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# taz.de -- Anti-Sisi-Proteste in Ägypten: Regime wappnet sich für Freitag
> Kommt es erneut zu Anti-Sisi-Demonstrationen in Ägypten? Vorsorglich hat
> das Regime knapp 2.000 Menschen festnehmen lassen.
Bild: Am Samstag in Kairo: Demonstranten schützen sich vor Tränengas
KAIRO taz | Was wird rund um den Freitag passieren? In Kairo gibt es kein
anderes Gesprächsthema mehr. Zum einen ist die Aufregung [1][den Protesten
an verschiedenen Orten Ägyptens am vergangenen Wochenende] geschuldet.
Erstmals hatten kleine Gruppen von Demonstranten unter hohem persönlichem
Risiko den Sturz von Präsident Abdel Fatah al-Sisi gefordert – ein Novum in
einem Land, in dem jede Art von oppositioneller Demonstration untersagt
ist.
Zum anderen haben Millionen Ägypter eine Online-Handreichung von Muhammad
Ali, einem ehemaligen Subunternehmer des Militärs, zur Kenntnis genommen:
„Lasst uns noch einen Versuch starten. Vielleicht sieht al-Sisi es ja ein
und tritt zurück. Nächsten Freitag sollten Millionen von Menschen auf die
Straße gehen“, heißt es [2][in einem seiner zahlreichen Videos], die sich
in den letzten drei Wochen in den sozialen Medien wie ein Lauffeuer
verbreiten.
Der bislang unbekannte, 45-jährige Ägypter, der in Spanien lebt, erlangte
Prominenz, indem er – ein ehemaliger Insider der Geschäftstätigkeiten des
Militärs – vermeintliche Details über Geldverschwendung beim Bau von
Präsidentenpalästen al-Sisis und den Missbrauch öffentlicher Gelder bei
Immobiliengeschäften der Armee öffentlich machte.
Die Sicherheitskräfte werden am Freitag mit einem Großaufgebot präsent sein
und das Regime hat Pro-Sisi-Demonstrationen organisiert. Ob sich Menschen
tatsächlich auf die Straße trauen werden, um erneut gegen al-Sisi zu
demonstrieren, möglicherweise in kurzen Flash Mobs, ist jedoch offen.
Die Demonstranten vom letztem Wochenende hatten keine offensichtliche
Führung und politische Zugehörigkeit – auch wenn al-Sisi am Rande der
UN-Vollversammlung in New York mit dem Finger auf den „politischen Islam“
zeigte, sichtlich zufrieden, dass er auch von US-Präsident Donald Trump
erneut Zustimmung erhielt. Schon beim G7-Treffen in Frankreich hatte Trump
al-Sisi als „mein Lieblings-Diktator“ bezeichnet.
## Die meisten Verhafteten sind jünger als 25
Zur Einschüchterung [3][folgte auf die Proteste vom vergangenen Wochenende
eine massive Verhaftungswelle]. Die ägyptische Menschenrechtsorganisation
[4][Egyptian Center for Economic and Social Rights] veröffentlichte eine
Namensliste von fast 2.000 Menschen, die seit verhaften worden sein sollen.
Das sind möglicherweise mehr Menschen als jene, die es gewagt haben, auf
die Straße zu gehen. Die meisten der Verhafteten sind jünger als 25 Jahre
und in oppositionellen Kreisen und bei ehemaligen Tahrir-Aktivisten
unbekannt. Damals während des Arabischen Frühlings 2011 drückte diese
Generation noch die Schulbänke.
Allerdings wurden auch einige prominente Dissidenten abgeholt, darunter der
Politologe Hassan Nafaa von der Universität Kairo und der
Oppositionspolitiker Khaled Dawoud. Beide stehen nun unter Anklage, eine
terroristische Organisation zu unterstützen und Falschinformationen
verbreitet zu haben. Die Menschenrechtsanwältin Mahinour al-Masri wurde in
Alexandria festgenommen, nachdem sie eine Gruppe von Verhafteten bei der
Staatsanwaltschaft repräsentiert hatte. Als sie das Gebäude verließ, wurde
sie selbst in Gewahrsam genommen.
Offensichtlich herrscht bei den Sicherheitskräften Sorge, dass sich die
heutige und die damalige Protestbewegung verbünden. Im Fernsehen wurden
auch sechs Ausländer vorgeführt, die „Geständnisse“ abgaben, dass sie die
Proteste letzten Freitag unterstützt hätten, darunter zwei Türken, zwei
Jordanier, ein Palästinenser und ein Holländer.
Der Holländer soll vom Dach seines Hotel im Zentrum Kairos eine Drohne
aufsteigen lassen haben, um die Umgebung zu filmen und mit den
Demonstranten in ständigen Kontakt gestanden haben. Bei den ebenfalls
präsentierten Drohnenbildern sind allerdings nur die am freitäglichen
Feiertag tagsüber relativ leeren Straßen der Innenstadt von oben zu sehen.
Die Proteste hatten in den Abendstunden stattgefunden.
Die meisten der Verhafteten wurden entweder gleich während der
Demonstrationen letzten Freitag abgegriffen oder in den folgenden Tagen zu
Hause abgeholt. In den vergangenen Tagen hat die Polizei auch vermehrt
Straßenkontrollen durchgeführt, in denen besonders jüngere Menschen
aufgefordert wurden, ihre Handys zu entsperren, die dann nach
kompromittierenden Inhalten, vor allem in den sozialen Medien untersucht
werden.
26 Sep 2019
## LINKS
[1] /Demonstrationen-in-Aegypten/!5627839
[2] https://www.youtube.com/channel/UCowLHQZoAgucNmX19c9tuDQ/videos
[3] /Proteste-in-Aegypten/!5630100
[4] https://ecesr.org/en/
## AUTOREN
Karim El-Gawhary
## TAGS
Ägypten
Abdel Fattah al-Sisi
Zehn Jahre Arabischer Frühling
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