# taz.de -- Studie zum Aufwachsen mit dem Internet: Digital natives und besorgt… | |
> Was erleben Kinder und Jugendliche im Internet? Eine Studie zeigt: Eltern | |
> machen sich Sorgen, Kinder fühlen sich online fit. | |
Bild: Ein junges Mädchen macht ein Selfie mit Angela Merkel | |
Berlin taz | Eltern in Deutschland sind eher besorgt, wenn sie sich | |
Gedanken darüber machen, was ihre Kinder im Netz erleben könnten. Kinder | |
und Jugendliche hingegen haben eher ein positives Verhältnis zum Digitalen | |
und halten sich selbst für fähig zu unterscheiden, welche Informationen sie | |
online teilen können und welche nicht. | |
Das geht aus einer [1][repräsentativen Studie] zur Erfahrungswelt von | |
Kindern und Jugendlichen im Internet hervor, die das Hans Bredow Institut | |
durchgeführt und deren Ergebnisse am Donnerstag in Berlin zusammen mit dem | |
Kinderhilfswerk Unicef präsentiert hat. | |
Der Ansatz der Studie: Kinder selbst fragen, wie sich im Digitalen bewegen, | |
was sie nutzen, wie ihre Erfahrungen sind und auch ihre Eltern in die | |
Umfrage mit einbeziehen. Die Ergebnisse: Die meisten Kinder und | |
Jugendlichen gehen mittlerweile mit einem Smartphone online, im Unterschied | |
zur Vorläuferstudie 2010. Im Schnitt sind sie etwa 2,4 Stunden online; je | |
älter sie werden, umso mehr Zeit verbringen sie online. | |
Die meisten Kinder sind der Meinung, dass sie sich online kompetent | |
bewegen. Allerdings gaben ein Fünftel der 12- bis 17-Jährigen an, in den | |
letzten 12 Monaten Nachrichten mit sexuellen Inhalten versendet zu haben. | |
Ein Verhalten, dass negative Folgen haben und daher der Einschätzung der | |
eigenen Medienkompetenz zuwiderlaufen kann. Knapp ein Drittel gab an, | |
ungefragt wegen „sexuellen Dingen“ kontaktiert worden zu sein. | |
Richtig schlimme und verstörende Erfahrungen haben der Studie zufolge nur | |
neun Prozent der Kinder und Jugendlichen gemacht. Genannt wurde ein | |
Kettenbrief, der mit einer Drohung versehen war oder auch ein | |
Video-Ausschnitt vom [2][Christchurch-Attentat]. Abgesehenen davon hat ein | |
Viertel der Befragten auch Erfahrungen mit gemeinen Verhaltensweisen | |
gemacht – jedoch überwiegend analog. Das „gemein“ meint in der Studie | |
Verhaltensweisen wie Hänseleien oder Spott. | |
## Reden hilft | |
Was machen die Kinder im Netz? Den Ergebnissen zufolge hören sie | |
überwiegend Musik, gucken Videos oder nutzen das Internet für die Schule. | |
Nur ein Drittel liest Nachrichten, dabei auch eher die älteren. Die | |
Bildungs- und Partizipationspotenziale seien nicht ausgeschöpft, so die | |
Medienforscherin Dr. Sabine Lampert, die an der Studie mitgewirkt hat. Ein | |
Defizit sieht sie auch bei der Rolle der Eltern und Lehrer, denn auch die | |
würden die positiven Potenziale nicht vermitteln. | |
Die Forschenden betonen in ihrem Fazit drei Bereiche: „Schutz, Befähigung, | |
Teilhabe“. Es sei wichtig, einen vernünftigen Ausgleich zwischen den | |
Bereichen zu finden. Es brauche mehr Dialog in den Familien, es müsse aber | |
auch das Bewusstsein dafür geschärft werden, welches Risiko das eigene | |
Handeln im Hinblick auf andere habe. Medienkompetenz alleine reiche nicht, | |
Bildungs- und Partizipationsmöglichkeiten des Internets müssten stärker | |
beachtet werden. | |
Dass die Eltern Angst haben, scheint zudem ein landesspezifisches Problem | |
zu sein. „Deutsche Eltern tendieren dazu, die möglichen negativen Seiten | |
der Online-Nutzung zu betonen“, sagt Prof. Uwe Hasebrink, der auch an der | |
Studie mitgearbeitet hat. Das sei in anderen Ländern anders, das habe sich | |
auch bei der Studie von 2010 gezeigt. Hasebrink sagt, die Botschaft an | |
deutsche Eltern müsse daher sein: „Kümmert euch um Befähigung und | |
Teilhabe“. | |
19 Sep 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.hans-bredow-institut.de/uploads/media/Publikationen/cms/media/s… | |
[2] /Video-des-Anschlags-in-Christchurch/!5578598 | |
## AUTOREN | |
Anna Grieben | |
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