| # taz.de -- Ausstellungsempfehlung für Berlin: Die Geister loswerden | |
| > In der Galerie im Turm untersucht Christa Joo Hyun D'Angelo Gender- und | |
| > andere Stereotypen. Die taz sprach mit der Künstlerin. | |
| Bild: Christa Joo Hyun D'Angelo, „Ghosts“, 2019. Installationsansicht in de… | |
| These boots are not made for walking. Samt Plateau kommen die hochhackigen | |
| Dinger, die [1][Christa Joo Hyun D’Angelo] in der [2][Galerie im Turm] auf | |
| einem spiegelnden Podest angebracht hat, auf bestimmt 15 Zentimeter. Weite | |
| Strecken sind in diesen Stiefeln nicht drin, erst recht nicht angesichts | |
| der Betonblöcke, an die sie angekettet wurden. Sie kommen davon genauso | |
| schwer los wie von den klischeehaften Vorstellungen von Weiblichkeit, die | |
| sich in ihnen manifestieren. | |
| Sie sind D'Angelos Thema: Auch Lilian, Protagonistin des Videos „Protest | |
| und Desire“ schleppt einiges mit sich herum, Geister, Vorurteile, Stigmata, | |
| Sexismen, Rassismen. 49 ist sie, in Uganda geboren, HIV-positiv und heute | |
| in Deutschland lebend, nicht mehr jung also, Schwarz, krank, fremd. | |
| D’Angelo lässt sie von ihren Erfahrungen erzählen, von mannigfaltig | |
| verschränkten Diskriminierungen, von ihrem Kampf um soziale Teilhabe, um | |
| Sichtbarkeit, Akzeptanz und Chancengleichheit, sei es in | |
| zwischenmenschlichen Beziehungen oder auch der Gesundheitspolitik, in | |
| Afrika wie in Europa. | |
| Bei den beiden äußerst kurzweiligen Videocollagen „Bitches and Witches“ u… | |
| „The Cool Girl“ bleibt einem indes das Lachen im Halse stecken. D’Angelo | |
| verwebt in ihnen popkulturell-medial vermittelte Genderstereotype, bietet | |
| sie jedoch gleichsam zur selbstermächtigen Neuinterpretation an. | |
| Einblick (781): Christa Joo Hyun D’Angelo, Künstlerin | |
| taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? | |
| Und warum? | |
| Christa Joo Hyun D’Angelo: Lee Bul im Gropius Bau. Ich hatte ihre Arbeit | |
| davor nie gesehen und war sehr bewegt und beeindruckt, wie vielfältig, | |
| simpel und dennoch komplex ihr Werk ist. In all ihren Arbeiten gab es | |
| verschiedene Ebenen von Politik, Intimität und starken Gegenüberstellungen. | |
| Ihre Videos waren sehr gewagt. So etwas hatte ich noch nie gesehen. | |
| Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen? | |
| Das Nachtleben ist nicht wirklich etwas für mich, aber ich mag den Südblock | |
| und das Monster Ronson’s. | |
| Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit | |
| durch den Alltag? | |
| „Cat’s Eye“ von Margaret Atwood | |
| Was ist dein nächstes Projekt? | |
| Am 12. Juli habe ich eine Ausstellung in Düsseldorf beim Open Source | |
| Festival zusammen mit dem Künstler Mohamed Bourouissa (von dem ich ein | |
| großer Fan bin). Das Festival wird von Will Furtado kuratiert. | |
| Ich freue mich sehr darauf, im Studio herumzuspielen und mehr | |
| Bühnenbildprojekte umzusetzen, weil sie so viel Spaß machen und ganz anders | |
| sind als die zeitgenössische Kunstwelt. | |
| Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten | |
| Freude? | |
| Früh morgens Kaffee trinken, während ich mit meinem Windhund spazieren | |
| gehe. | |
| Dieser Text erscheint im taz.plan. Mehr Kultur für Berlin und Brandenburg | |
| immer donnerstags in der Printausgabe der taz. | |
| 10 Jul 2019 | |
| ## LINKS | |
| [1] http://www.christajdangelo.com | |
| [2] http://galerie-im-turm.net | |
| ## AUTOREN | |
| Beate Scheder | |
| ## TAGS | |
| Kunst Berlin | |
| Einblick | |
| Skulptur | |
| Video | |
| ## ARTIKEL ZUM THEMA |