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# taz.de -- Verkehrspolitik in Berlin: „Der Wille der Menschen ist da“
> Die Initiative autofrei Berlin hält ein Verbot der Verbrennungsmotoren
> bis 2030 für realistisch. Samstag wird auf der Sonnenallee demonstriert.
Bild: Die Friedrichstraße soll im Herbst ein paar Tage autofrei sein
taz: Herr Schönbett, autofrei Berlin veranstaltet am Samstag in der
Sonnenallee in Neukölln eine Demonstration. Was ist geplant?
Oliver Schönbett: Treffpunkt ist um 17 Uhr am Hermannplatz. Wir laufen dann
bis zum S-Bahnhof Sonnenallee, also bis zum Ende der Allee. Zwischendrin
halten wir verschiedene Kundgebungen ab und versuchen, unsere Message unter
die Leute zu bringen.
Was ist die Botschaft?
Dass sich die Lebensqualität enorm verbessern würde, wenn nicht mehr so
viele Autos unterwegs wären und diese auch langsamer fahren müssten. Gerade
die Sonnenallee ist sehr stark befahren. Wir erwarten mehrere hundert
Teilnehmer. Die Fahrbahn Richtung S-Bahnhof wird drei Stunden lang für die
Demonstration und damit für alle Autos gesperrt sein. Auch die BVG-Busse
werden auf der Spur, auf der wir laufen, umgeleitet.
Die Initiative autofrei Berlin gibt es seit Anfang des Jahres. Was ist das
Ziel?
Innenstädte sollten grundsätzlich autofrei sein. Es geht darum, die Leute
aufzurütteln. Madrid und Paris haben vorgemacht, wie das geht. Wir
versuchen mit unserer Initiative Druck zu machen, dass die Politik
entsprechende Maßnahmen ergreift. Der Wille der Menschen ist da; die
politischen Mehrheiten sind da. Alles dauert viel zu lange, auch die
Umsetzung des Mobilitätsgesetzes funktioniert ja nicht wirklich. Es muss
schneller vorangehen.
Die Grünen haben auf ihrer Fraktionsklausur ein Verbot von Autos mit
Verbrennungsmotor innerhalb des S-Bahn-Rings ab 2030 beschlossen. Ist das
schnell genug?
Ich würde mir wünschen, dass es noch schneller geht. 2025 würde ich gut
finden. Aber eine Verkehrswende muss von allen politischen Aspekten her
bedacht werden, es müssen Kompromisse gefunden werden. Der öffentliche
Nahverkehr muss vorher ausgebaut werden. Bis 2025 wird man das vermutlich
nicht schaffen, aber wenn man darauf hinarbeitet, dass die Innenstadt 2030
verbrennungsmotorfrei ist, wäre ich voll damit einverstanden.
Die Sonnenallee ist die vierte sogenannte Blockparade, die autofrei Berlin
veranstaltet. Wo haben die ersten Aktionen stattgefunden?
In der Niederbarnim- und in der Hermannstraße und auf der Oberbaumbrücke.
Die Aktionen fingen klein an und werden immer größer. Auf Facebook haben
wir inzwischen mehr als 1.000 Follower. Wir fordern die Leute auch auf,
solche Aktion selber anzumelden. [1][Die Anleitung, wie das geht, haben wir
auf unserer Seite online gestellt.]
Wie viele organisieren autofrei Berlin?
Aktiv sind wir vier Leute. Jason Krüger hat die Aktion ins Leben gerufen
zusammen mit Irene Dietzel. Wir wollen, dass nicht immer nur geredet wird,
wir wollen etwas machen. Wir vier sind alle berufstätig und machen das
nebenbei. Das kann auch jeder andere machen.
Was verstehen Sie unter radikaler Klimapolitik?
Klimapolitik hat sich lange dadurch ausgezeichnet, dass sie auf
freiwilliger und individueller Basis geschah. Motorisierte
Individualmobilität steht nach wie vor über allem, aber Städte sollen für
Menschen, nicht für Autos da sein – dafür muss man vielleicht auch mal
drastische Schritte wagen.
5 Aug 2019
## LINKS
[1] http://autofreiberlin.de/
## AUTOREN
Plutonia Plarre
## TAGS
Grüne Berlin
Schwerpunkt Klimawandel
CO2-Steuer
BVG
Grüne Berlin
Klima
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