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# taz.de -- Neue Studie zu sexueller Gewalt: Schulen haben Nachholbedarf
> Zu wenig Einrichtungen tun genug gegen sexuelle Übergriffe. Zu diesem
> Ergebnis kommt eine Untersuchung des Jugendinstituts München.
Bild: Kaum Verbesserungen: An deutschen Schulen wird zu wenig getan, um sexuell…
Berlin taz | Das muss „Chefsache“ werden. So jedenfalls sieht es
Johannes-Wilhelm Rörig. Damit meint der Missbrauchsbeauftragte der
Bundesregierung, dass das Engagement gegen sexuelle Gewalt an Kindern und
Jugendlichen in Deutschland eine gesetzliche Grundlage braucht. Er forderte
die Bundesländer auf, Schutzkonzepte gegen [1][sexuellen Missbrauch] in die
Schulgesetze aufzunehmen.
Sein Vorstoß hat einen konkreten Hintergrund: Nach dem Abschlussbericht zur
Prävention sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen, den Rörig am
Mittwoch in Berlin gemeinsam mit dem Deutschen Jugendinstitut (DJI) in
München vorstellte, mangelt es vor allem in Schulen an solchen
Schutzkonzepten. Nur etwa 13 Prozent der Schulen haben demzufolge
ausreichende Präventionsstrategien gegen sexuellen Missbrauch. Diese Zahl
ist genauso niedrig wie vor fünf Jahren, als das schon einmal untersucht
wurde.
Seit 2015 hat das DJI in Schulen und Kitas, Heimen und Internaten, in
Kliniken und Arztpraxen sowie in kirchlichen Einrichtungen untersucht, was
dort gegen sexuelle Gewalt getan wird. Das sogenannte Monitoring ergab
zwar, dass Kinder und Jugendliche in Schulen, Kitas und Heimen heute besser
geschützt sind als noch vor ein paar Jahren. Trotzdem mangelt es
flächendeckend an praktikablen Schutzkonzepten. So haben laut Untersuchung
nur etwa ein Drittel der Heime bis heute Schutzkonzepte entwickelt. „Das
ist vor allem in Einrichtungen mit vielen Kindern und wenig Personal ein
Problem“, sagte DJI-Forschungsdirektorin Sabine Walper. Oftmals wüssten die
Einrichtungen nicht, was genau sie tun müssen, um sexuelle Gewalt
einzudämmen, sagte Walper.
Dunkelfeldanalysen gehen davon aus, dass in jeder Schulklasse etwa ein bis
zwei Schüler*innen von sexueller Gewalt betroffen sind. Das
Bundeskriminalamt spricht von über 12.000 Fällen allein 2018. Das sind nur
bekannt gewordene Taten. „Viele Übergriffe werden aus Scham oder Druck
innerhalb der Familie nicht angezeigt“, sagte Rörig. Rund die Hälfte der
Missbrauchstaten findet in der Familie statt, etwa 10 bis 15 Prozent in den
staatlichen und kirchlichen Einrichtungen.
Dramatisch seien laut Rörig die Übergriffe von Kindern und Jugendlichen
untereinander. Die fänden mitunter schon in Kitas statt. In Heimen, wo
viele Jugendliche aufeinandertreffen, sei das Problem gravierend.
Als dramatisch bezeichnete Rörig auch die Zunahme von Cybergrooming, das
gezielte Anbahnen sexueller Kontakte im Netz, sowie die Masse an
kinderpornografischem Material im Internet. Damit seien
Bildungseinrichtungen vielfach überfordert. Erschwerend komme laut Rörig
die Interaktion der Jugendlichen selbst hinzu: wenn Kinder und Jugendliche
sexuell konnotierte Fotos von sich selbst machen und diese verschicken.
Nicht selten werden solche Bilder später, wenn Beziehungen oder
Freundschaften zerbrochen sind, unerlaubt im Netz hochgeladen. „Da ist
dringender pädagogischer Bedarf“, sagte Rörig.
4 Sep 2019
## LINKS
[1] /Prozess-um-Missbrauch-in-Luegde/!5618445
## AUTOREN
Simone Schmollack
## TAGS
Gewalt in der Schule
sexueller Missbrauch
Studie
Schule
sexueller Missbrauch
Lügde
Schuld
George Pell
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