# taz.de -- Zum letzten Mal: Ein Abschied an die Nachbarn | |
> Sechs Jahre hat Kefah Ali Deeb über ihre alte Heimat Syrien und ihr neues | |
> Zuhause Berlin geschrieben. Nun sagt sie Danke und Auf Wiedersehen! | |
Bild: Kefah Ali Deeb schrieb über ihre Erfahrungen in Berlin: Über gute und s… | |
Vier Jahre sind nun vergangen, seit ich die erste Kolumne für die taz | |
geschrieben habe. In den ersten zwei Jahren schrieb ich unter der Rubrik | |
„Zwischen hier und dort“. Dabei erzählte ich den Lesenden von meinem Leben | |
in meiner Heimat Syrien und [1][meinem holprigen Start in mein schwieriges | |
Leben in Berlin]. Es fiel mir damals nicht leicht, über diese Dinge zu | |
schreiben. Heute kann ich zufrieden auf die Zeit zurückblicken, in der ich | |
einiges erreicht und Hindernisse überwunden habe. Um mir selbst Mut zu | |
machen, sagte ich mir bisweilen: „Das hast du doch jetzt gut gemacht!“ | |
In den letzten zwei Jahren schrieb ich dann unter der Rubrik: „Nachbarn“. | |
Ich sah die Lesenden als meine treuen Nachbarinnen und Nachbarn. Ich sprach | |
offen, ehrlich und liebevoll über vieles, was mich beschäftigte. | |
Gelegentlich teilte ich mit euch die Freude über meine Erfolge und die | |
Traurigkeit über meine Schmerzen und Misserfolge. Ich weiß, dass ich euch | |
mal zum Lachen brachte [2][und mal traurig machte.] Einige von euch zeigten | |
sich mit mir solidarisch, andere begegneten mir eher ablehnend. Manchmal | |
dachte ich, ich sollte besonders traurige Anlässe lieber für mich behalten. | |
Doch dann änderte ich rasch meine Meinung und sagte mir: „Das Leben lächelt | |
uns einmal zu und bringt uns hundertmal zum weinen. Und zwischen dem | |
Lächeln und Weinen liegt ein weites Feld gegensätzlicher Empfindungen.“ | |
Am Ende denke ich, dass ich über viele gegensätzliche Empfindungen | |
geschrieben habe, die mit meiner syrischen Herkunftskultur zu tun haben. | |
Die Nachbarn in Syrien wissen alles übereinander, sie teilen nicht nur Salz | |
und Brot, sondern auch ihre Geheimnisse. Sie stehen sich gegenseitig in | |
Freud und Leid bei. | |
Heute schreibe ich hier zum letzten Mal, doch ich hoffe mit euch in Kontakt | |
zu bleiben. Jetzt möchte ich die Gelegenheit nutzen, allen zu danken, die | |
von Anfang an mit dabei waren. Ich danke der Redaktion für diese wunderbare | |
Gelegenheit, dem lieben Rafael Sanchez für die Übersetzung der ersten Texte | |
und dem Freund und Übersetzer Mustafa Al-Slaiman, der nahezu drei Jahre | |
lang meine Kolumnen für die taz ins Deutsche übersetzte. Mein Dank gilt den | |
Lesenden meiner Kolumnen für ihre Kommentare und ihre ermutigenden, lieben | |
Worte. | |
Ich danke auch all denjenigen, die ihre Kommentare und Kritiken geschickt | |
haben. Ich denke nach wie vor, dass für Differenzen immer Platz ist und | |
dass Andersartigkeit und Meinungsfreiheit Respekt und Anerkennung | |
verdienen, solange sie die Würde des Menschen nicht antasten. Dies sind, | |
und davon bin ich überzeugt, wichtige Grundlagen für eine freie, | |
demokratische und pluralistische Gesellschaft, wie sie in Deutschland | |
besteht. | |
Aus dem Arabischen übersetzt von Mustafa Al-Slaiman | |
18 Aug 2019 | |
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## AUTOREN | |
Kefah Ali Deeb | |
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