# taz.de -- Polizeieinsatz bei Klimastreik-Blockaden: In die Mangel genommen | |
> Hamburgs Polizei wird für ihr hartes Vorgehen bei der Räumung von | |
> Sitzblockaden beim Klimastreik kritisiert. Die Behörden verteidigen den | |
> Einsatz. | |
Bild: „Besonnener“ Einsatz? Räumung einer Sitzblockade während des Klimas… | |
Hamburg taz | Die Schmerzen seien unangenehm gewesen, sagt Marten Olsen. | |
„Ich habe sie noch am nächsten Tag im Hals gespürt.“ Olsen ist einer von | |
mehreren hundert AktivistInnen, die am Freitag nach der | |
[1][Klimastreik]-Demonstration in Hamburg bei einer Sitzblockade von der | |
Polizei geräumt wurden. [2][Ein Video zeigt, wie ein Polizist dem | |
25-Jährigen dabei den Kopf stark zur Seite biegt]. Olsen sitzt zunächst auf | |
dem Boden und hat die Arme unter seinen Knien verschränkt. Als Polizisten | |
versuchen, ihm die Arme auf den Rücken zu drehen, steht er freiwillig auf. | |
Mehrere kurze Videos von Blockaderäumungen in Hamburg kursieren im Netz – | |
und sorgen für Empörung. Eine Diskussion ist darüber entbrannt, wie hart | |
die Polizei gegen die teilweise Minderjährigen vorgegangen ist. | |
Bis zu 100.000 Menschen zogen am Freitag bei der | |
Klimastreik-Demonstrationen durch Hamburg. AktivistInnen der Gruppen | |
„Sitzenbleiben“ und „Ende Gelände“, zu denen auch Olsen gehört, hatte… | |
aufgerufen, den Verkehr zusätzlich zu blockieren. | |
An zentralen Orten wie dem Stephansplatz oder der Kennedybrücke setzten | |
sich nachmittags junge Menschen auf die Straße und wurden dann von der | |
Polizei weggetragen. Bei der Räumung von bis zu 200 Menschen auf der | |
Lombardsbrücke griff die Polizei stärker durch. | |
Laut Fotograf Miguel Ferraz, der für die taz vor Ort war, waren viele der | |
DemonstrantInnen dort minderjährig. „Diejenigen, die sich eingehakt oder | |
die Arme verschränkt hatten, wurden hart angegangen.“ | |
[3][Ein Video etwa zeigt, wie ein Polizist einer Jugendlichen mit gefärbten | |
Haaren den Kopf verdreht], während ein weiterer Beamter neben ihr kniet und | |
versucht, an ihren Fingern Schmerzgriffe anzusetzen. Der kurze Film wurde | |
auf Twitter bis Sonntagnachmittag über 200.000 Mal angeklickt. | |
Zahlreiche User verurteilten das Vorgehen der Polizei. Die Hamburger | |
Linken-Abgeordnete Christiane Schneider kritisiert: „Mit brutalen und | |
gefährlichen Schmerzgriffen ist die Polizei gegen friedliche Aktionen des | |
zivilen Ungehorsams vorgegangen.“ | |
Hamburgs Polizeisprecher [4][Timo Zill verteidigte den Einsatz]. Die | |
Blockierer seien der Aufforderung, die Straße zu verlassen, nicht | |
nachgekommen. Nach erneuter Ansprache seien sie „unter Anwendung einfacher | |
körperlicher Gewalt von der Fahrbahn gebracht“ worden. „Die Einsatzkräfte | |
haben dies im erforderlichen Maße ruhig, besonnen und professionell | |
durchgesetzt.“ | |
Aktivist Olsen erklärte, es sei der Sinn der Sitzblockade gewesen, nicht | |
einfach wieder zu gehen, sobald die Polizei kommt. Man habe im Vorfeld | |
einen Aktionskonsens veröffentlicht, der klar besagt, dass man friedlich | |
bleiben werde. Das hätte er sich auch von der Polizei gewünscht. | |
22 Sep 2019 | |
## LINKS | |
[1] /Aktionstag-gegen-die-Erderhitzung/!5627792 | |
[2] https://twitter.com/Sitzenbleibenhh/status/1175093372987629570 | |
[3] https://twitter.com/Sitzenbleibenhh/status/1175092514350665728 | |
[4] https://twitter.com/PolizeiHamburg/status/1175368004672135168 | |
## AUTOREN | |
Jean-Philipp Baeck | |
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