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# taz.de -- Lehrkräfte in Berlin: Keine Antwort auf den Mangel
> SPD-Fraktion will LehrerInnen wieder mit einer Verbeamtung locken. Ein
> Wochenkommentar.
Bild: Ob angestellt oder verbeamtet: es muss einfach mehr Personal durch diese …
Die SPD-Fraktion hat sich entschieden: LehrerInnen in Berlin sollen wieder
verbeamtet werden. Nun klingt so ein offizieller Fraktionsbeschluss zwar
nach mächtig viel Tatkraft, tatsächlich ist es aber nicht mehr als eine
Willensbekundung – und ob die Basis beim Landesparteitag Ende Oktober dem
am Dienstagabend beschlossenen Wunsch der Fraktion folgt, ist noch längst
nicht ausgemacht.
Beim letzten Showdown um die Verbeamtungsfrage auf dem Parteitag im
Frühjahr konnten sich die GenossInnen lediglich dazu durchringen, eine
Entscheidung auf den Herbst zu vertagen und einen Prüfauftrag an die
Finanzverwaltung zu stellen. Die Frage: Könnte man die finanziellen
Nachteile, die angestellte LehrerInnen gegenüber verbeamteten KollegInnen
haben, vielleicht auch durch tarifliche Zulagen auffangen? Denn dass die
Rückkehr zur Verbeamtung eine teure Angelegenheit würde – Stichwort
zukünftige Pensionslasten – hat Finanzsenator Matthias Kollatz (SPD)
bereits deutlich gemacht. Die Gewerkschaft GEW schätzt, dass eine
verbeamtete Lehrkraft nach 30 Jahren Dienstzeit und 20 Jahren
Versorgungszeit das Land rund 200.000 Euro mehr kostet als eine angestellte
LehrerIn.
Nun sagt die Finanzverwaltung: Nein, man könne die finanzielle
Ungleichbehandlung von angestellten und verbeamteten LehrerInnen nicht über
Zulagen regeln – das verbiete das Regelwerk der Tarifgemeinschaft der
Länder, der auch Berlin angehört. Diese Linie hat Kollatz auch schon vorher
vertreten.
Der SPD-Fraktion gibt das nun Munition, eine Rückkehr zur Verbeamtung zu
fordern, offenbar getreu dem alten Gewerkschaftermotto „Gleicher Lohn für
gleiche Arbeit“. Damit mögen sich die GenossInnen bei den angestellten
LehrerInnen und vielen Eltern im Lande beliebt machen, die Taten sehen
wollen angesichts der endlosen Debatten um QuereinsteigerInnen und
Personalproblemen in den Schulen.
Tatsächlich dürfte die SPD aber wissen, dass die Verbeamtung keine Antwort
auf dieses Problem ist. Die Rede vom „Wettbewerbsvorteil“, den man sich im
bundesweiten Kampf um die Fachkräfte erhofft, ist Quatsch: Ja, es
verbeamten bereits alle anderen Bundesländer – und Länder wie NRW und auch
Brandenburg haben trotzdem massive Probleme, Stellen zu besetzen oder haben
ebenfalls wachsende Quereinsteigerzahlen.
Was helfen würde: eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen in den Schulen,
sprich, ganz entschieden mehr Personal ins System zu holen. Also: die
Zulassungshürden fürs berufsbegleitende Referendariat weiter abbauen. Das
wäre unpopulär, aber richtig und mutig. Dann die Quereinsteigenden
vernünftig betreuen – und ihre Ressourcen nutzen, statt sie als LehrerInnen
zweiter Klasse behandeln.
Nun regiert die SPD nicht alleine. Mit der Linken ist eine Verbeamtung eh
nicht vorstellbar, bei den Grünen wird man sehen. Fraktionschefin Silke
Gebel sagte der taz zuletzt im Frühjahr, sie halte es für „total
unsolidarisch“, wenn man dem Sozialversicherungssystem eine große Gruppe
von überdurchschnittlich Verdienenden entziehe. Auch das ist wahr.
28 Sep 2019
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Verbeamtung
Schule
SPD Berlin
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IG Metall
Arbeit in Serie
Verbeamtung
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