# taz.de -- Tarifstreit bei Gebäudereinigern: Berlin droht ein dreckiger Streik | |
> Der Rahmentarifvertrag für Gebäudereiniger ist zum 1. August ausgelaufen. | |
> Gewerkschaft und Arbeitgeber streiten um eine neue Regelung. | |
Bild: Gebäudereinigerinnen müssen um tarifliche Standards kämpfen, die IG Ba… | |
Berlin taz | Berlins Schulen und Krankenhäusern droht ein dreckiger Sommer. | |
Im Tarifstreit der Gebäudereiniger ist am 31. Juli der Rahmentarifvertrag | |
ausgelaufen, der zum Beispiel regelt, wie viel Urlaubstage Arbeitnehmern | |
zur Verfügung stehen, wie lange sie wöchentlich arbeiten müssen und wie | |
ihre Überstunden entlohnt werden. Am 15. August stehen die nächsten | |
Tarifverhandlungen an. Sollte es dabei zu keiner Einigung kommen, hat die | |
Gewerkschaft [1][IG BAU] Streiks angekündigt. | |
Laut Zahlen der Bundesarbeitsagentur arbeiten 46.600 Berliner*innen in der | |
Gebäudereinigung. Davon sind 12.300 geringfügig und häufig zu | |
fragmentierten Arbeitszeiten beschäftigt. Wenn diese Mini-Jobber*innen – | |
beim überwiegenden Teil handelt es sich um Frauen – in geringfügiger | |
Beschäftigung plus aufstockenden Sozialleistungen verharren, droht | |
Altersarmut. | |
Der Rahmentarifvertrag war vom Innungsverband der Gebäudereiniger gekündigt | |
worden, nachdem das Bundesarbeitsgericht im vergangenen Dezember | |
entschieden hatte, dass auch Teilzeitkräften ein Zuschuss zusteht, wenn sie | |
Überstunden leisten. | |
Axel Knipp, Geschäftsführer des Innungsverband hält das für die Branche | |
nicht umsetzbar, wie er der taz sagte. Weil die Branche stark von | |
Teilzeitkräften abhängig sei, könne der finanzielle Mehraufwand nicht | |
gestemmt werden, behauptet Knipp: „Wir stehen da vor einem Kostenberg, der | |
von null auf hundert auf die Unternehmen zukommt.“ Der Überstundenaufschlag | |
sei für Vollzeitkräfte gedacht, die pro Woche mehr als die vertraglich | |
vereinbarten 39 Stunden arbeiten müssten. Der Innungsverband habe nach der | |
Entscheidung des Bundesarbeitsgerichts keine andere Möglichkeit gesehen, | |
als den Vertrag zu kündigen und neu zu verhandeln. | |
## Gewerkschaft warnt vor neuen Arbeitsverträgen | |
Nikolaus Landgraf, Regionalleiter Berlin-Brandenburg der IG BAU, hält das | |
für ein fadenscheiniges Argument. Streitpunkte gebe es zudem viele. Es gehe | |
nicht nur um die Entlohnung der Überstunden von Teilzeitkräften, sondern | |
zum Beispiel auch um Weihnachtsgeld für alle Arbeitskräfte, das bislang | |
nicht vertraglich vereinbart ist. | |
Nach dem Auslaufen der vertraglichen Regelung zum 01. August können aktuell | |
alle Reinigungsbetriebe die Arbeitsverträge ihrer Mitarbeiter beliebig | |
anpassen. „Statt bisher 28 oder 30 Tagen Urlaub sollen Beschäftigte jetzt | |
das gesetzliche Minimum von 20 Tagen hinnehmen“, warnt Christian Stephan, | |
IG BAU-Bezirksleiter Berlin. Er rät ArbeitnehmerInnen dringend davon ab, | |
bis zum Entstehen eines neuen Rahmentarifvertrags neue Arbeitsverträge zu | |
unterschreiben. | |
Am 15. August steht das nächste Treffen der Parteien an, bei dem ein neuer | |
Vertrag vereinbart werden soll. „Wir wollen möglichst schnell zu einer | |
Einigung kommen“, sagt Knipp vom Innungsverband. Klares Ziel sei es, bis | |
zum Ende des Jahres wieder einen Rahmentarifvertrag abzuschließen. „Die IG | |
Bau wünscht sich ein paar Änderungen, wir wünschen uns ein paar Änderungen. | |
Wir wollen schnell zusammenkommen, damit die momentane Lücke ohne | |
Rahmentarifvertrag möglichst klein bleibt“, erklärt er. | |
Die IG Bau ist da skeptischer. Der Reinigungsbranche Berlins drohe also ein | |
„heißer Sommer“, wie Bezirksleiter Stephan sagt. Sollte es bei den | |
Verhandlungen am 15. August nicht zu einer Einigung kommen, hat die | |
Gewerkschaft Streiks angekündigt. | |
1 Aug 2019 | |
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[1] http://www.berlin.igbau.de/ | |
## AUTOREN | |
Lukas Waschbüsch | |
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