| # taz.de -- Abschaffung des Soli-Zuschlags: Vorsätzliche Verwirrung | |
| > Der „Soli-Zuschlag“ fließt nicht in den Osten, sondern in den allgemeinen | |
| > Bundeshaushalt. Seine Abschaffung wird für leere Kassen sorgen. | |
| Bild: Anders als der Begriff nahelegt, fließt das Geld des Solizuschlags nicht… | |
| Demokratie ist sowieso kompliziert – und die Politik stiftet noch | |
| zusätzliche Verwirrung. Ein Paradebeispiel ist der „Soli“: Das Kabinett hat | |
| am Mittwoch beschlossen, [1][ihn weitgehend abzuschaffen]. Das klingt | |
| schlicht, doch beim „Soli“ ist nichts, wie es scheint. | |
| Die Verwirrung beginnt schon mit dem Wort: Anders als der Begriff | |
| „Solidaritätszuschlag“ nahelegt, fließt das Geld mitnichten in den Osten … | |
| sondern in den allgemeinen Bundeshaushalt. Momentan bringt der „Soli“ 19 | |
| Milliarden Euro im Jahr ein, und dieses Geld wird auch dringend gebraucht. | |
| Im Haushalt gibt es keine großen Spielräume, doch Union und SPD erzeugen | |
| den Eindruck, der Staat habe Geld zu verschenken. In Wahrheit sind die | |
| Kassen so leer, dass sich die Große Koalition mit einem Trick behilft: Beim | |
| Soli wird erst ab 2021 gestrichen – im Wahljahr. Die nächste Regierung darf | |
| sich dann den Kopf zerbrechen, wie sie die Milliardenlücke wieder schließt, | |
| die die Teilabschaffung des Soli jährlich reißt. | |
| Genauso erstaunlich sind die Aussagen, wer angeblich profitiert, wenn der | |
| Soli weitgehend entfällt. Laut Koalitionsvertrag wollen SPD und Union die | |
| „unteren und mittleren Einkommen“ entlasten. Einziges Problem: Die armen | |
| Haushalte zahlen schon bisher keinen Soli, weil sie viel zu wenig | |
| verdienen. Die Normalbürger werden nur wenig profitieren – umso mehr aber | |
| die Wohlhabenden . | |
| ## Schon wieder werden die Wohlhabenden beschenkt | |
| Die Dauerdiskussion um den Soli suggeriert, dass die Einkommensteuer in | |
| Deutschland unerträglich hoch sei. In Wahrheit liegt sie im internationalen | |
| Vergleich eher niedrig. Hoch sind hingegen die Lohnnebenkosten: Die | |
| „unteren und mittleren Einkommen“ werden vor allem durch die Sozialbeiträge | |
| belastet – hier hätte man streichen müssen, nicht beim Soli. | |
| Doch über die Sozialabgaben wird nicht geredet. Dies ist kein Zufall: Die | |
| Reichen zahlen fast keine Sozialbeiträge – und die meisten | |
| Durchschnittsverdiener sind inzwischen so verwirrt durch den kreativen | |
| Politsprech, dass sie gar nicht bemerken, dass schon wieder die | |
| Wohlhabenden beschenkt werden. | |
| 21 Aug 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrike Herrmann | |
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