Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Vorwahl in Argentinien: Debakel für den Präsidenten
> In Argentinien sorgt die Wirtschaftskrise bei der Vorwahl für eine klare
> Niederlage von Präsident Macri. Das Duo Fernández und Kirchner
> triumphiert.
Bild: Schlappe wegen mieser Wirtschaft: Argentinens Präsident Mauricio Macri
BUENOS AIRES taz | Alberto Fernández und Cristina Kirchner sind die
GewinnerInnen der Vorwahlen in Argentinien. Mit 47,7 Prozent der Stimmen
setzte sich Fernández als Präsidentschaftskandidat und Kirchner als seine
Vizepräsidentschaftskandidatin überraschend deutlich an die Spitze für die
Wahl am 27. Oktober. Dagegen musste der amtierende Präsident Mauricio Macri
mit seinem Kandidaten für den Vizeposten, Miguel Pichetto, eine deftige
Niederlage einstecken. Beide landete mit 32,1 Prozent geschlagen auf dem
zweiten Platz. Mit 8,2 Prozent erhielten der frühere Wirtschaftsminister
Roberto Lavagna und Juan Manuel Urtubey als drittplatziertes Duo noch die
meisten Stimmen der übrigen fünf KandidatInnenpaare.
Vorwahlen sind in Argentinien inzwischen ein aussagekräftiger Stimmungstest
für die aktuelle Regierungspolitik. Da sich alle Parteiallianzen schon
zuvor auf ihre jeweiligen KandidatInnen einigen, findet eine wirkliche Wahl
der KandidatInnen für die Präsidentschafts- und Kongresswahlen am 27.
Oktober nicht statt. Dennoch herrscht für die knapp 34 Millionen
Stimmberechtigen Wahlpflicht – und die Wahlbeteiligung lag am Sonntag bei
rund 75 Prozent.
Die Bilanz Macris nach dreieinhalb Jahren Amtszeit ist verheerend. Während
die Zahlen der Arbeitslosen und Armen, der Firmenpleiten und der
Staatsverschuldung, der Inflation und der Haushaltseinsparungen steigen,
[1][schrumpfen Wirtschaft und Konsum, sinken die Reallöhne und ist der Peso
immer weniger Wert]. Dass Macri kein gutes Vorwahlergebnis erzielen würde,
war denn auch erwartet worden. Doch die Umfragen sagten einen Rückstand von
zwei bis sieben Prozent vorher. Nicht nur der Abstand von rund 15 Prozent
spricht jetzt gegen ihn. Insgesamt votierten nahezu 70 Prozent der
Abstimmenden gegen seine Politik.
„Se siente, se siente (Man spürt es) – Alberto Presidente“, skandierte
Fernández’ Anhängerschaft, als der strahlende Sieger kurz vor Mitternacht
auf die Bühne trat. „Heute hat eine neue Etappe begonnen“, gab sich der
60-Jährige siegessicher. Mit den errungenen 47,7 Prozent hätte das Duo
Fernández-Kirchner die Präsidentschaftswahl schon in der ersten Runde
gewonnen. In Argentinien gewinnt, wer im ersten Wahlgang 45 Prozent der
Stimmen erhält.
## Optimistische Ex-Präsidentin
Zuvor hatte sich Cristina Kirchner per Videoschaltung aus ihrer
Heimatprovinz Santa Cruz zu Wort gemeldet. „Die Zahlen stimmen uns mehr als
optimistisch“, kommentierte sie das Resultat. Und tatsächlich ist die
ehemalige Präsidentin (2007–2015) die ganz große Gewinnerin der Abstimmung.
Im April hatte sie ihren Verzicht auf die Präsidentschaftskandidatur
bekanntgegeben und stattdessen völlig überraschend ihren ehemaligen
Kabinettschef Alberto Fernández vorgeschlagen. Sie selbst gab sich mit der
Kandidatur zur Vizepräsidentin zufrieden. Und der Überraschungskandidat
schaffte es nicht nur, Kirchners 30 Prozent an treuen StammwählerInnen auf
sich zu ziehen, sondern legt zugleich enorm zu.
Katerstimmung herrschte dagegen im Regierungslager. Noch vor Bekanntgabe
der ersten offiziellen Zahlen trat Mauricio Macri auf die Bühne und räumte
„ein schlechtes Wahlergebnis“ ein. Wo sonst die bunten Luftballons fliegen
und der Präsident seinen eigenwilligen Freudentanz aufführt, bestimmten
lange Gesichter und Trotzreaktionen das Ambiente. „Si se puede – si se
puede,“ riefen die Anwesenden. Hoffnung kann seine Anhängerschaft allein
aus dem Vorwahlergebnis von 2015 schöpfen. Damals hatte Macri in Umfragen
acht Prozent hinten gelegen und dennoch die Stichwahl gewonnen.
12 Aug 2019
## LINKS
[1] /Krise-in-Argentinien/!5592396
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Südamerika
Argentinien
Mauricio Macri
Argentinien
Protest
Mauricio Macri
Argentinien
Argentinien
Feminismus
## ARTIKEL ZUM THEMA
Vor der Präsidentenwahl in Argentinien: Die Zeichen stehen auf Machtwechsel
Die Bilanz des argentinischen Amtsinhabers Mauricio Macri ist verheerend.
Deshalb steht jetzt der Peronismus vor der Rückkehr an die Macht​.
Proteste gegen Präsident Lenín Moreno: Ecuador im Ausnahmezustand
Staatschef Lenín Moreno verschafft sich weitreichende Vollmachten. Zuvor
gab es mehr als 270 Festnahmen bei Zusammenstößen zwischen DemonstrantInnen
und Polizei.
Märkte in Argentinien: Mist, eine linke Regierung
Die rechte Regierung in Buenos Aires steht vor der Abwahl. Die neue könnte
sich gegen Sparauflagen wehren. Die Finanzmärkte mögen das nicht.
Argentiniens Ex-Präsidentin: Kirchner vor dem Kadi
Vor der Wahl im Oktober erscheint Argentiniens ehemalige Präsidentin
Cristina Kirchner wegen Korruption erstmals vor Gericht.
Krise in Argentinien: Die Angst kehrt zurück
Der Peso fällt, die Armut steigt – Argentiniens Wirtschaftslage wird
schlechter. Ex-Präsidentin Kirchner macht sich Hoffnung auf ein Comeback.
Asamblea in Buenos Aires: Polit-Party ohne Cis-Männer
In Argentinien stellt die feministische Bewegung die stärkste
oppositionelle Kraft. Der 8. März gilt als Auftakt des politischen Jahres.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.