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# taz.de -- Die Wahrheit: Durch nichts kommt nichts
> Neues aus der beliebten Rubrik „Sprachkritik“: Eine kleine Lehrstunde
> über den großen Unterschied zwischen Aktiv und Passiv.
Bild: Mancher spricht Aktiv und Passiv mit gespaltener Zunge
Die taz lobt Uganda für den Kampf gegen die Plastiktüte: „Damit das kleine
Land im Herzen Afrikas nicht zumüllt, verhängte die Regierung 2008 ein
Totalverbot.“ Ebenso kennt sich die taz in Regensburg aus: Die „Stadt
erschüttert den größten kommunalen Korruptionsskandel Deutschlands.“
Fraglich ist nur, ob die taz auch den Unterschied von Aktiv und Passiv
kennt.
Wer im Schulunterricht brav aufgepasst hat, weiß, dass das Passiv mit „von“
gebildet wird. Wer gefehlt hat, geht zur taz und schreibt über eine
Preisverleihung: „Kafka, Brodsky und Borges werden neben anderen durch den
Schriftsteller Clemens Setz in seiner Laudatio aufgerufen.“ Wessen Wissen
aber über die Schulweisheit hinausgeht, geht zum Göttinger Tageblatt, das
von einem Tag der offenen Tür im Gefängnis berichtet: „Das Essen wird den
Gästen durch Häftlinge serviert.“ Es gibt nämlich einen klitzekleinen
Unterschied zwischen kausalem „von“ und instrumentalem „durch“. Die
Gefängnisinsassen tischen das Essen auf, weil man sie von höherer Stelle
dazu vergattert und instrumentiert hat, will das Göttinger Tageblatt sagen.
Schön, dass Journalisten so geschickt sind!
Wenn die taz es also doch gelernt hat und titelt: „Anführer des IS durch
Drohne getötet“, dann ist das richtig, weil die Drohne das Mittel, das
Werkzeug ist, während die Täter irgendwo vor dem Monitor hocken. „Durch“
nichts kommt nichts! Und wenn die taz über einen Film schreibt, er erzähle
„die Geschichte dreier Kunsträuberinnen, die sich durch niemanden stoppen
lassen“, dann ist das abermals korrekt, weil ihre Gegner im Auftrag statt
aus freien Stücken tätig sind – auf diese Feinheit will die taz aufmerksam
machen.
## Alter Nazi-Traum realisiert
Groß kann der Unterschied auch sein – wenn laut rtv-Magazin ein Film „die
Befreiung von den Alliierten 1945“ zeigt und den Traum alter und neuer
Nazis realisiert. Dagegen abermals die taz! Als ein Schwarzer 2014 in
Ferguson von einem übergeschnappten Gesetzeshüter getötet wurde, schrieb
sie zutreffend von einer „Erschießung durch einen Polizisten“. Die
Erschießung von Polizisten durch einen rachsüchtigen Heckenschützen
ereignete sich in den USA erst 2016. (Sie haben es natürlich bemerkt: „von“
markiert hier einen Genitiversatz. Brav und einen Platz rauf!)
Die Präposition „von“ anstatt „durch“ kann also richtig und grundverke…
sein, liebe Deutschlernende, wie nun an einem Schild in Markt Eisenheim zu
verdeutlichen: „Kein Trinkwasser!“ warnt es: „Abgabe nur an Bürger. Bei
Entnahme von Nichtbürgern erfolgt Anzeige wegen Diebstahls.“ Richtig: Das
ist falsch! Anders das: „Bei einem Verkaufsflug in Indonesien war der Jet
durch einen Pilotenfehler gegen einen Berg geprallt“ (taz) – denn das
Gegen-den-Berg-Prallen war schon immer das beste Mittel für einen
Flugzeugabsturz. Geschähe er ungewollt, würde es ja „infolge“, „aufgrun…
oder simpel „nach“ heißen. Alles klar?
## Vom „Wieso“ zum „Wodurch“
Damit kommen wir zum Schluss. Hefte raus, Klassenarbeit! Zum Einstieg ein
Satz, der in einem Organ der Jugendpresse stand: „Nun verschiebt sich die
Eröffnung des neuen Clubs aber auf Februar. Schuld daran ist ein alter
Wasserschaden, wodurch der Boden gänzlich erneuert wird.“ Richtig? Ja, es
ist falsch. Fragten Kinder einst „Wieso? Weshalb? Warum?“, fragen sie heute
anscheinend „Wodurch?“. Aber nun zu den Aufgaben!
Plastikpartikel „sind teilweise kleiner als ein Millimeter und werden
dadurch mit Plankton verwechselt und gefressen“, klagt der Göttinger
Tagessatz. „Durch ein Loch im Kopf war Vanesse monatelang ans Klinikbett
gefesselt“, behauptet die Programmzeitschrift TV 24. „Die Gesamtbelastung
von Steuern und Versicherungen würde 50 Prozent betragen“, meldet die taz.
„Durch den vielen Regen sei die Qualität sehr hoch“, berichtet NDR Info
über die Spargelernte. „Insgesamt spielen Zeitungen in Mexiko nur eine
untergeordnete Rolle, da sie für die Mehrheit der Menschen zu teuer sind
und damit nur eine geringe Reichweite haben“, behauptet Wikipedia. „Man
habe sich durch familiäre Wirren noch nie kennengelernt, behauptete der
Briefschreiber“, behauptet die taz, und die Hannoversche Allgemeine klagt:
„1946 wurde Pietrochowski durch eine Denunziation zu zehn Jahren Haft
verurteilt.“ Noch zwei Zusatzaufgaben! Der Spiegel „ist beeindruckt
darüber, wie viele Milliarden diese Erfolgsgeschichte verschlungen hat“,
und chessbase.com wähnt, Probleme „müssten von neuen Blickwinkeln
beleuchtet werden“.
## Bitte selber einsetzen
Richtig: Alles falsch. Korrekt wären – kleine Zusatzaufgabe: Bitte selber
suchen und einsetzen: „wegen“, „deshalb“, „infolge“, „nach“, �…
„durch“, „infolgedessen“, „aufgrund“ und – „aus“, denn Blickw…
nicht.
Apropos „wegen“! Wenn es falsch ist, steht es da: „Befeuert wird die
Diskussion außerdem wegen eines Kommentars des Journalisten Christian
Bommarius“ (taz). Von wegen!
31 Jul 2019
## AUTOREN
Peter Köhler
## TAGS
Aktivismus
Passivismus
Sprache
Quellen
Heiko Maas
Friederike Weichselbaumer
Hubertus Heil
Greta Thunberg
Sprachkritik
Die Wahrheit
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