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# taz.de -- Flucht über die Türkei nach Griechenland: Immer mehr fliehen übe…
> Die Regierung in Athen versucht die Grenze zur Türkei dicht zu machen.
> Auch mithilfe von Nato und Frontex. Und durch die Beschneidung von
> Asylrechten.
Bild: Griechenland will die Rechte von Flüchtlingen einschränken
Auf den griechischen Ägäisinseln kommen so viele Flüchtlinge an wie seit
Jahren nicht mehr. Allein auf der Insel Lesbos waren es am vergangenen
Donnerstag über 500. Das ist die höchste Tageszahl seit Inkrafttreten des
EU-Türkei-Flüchtlingspakts von 2016. Die meisten stammen aus Afghanistan.
Insgesamt erreichten im August etwa 7.000 Flüchtlinge die griechischen
Inseln, im ganzen Jahr waren es bislang 23.200. Das ist ziemlich genau die
Hälfte aller Bootsflüchtlinge, die seit Jahresbeginn nach Europa gekommen
sind. Damit ist die Zahl EU-weit gegenüber dem Vorjahr um etwa ein Drittel
gesunken. Nur in der Ägäis geht sie zurzeit steil nach oben.
Bis zum März 2016 waren Hunderttausende Flüchtlinge über die Türkei und die
Ägäis nach Europa gekommen. Dann trat eine Verabredung zwischen der EU und
der Türkei in Kraft: Die EU zahlte Milliarden für die Versorgung syrischer
Flüchtlinge in der Türkei, das Land schnitt dafür die Fluchtwege in
Richtung Europa ab. Obwohl sich das Verhältnis zwischen der EU und der
AKP-Regierung in Istanbul seither erheblich verschlechtert hatte, hielt die
Türkei ihre Zusage weitgehend ein und sorgte dafür, dass kaum Flüchtlinge
nach Griechenland durchkamen.
Das ändert sich derzeit. Hintergrund ist möglicherweise, dass momentan im
syrischen Idlib Tausende Menschen in Richtung der türkischen Grenze
unterwegs sind und Aufnahme und Schutz vor den Angriffen des Assad-Regimes
fordern. Mit dem Stand von März 2019 wurden gerade mal rund 2.400 Syrer
zwangsweise aus Griechenland in die Türkei zurückgeschickt.
Der griechische Außenminister Nikos Dendias rief die Türkei auf, ihrer
Verpflichtung nachzukommen, Migranten von der Einreise nach Griechenland
abzuhalten. Dazu bestellte er den türkischen Botschafter ins
Außenministerium in Athen ein. Die erst kürzlich gewählte konservative
Regierung in Athen beschloss am Samstag unter anderem, die Grenzüberwachung
auszubauen.
## Den Rechtsweg einschränken
Dabei helfen sollen unter anderem die EU-Grenzschutzagentur Frontex und die
Nato. Griechenland will abgelehnte Asylbewerber künftig schneller in die
Türkei abschieben. Außerdem will die Regierung in Athen das Asylverfahren
verkürzen und die Möglichkeiten einschränken, gegen eine Ablehnung
rechtlich vorzugehen.
Griechenland war im März 2016 dazu übergangen, ankommende Flüchtlinge teils
sehr lange Zeit in völlig überfüllten Lagern auf den Ägäis-Inseln
unterzubringen. Die Lage dort hat sich durch die große Zahl von Ankünften
nun noch einmal deutlich verschärft. Im Camp Moria auf Lesbos sind derzeit
etwa 11.000 Menschen untergebracht. Die als Internierungslager geplante
Einrichtung ist aber nur für 3.000 Insassen ausgelegt, es gibt nur zwei
Ärzte in dem Lager. Insgesamt 1.000 Menschen aus Moria, vor allem
unbegleitete Kinder, sollen nun in Auffanglager auf dem Festland gebracht
werden.
1 Sep 2019
## AUTOREN
Christian Jakob
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Schwerpunkt Flucht
Flüchtlinge
Griechenland
Türkei
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