# taz.de -- Hass auf Klimaaktivistin Thunberg: Antira-Aktivist_innen gegen Greta | |
> Greta Thunberg bekommt mehr mediale Aufmerksamkeit als junge BIPoc, die | |
> das gleichen sagen. Doch das ist nicht die Schuld des 16-jährigen | |
> Mädchen. | |
Bild: Greta Thunberg bei einer Klimademonstration in Kanada Ende September | |
Was haben manche zu kurz greifende Antirassismusaktivist_innen mit | |
peinlichen deutschen Komikern und Rechten, die gar nicht erst versuchen, | |
witzig zu sein, gemeinsam? Ganz einfach, sie eint der Hass auf | |
[1][Klimaaktivistin Greta Thunberg.] | |
Wenig überraschend ist, dass Verschwörungstheoretiker sich mit ihren | |
Tritten nach unten mit vermeintlich bürgerlichen Comedy-Almans einig sind. | |
Jeder Mario Barth dieser Welt bringt reaktionäre Deutsche zum Lachen. Als | |
Humor getarnte Menschenfeindlichkeit ist ein billiger sozialer Kleister, | |
keine anspruchsvolle Leistung. Mach einen geschmacklosen Witz über | |
marginalisierte Menschen und es werden dich tausend Knalltüten verteidigen. | |
[2][Nicht einmal das Lob der Emma-Redaktion] für [3][Dieter Nuhr] nach | |
seinen Äußerungen über Thunberg verwundert noch irgendwen, wenn sie ihm als | |
Rebell gegen die „Political Correctness“ auf die Schulter klopft. Alles | |
Sprechverbote, da landen wir also wieder rechtsaußen. Gerade mal Anfang | |
Oktober und Halloween klingelt bereits Sturm. | |
[4][Der Neid und die Tiraden von rechten Greta-Hatern] sind erwartbar. Viel | |
enttäuschender ist die unsolidarische Diffamierung von Thunberg durch | |
Antirassismus-Aktivist_innen, sobald die sechzehnjährige Schwedin nicht den | |
hohen Ansprüchen gerecht wird. Wenn Greta wirklich so krass ist, warum gibt | |
es dann nicht schon längst Klimagerechtigkeit? Und warum bekommt sie so | |
viel mehr Beachtung als indigene Jugendliche oder jene aus dem globalen | |
Süden, die schon viel länger Klimaaktivismus machen und viel stärker von | |
den Folgen betroffen sind als Greta Thunberg? Thunberg sei schließlich auch | |
nur ein „colonizer girl“ und konsequenterweise eher Teil des Problems als | |
der Lösung. | |
Natürlich hängt es mit Rassismus zusammen, dass eine Person wie Greta | |
Thunberg mehr mediale Aufmerksamkeit generieren konnte als die jungen | |
BIPoC, die seit Jahren das Gleiche sagen wie sie. Doch die Verantwortung | |
dafür tragen vor allem jene Politiker_innen und Journalist_innen, die | |
bisher die globalen Stimmen ignoriert oder belächelt haben. Thunberg knüpft | |
nicht nur explizit an die Kämpfe von Schwarzen, indigenen und | |
Klimaaktivist_innen of Color an, sondern teilt mit ihnen auch ihre | |
Plattform. Sie reißt nicht einfach das Mikrofon an sich und macht alle | |
anderen unsichtbar. | |
Es gibt nicht viele 16-jährige Mädchen mit Asperger-Syndrom, die trotz | |
massiver Drohungen weiterkämpfen, während sie andere Jugendliche | |
politisieren und mobilisieren. Mag sein, dass die | |
Fridays-for-Future-Aktivist_innen größtenteils weiß und bürgerlich sind, | |
doch diese Eigenschaft trifft auf fast alle Gruppierungen zu, die in | |
Deutschland was zu melden haben, allen voran die Medienbranche. Wer sich | |
den Greta-Diss gibt, begibt sich in unangenehme Gesellschaft. Und ganz | |
ehrlich, was habt ihr mit 16 gemacht? | |
8 Oct 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Schwerpunkt-Fridays-For-Future/!t5571786 | |
[2] https://www.emma.de/artikel/ich-bin-eine-frauen-und-fremdenfreundin-337091 | |
[3] /Umgang-mit-Klimaskeptikern/!5625760 | |
[4] /Thunberg-Kritik-in-Frankreich/!5628179 | |
## AUTOREN | |
Hengameh Yaghoobifarah | |
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