# taz.de -- „Yellowhammer“-Prognosen für Brexit: Ein schlechtes Hollywood-… | |
> Hamsterkäufe, Polizeieinsätze, Engpässe: Die britische Regierung rechnet | |
> beim No-Deal mit schlimmen Folgen. Doch nicht alle Dokumente wurden | |
> freigegeben. | |
Bild: Yummie: Die britische Regierung warnt vor Hamsterkäufen | |
London dpa | [1][Auf Druck des Parlaments] hat die britische Regierung ein | |
internes Papier für den Fall eines No-Deal-Brexits veröffentlicht. Das am | |
Mittwochabend publik gemachte „Yellowhammer“-Dokument war bereits | |
vergangenen Monat an die Presse durchgesickert und enthält Prognosen | |
darüber, was bei einem ungeregelten EU-Austritt Großbritanniens passieren | |
dürfte. Für Aufsehen sorgt besonders, dass der Titel inzwischen offenkundig | |
geändert wurde. | |
Der Sunday-Times-Journalistin Rosamund Urwin waren schon vor Wochen | |
inhaltlich identische Dokumente [2][mit der Überschrift „Grundlegendes | |
Szenario“ zugespielt worden], wie sie auf Twitter schrieb. Die von der | |
Regierung am Mittwoch veröffentlichten Papiere tragen den Titel | |
„Planungsannahmen für den schlimmsten Fall“. | |
Durch die geänderte Überschrift könnte sich die Opposition in ihrer | |
Vermutung bestätigt sehen, dass die Regierung die möglichen Folgen eines | |
ungeregelten EU-Austritts am 31. Oktober herunterspielt. „Operation | |
Yellowhammer“ (Goldammer) ist der Code-Name für die No-Deal-Planung der | |
britischen Regierung. | |
## Parlamentarier wollen mehr Transparenz | |
In dem sechsseitigen Dokument wird unter anderem vor Protesten und | |
Störungen der öffentlichen Ordnung gewarnt, die eine „erhebliche Menge“ d… | |
Polizeikräfte in Anspruch nehmen würden. Außerdem könnte es aufgrund langer | |
Wartezeiten am Ärmelkanal zu Lieferengpässen bei Medikamenten kommen. In | |
der Folge könnten Krankheiten bei Tieren ausbrechen, die auch die | |
menschliche Gesundheit beeinträchtigen könnten. Auch bestimmte Lebensmittel | |
dürften dem Dokument zufolge knapp werden, verschlimmert durch | |
Hamsterkäufe. In Teilen des Landes könnte es auch zu Kraftstoffengpässen | |
kommen. | |
Mit den Veröffentlichungen bleibt die Regierung weit hinter den Forderungen | |
des Parlaments zurück. Die Abgeordneten hatten am Montag, kurz vor dem | |
Beginn einer von Johnson auferlegten fünfwöchigen Zwangspause, die | |
Herausgabe sämtlicher Dokumente zu den No-Deal-Planungen verlangt. | |
Zudem forderten sie die komplette Korrespondenz dazu an, inklusive E-Mails | |
und Kurznachrichten wichtiger Regierungsmitarbeiter und Berater. | |
Staatsminister Michael Gove wies die Forderung als „unangemessen und | |
unverhältnismäßig“ zurück. Die Regierung müsse die Privatsphäre ihrer | |
Mitarbeiter schützen. | |
Hintergrund der Forderung nach der Korrespondenz war die Vermutung, Johnson | |
wolle das Parlament mit der Zwangspause schlicht kaltstellen, um einen | |
No-Deal-Brexit durchziehen zu können. Der Premier droht offen damit, sein | |
Land ohne Abkommen aus der EU zu führen, sollte sich Brüssel nicht auf | |
seine Forderungen nach Änderungen am Austrittsabkommen einlassen. Dabei hat | |
das Parlament inzwischen ein Gesetz verabschiedet, das ihn zum Beantragen | |
einer Verlängerung zwingt, sollte nicht rechtzeitig ein Deal mit der EU | |
zustande kommen. | |
[3][Am Mittwoch schloss sich ein schottisches Gericht der Auffassung der | |
Johnson-Kritiker an] und erklärte die Zwangspause für unrechtmäßig. Die | |
Richter kamen zu dem Schluss, dass Johnson tatsächlich der Kontrolle durch | |
das Parlament entgehen wollte. Das Gericht kündigte an, die Zwangspause – | |
die eigentlich erst am 14. Oktober enden soll – für „null und nichtig“ zu | |
erklären. | |
Oppositionsabgeordnete riefen die Regierung dazu auf, das Parlament | |
umgehend wieder einzuberufen. „Sie sollten uns zurückrufen, damit wir | |
unsere Arbeit machen können“, sagte der Labour-Abgeordnete Hilary Benn dem | |
britischen Sender Sky News. Doch die Regierung wies die Forderungen zurück | |
und kündigte an, zunächst Berufung einzulegen beim obersten britischen | |
Gericht, dem Supreme Court. Dort soll am Dienstag kommender Woche über die | |
Angelegenheit verhandelt werden. | |
Eine Sprecherin von Parlamentspräsident John Bercow teilte mit, es liege in | |
der Zuständigkeit der Regierung, die Zwangspause vorzeitig zu beenden. | |
Johnson äußerte sich am Mittwoch nicht zu dem Urteil. | |
12 Sep 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Britisches-Parlament-in-Zwangspause/!5624428 | |
[2] https://twitter.com/RosamundUrwin/status/1171926496367300609 | |
[3] /Urteil-in-Schottland/!5622470 | |
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