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# taz.de -- Täuschungsfall beim Deutschlandfunk: Betrug beim Dlf aufgeflogen
> Der Sender trennt sich von einem jahrelangen Mitarbeiter. Er hatte seine
> O-Töne nicht selbst aufgenommen und das nicht transparent gemacht.
Bild: Nach Print trifft es jetzt auch das Radio: Betrug beim Deutschlandradio
Dieser Vorfall lässt auf den ersten Blick an den Betrug von Claas Relotius
denken: Beim Deutschlandfunk hat ein langjähriger Mitarbeiter seinen
Arbeitgeber getäuscht. Es handelt es sich um einen freien Reporter, der gut
zwei Jahrzehnte für das Deutschlandradio (Dlf) gearbeitet hat und bis
zuletzt aus dem europäischen Ausland berichtete.
Die Beiträge des Journalisten waren zwar nicht erfunden, doch er verwendete
O-Töne aus anderen Medien und kennzeichnete diese nicht. Hinzu kommt: Der
Reporter nutzte atmosphärische Elemente in seinen Reportagen, die den
Eindruck erweckten, er sei tatsächlich vor Ort gewesen – was jedoch im
vergangenen halben Jahr nicht der Fall war. Der Journalist soll aus einer
„persönlichen Notlage“ heraus gehandelt haben, wie er gegenüber der
Medienseite Übermedien sagte. Mittlerweile hat sich der Dlf von seinem
Mitarbeiter getrennt.
Ein neuer Relotius? [1][Claas Relotius hatte mehrere Jahre gefälschte
Reportagen an den Spiegel] und andere Medien verkauft, hatte Protagonisten
und Szenen erfunden. Damit blieb er auch lange Zeit unentdeckt – bis sein
Kollege Juan Moreno seinen Betrug aufdeckte.
## Kein zweiter Relotius
Dlf-Chefredakteurin Birgit Wentzien sagt klar: „Der Fall ist kein zweiter
Relotius.“ Denn im Falle des Dlf-Reporters stimmen die Fakten. Trotzdem hat
er den Sender betrogen.
Wie will sich der Sender künftig vor Betrug schützen? Seit 2014 existiert
ein journalistisches Selbstverständnis des Deutschlandradios. Dieses deckt,
so Wentzien, Interessenkonflikte von Journalistinnen und Journalisten ab,
wenn es um Verbindungen zu Parteien und anderen Organisationen geht. Nur
reicht das nicht mehr aus. An einer Neufassung dieser Leitlinien wird
deshalb aktuell gearbeitet. Künftig wolle man ein Rechercheprotokoll von
Journalistinnen und Journalisten verlangen, das Kontaktdaten, Fotos und
Quellen dokumentiert. „Wir erwarten, dass unsere Autorinnen und Autoren
ihre Arbeit jederzeit dokumentieren können.“
Zusätzlich soll eine Ombudsperson für das Deutschlandradio ernannt werden,
„die auch selbst Stichproben machen kann, wenn ein Verdacht besteht“, sagt
Wentzien. [2][Dasselbe plante auch der Spiegel nach Relotius.]
Ein zweiter Relotius ist beim Dlf wohl nicht aufgeflogen. Aber vielleicht
hat sich eine neue Chance aufgetan, über das Problem der unsauberen
Recherchen und des zunehmenden Drucks in der Branche zu sprechen.
7 Oct 2019
## LINKS
[1] /Der-Fall-Claas-Relotius-und-Journalismus/!5557396
[2] /Relotius-Bericht-veroeffentlicht/!5597887
## AUTOREN
Erica Zingher
## TAGS
Fälschung
Deutschlandradio
Claas Relotius
Der Spiegel
Claas Relotius
Strache-Video
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