| # taz.de -- Uber in Berlin: Nur gucken, nicht buchen | |
| > Das Unternehmen Uber präsentiert auf der deutschen Homepage den | |
| > Sammeltaxi-Dienst UberPool, bietet ihn in Berlin aber nicht an – weil es | |
| > nicht darf. | |
| Bild: Ein Uber-Fahrer fährt dich gern billig zum Hauptbahnhof, hält sich aber… | |
| Wer in Berlin eine Fahrt mit dem Dienst UberPool buchen will, kann sich | |
| dafür jederzeit registrieren – diesen Anschein erweckt zumindest die | |
| [1][Uber-Webseite]. Doch wer dann tatsächlich eine Fahrt im Sammeltaxi | |
| buchen möchte, wird enttäuscht: UberPool sei in Berlin genauso wie in ganz | |
| Deutschland nicht verfügbar, erklärt ein Unternehmenssprecher der taz. | |
| Uber bietet private Fahrdienstleistungen an. Das Pooling-Konzept sieht vor, | |
| mehrere Fahrgäste, die in dieselbe Richtung möchten, in einem Fahrzeug | |
| zusammenzubringen. Der Preis der Fahrleistung wird dann unter den Buchenden | |
| geteilt. In Deutschland ist Pooling allerdings nur mit einer | |
| Sondergenehmigung erlaubt. | |
| Deshalb sorgt die Gestaltung der Uber-Webseite für Irritationen – zum | |
| Beispiel beim für die Zulassung von Mobilitätsdiensten zuständigen Berliner | |
| Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten (Labo). Ein Sprecher des | |
| Berliner Verkehrssenats erklärt der taz, das Unternehmen habe sein | |
| Sammeltaxi-Konzept bereits vor Jahren angekündigt, dem Labo bisher aber | |
| nicht mitgeteilt, ob und wann es aktiv werden soll. Da Uber den Dienst | |
| online vorstellt, laufe nun eine Überprüfung der Sachlage. Das bestätigt | |
| auch das Labo auf taz-Nachfrage. | |
| In der Uber-App stehen aktuell nur die Dienste [2][UberX] und UberXL zur | |
| Verfügung, außerdem kann eine normale Taxifahrt gebucht werden. Bei UberX | |
| vermittelt das Unternehmen seine Kunden an Mietwagenfirmen, die Fahrdienste | |
| günstiger als normale Taxis anbieten. Böte Uber selbst Fahrten an, wäre das | |
| ein Verstoß gegen das deutsche Personenbeförderungsgesetz. | |
| ## Rückkehrpflicht wird ignoriert | |
| Das Personenbeförderungsgesetz schreibt auch verschiedene Bedingungen für | |
| die Uber-Partner fest. Das Labo muss ihnen eine Genehmigung und den | |
| angestellten FahrerInnen einen Personenbeförderungsschein ausstellen. | |
| Offiziell gilt auch eine Rückkehrpflicht zum Betriebsstandort nach jeder | |
| Fahrt – mit einer Ausnahme: Erreicht die FahrerInnen unterwegs ein | |
| Folgeauftrag, dürfen sie den direkt annehmen. | |
| Diese Einschränkung führt dazu, dass die Rückkehrpflicht im Grunde genommen | |
| keine ist. „Dann parken sie eben auf dem Parkplatz von Burger King und | |
| warten dort“, sagt Rolf Feja von der Berliner Taxi-Innung der taz. „Wenn | |
| man sie darauf anspricht, sagen sie, sie machen Pause.“ Auch aus dem Labo | |
| ist zu hören, die Kontrolle der Rückkehrpflicht sei grundsätzlich | |
| schwierig. Der Verkehrssenat fordert deshalb zum Beispiel die Einführung | |
| von Kennzeichnungspflichten, um die Kontrollierbarkeit der Anbieter zu | |
| erhöhen. | |
| Die Berliner Taxi-FahrerInnen sind verärgert. Feja erklärt, seine | |
| KollegInnen warteten am Flughafen Tegel immer länger auf Kundschaft, | |
| während die Uber-FahrerInnen Auftrag um Auftrag bekämen. Und der Unmut | |
| dürfte in nächster Zeit noch größer werden: Am Mittwoch verkündete das | |
| Unternehmen FreeNow nämlich, mit einem identischen Konzept wie Uber den | |
| Berliner Markt zu betreten – noch mehr günstige Konkurrenz für die Berliner | |
| Taxis. | |
