Ausführungsorgan.“ Die türkische Justiz sei noch nie so „völl… | |
der politischen Führung unterworfen“ gewesen wie jetzt. Nach dem | |
Putschversuch vom Juli 2016 und den sogenannten Säuberungen in der Justiz | |
seien nur noch Opportunisten oder fanatische Anhänger Erdoğans übrig | |
geblieben. „Der türkische Staat war noch nie so heruntergekommen wie | |
jetzt“, sagte Yücel. Die Türkei werde lange brauchen, um diese Ruinen | |
wieder aufzubauen. | |
Die türkische Führung macht den in den USA lebenden Prediger Fethullah | |
Gülen für den Putschversuch verantwortlich. Seitdem geht die türkische | |
Führung gegen angebliche Gülen-Anhänger, aber auch gegen Oppositionelle | |
vor. Mehr als 100.000 Staatsbedienstete wurden entlassen, darunter Richter | |
und Staatsanwälte. Zehntausende Menschen wurden verhaftet. | |
Auch Deutsche geraten immer wieder wegen angeblicher Terrorverbindungen | |
oder des Vorwurfs der Präsidentenbeleidigung ins Visier der türkischen | |
Justiz. Erst in der vergangenen Woche waren insgesamt sieben deutsche | |
Staatsbürger festgenommen worden. Vier davon sind inzwischen wieder auf | |
freiem Fuß, dürfen aber nicht ausreisen. | |
8 Oct 2019 | |
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