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# taz.de -- Drohnenangriffe im Irak: „Volksmobilisierung“ im Visier
> Schiitische Milizen im Irak werden aus der Luft angegriffen. Ihre
> Politiker machen Israel und die USA für die Attacken verantwortlich.
Bild: Zerstörtes Fahrzeug der „Volksmobilisierung“: Nach einem Drohnenangr…
Berlin taz | Der Irak gerät zunehmend ins Fahrwasser des Irankonflikts.
Nach einer ganzen Reihe von Drohnenangriffen in dem Land, bei denen mehrere
Menschen getötet wurden, hat eine mächtige Gruppierung im irakischen
Parlament am Montag den Abzug aller Truppen des Israel-Verbündeten USA
gefordert. Die Fatah-Fraktion sprach von einer „Kriegserklärung an den Irak
und sein Volk“. Zumindest einer der Angriffe wurde US-Diplomaten zufolge
von Israel verübt. Im Irak wird Israel auch für die anderen verantwortlich
gemacht.
Zuletzt waren am Sonntag bei einem Luftangriff auf Fahrzeuge nahe der
Grenze zu Syrien mehrere Menschen getötet worden. Zuvor war es zu ähnlichen
Angriffen auf Waffendepots irakischer Milizen gekommen, die vom Iran
unterstützt werden. Beobachter gehen davon aus, dass die Angriffe Teil von
Israels zunehmend offensiver Kriegsführung gegen iranische Stellvertreter
in der Region sind. Aus Israel gab es zu den Angriffen im Irak allerdings
keine offizielle Bestätigung.
Das US-Verteidigungsministerium war indes sichtlich bemüht, nicht mit den
Angriffen in Verbindung gebracht zu werden. „US-Einheiten haben den
jüngsten Angriff auf einen Konvoi oder andere Angriffe, die zur Explosion
von Munitionslagern im Irak führten, nicht durchgeführt“, heißt es in einer
Stellungnahme vom Montag.
Bei dem Angriff in der westirakischen Euphrat-Stadt al-Qaim am Sonntag
soll Berichten zufolge auch ein Kommandeur der sogenannten
Volksmobilisierung getötet worden sein. Das Bündnis umfasst Dutzende
größtenteils schiitische Milizen. Offiziell untersteht es der irakischen
Regierung, de facto aber haben die Kommandeure der größten Milizen das
Sagen, die wiederum eng verbandelt sind mit den iranischen
Revolutionsgarden. Die Milizen wurden aus dem Iran in Form von Trainings,
Waffen und Geld unterstützt. Für den Iran stellt die irakische
Volksmobilisierung ein Instrument der Einflussnahme dar, das dem der
Iran-nahen Schiitenmiliz Hisbollah im Libanon ähnelt.
## Ziel: Waffenlager der Volksmobilisierung
Seit 2014 konnten die Volksmobilisierungs-Milizen durch den erfolgreichen
Kampf gegen den sogenannten Islamischen Staat (IS) Ansehen und auch
politische Macht im politischen Gefüge des Irak erringen. Mittlerweile
haben sie Teile des irakischen Staats unterwandert und vor allem über das
Büro von Regierungschef Adel Abdul Mahdi, der seit knapp einem Jahr im Amt
ist, stark an Einfluss gewonnen. Mahdi genießt die Unterstützung des
Fatah-Blocks im Parlament, in dem die Volksmobilsierungs-Milizen vertreten
sind.
Waffenlager der Volksmobilisierung waren in den vergangenen Wochen Ziel
einer Reihe von Angriffen im Irak. Am 19. Juli wurde eine Position in der
irakischen Provinz Salaheddin angegriffen, wobei auch mindestens ein
iranischer Staatsbürger getötet wurde. Hochrangige US-Regierungsvertreter
sagten gegenüber Medien, dass Israel hinter dem Angriff stünde.
Der Luftschlag gilt als erster bekannter israelischer Angriff im Irak seit
1981. Auch diesen Angriff bestätigte die israelische Regierung nicht. Auf
die Angriffe im Irak angesprochen sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu
allerdings: „Nirgendwo genießt Iran Immunität.“
Die irakische Regierung bemüht sich, in dem Konflikt zwischen dem Iran auf
der einen und den USA und Israel auf der anderen Seite neutral zu bleiben.
In dem Land sind rund 5.000 US-Soldaten stationiert.
Der Fatah-Block im irakischen Parlament erklärte, diese würden nach dem
Sieg gegen den IS im Irak nun nicht mehr gebraucht. Der Subkonflikt
zwischen Israel und Irans Stellvertretern im Irak droht, das Land zu
destabilisieren. Der ehemalige irakische Ministerpräsident Nuri al-Maliki
warnte vergangene Woche, der Irak könne sich zu einer „Kampfarena für
diverse Länder“ verwandeln, sollte Israel weiter Ziele im Irak angreifen.
27 Aug 2019
## AUTOREN
Jannis Hagmann
## TAGS
Schwerpunkt Syrien
Israel
Schwerpunkt Iran
Schiiten
Irak
Verhältnis Iran - Israel
Libanon
Verhältnis Iran - Israel
Schwerpunkt Iran
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