| „FreeNow ist der Nachfolger von MyTaxi, der Taxi-Vermittlungsapp. Die haben | |
| jahrelang Daten von uns gesammelt und können das jetzt nutzen“, schimpft | |
| Feja. Hinter FreeNow stehen die Konzerne Daimler und BMW. Feja sagt, die | |
| Unternehmen verkauften sich gegenüber Verkehrsminister Andreas Scheuer als | |
| heimischer Gegenentwurf zu Uber – ein Preiskampf zwischen den Anbietern sei | |
| programmiert, Leidtragende dürften erneut die Berliner Taxi-FahrerInnen | |
| werden. | |
| ## Erlaubte Sammeltaxis in Berlin | |
| Immerhin das noch günstigere Angebot von UberPool muss das Taxigewerbe | |
| aktuell nicht fürchten, Uber besitzt in Berlin keine Sondergenehmigung. | |
| Dafür sind die Unternehmen Clevershuttle und Berlkönig in der Stadt aktiv. | |
| Der Sprecher des Verkehrssenats erklärt, beide seien Teil einer | |
| vierjährigen Testphase, der Senat sammle von den Unternehmen Daten, um zu | |
| prüfen, ob Pooling ein funktionierendes Mobilitätskonzept für Berlins | |
| Zukunft sein könnte. | |
| Clevershuttle, ein privatwirtschaftlicher Anbieter, deckt den Westen der | |
| Stadt ab. Berlkönig, ein Gemeinschaftsprojekt von Daimler, dem App-Anbieter | |
| VIA und der BVG, ist im Osten unterwegs. Eine Sprecherin der BVG ist | |
| zuversichtlich, dass Pooling den öffentlichen Personennahverkehr sinnvoll | |
| ergänzt: „Zukünftige Mobilität muss einfach ein bisschen vielseitiger sein | |
| als nur U-Bahn, Bus und Tram.“ | |
| Die wünschenswerte Anbindung der Bezirke außerhalb des S-Bahn-Rings an die | |
| Innenstadt leisten die Sammeltaxis aber nicht. Gegenüber der taz erklärt | |
| die BVG, die Berlkönig-Fahrzeuge dürften nicht außerhalb des | |
| festgeschriebenen Gebiets eingesetzt werden – das sei Bedingung der | |
| Sondergenehmigung. | |
| Berlkönige wird es außerhalb des Berliner S-Bahn-Rings also nicht geben. | |
| Der Verkehrssenat möchte stattdessen Rufbusse einsetzen, um die | |
| Außenbezirke besser anzubinden, gegen einen Aufpreis zu den üblichen | |
| BVG-Tarifen. Ob der Rufbus dann noch günstiger ist als eine von Uber oder | |
| FreeNow angebotene Mietwagenfahrt, wird sich zeigen. | |
| 29 Aug 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] https://www.uber.com/de/de/ride/uberpool/ | |
| [2] /Berliner-Taxiprotest/!5598561&s=uberx/ | |
| ## AUTOREN | |
| Lukas Waschbüsch | |
| ## TAGS | |
| ÖPNV | |
| Taxigewerbe | |
| BerlKönig | |
| Verkehrswende | |
| Taxisbranche | |
| BVG | |
| BerlKönig | |
| Taxi | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA | |
| Verkehrswende in Berlin: Was tun mit dem König? | |
| Die Zukunft des Minibus-Systems Berlkönig ist weiter offen. Rot-Rot-Grün | |
| will sich in einem Koalitionsausschuss damit beschäftigten. | |
| Uber erschwert den Taxis das Geschäft: Taxifahrer fühlen sich uberfahren | |
| Seit zwei Jahren ist das Unternehmen Uber auf Berlins Straßen unterwegs. | |
| Die Taxifahrer der Stadt treibt das in finanzielle Not. | |
| Studie über Nahverkehr: Berlin unschlagbar schnell | |
| Eine Studie belegt, was alle schon wussten: Berlin ist unfassbar schnell. | |
| Zumindest im Nahverkehr, zumindest in der Theorie. | |
| Erste Bilanz BerlKönig: Stadtvolk liebt König | |
| Die BVG hat Zahlen zu Nutzung und Akzeptanz der smarten Mini-Rufbusse | |
| veröffentlicht. Lob kommt von Behindertenaktivisten, Kritik vom | |
| Fahrgastverband. | |
| Taxi-Fahrer protestieren gegen UberX: Der alltägliche Straßenkampf | |
| Uber-Unternehmer Mohnke verteidigt den neuen Fahrdienst. Am Donnerstag | |
| protestieren Taxifahrer in Berlin wieder gegen UberX. |