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# taz.de -- Wahl des DFB-Präsidenten: Wo die Chefs herkommen
> Dass es bei der Wahl des DFB-Präsidenten undemokratisch zugeht, ist
> bekannt. Es herrscht eine rechte bis rechtsextreme
> Selbstverständlichkeit.
Bild: Es war eine Uhr zuviel. DFB-Präsident Reinhard Grindel verkündet seinen…
So richtig bekommt man ja gerade gar nicht mit, wer sich wie und mit
welchen Seilschaften in Position bringt, um künftig Präsident oder – was
sehr unwahrscheinlich ist – Präsidentin des Deutschen Fußball-Bundes (DFB)
zu werden. Das irritiert, weil es sich ja schließlich um den größten
nationalen Sportfachverband der Welt handelt. Der DFB ist größer als die
SPD, und doch werden bei der mehr Namen fürs höchste Amt gehandelt als beim
DFB.
Aber so ganz leer gehen die Fußballdebatten denn doch nicht aus. Zum
Beispiel hat die Bild-Zeitung einfach mal ein paar Namen zur Abstimmung
gestellt: Thomas Hitzlsperger, Sylvia Schenk, Thomas de Maizière, Dieter
Zetsche, Rudi Völler, Christoph Metzelder.
Das ist eine lustige Liste. Sie reicht vom Sportvorstand eines
Zweitligisten über eine gescheiterte Radsportfunktionärin, vom geschassten
Ex-Minister und einem nach Dieselskandal riechenden früheren Daimler-Chef
bis hin zu einem ehemaligen Interimsteamchef. Kein Wunder, dass Christoph
Metzelder bei der Bild-Abstimmung vorne liegt.
Dass sich mit [1][Ute Groth] die Vorsitzende eines Amateurklubs, nämlich
DJK TuSA 06 Düsseldorf, wirklich zur Wahl stellen möchte, das nimmt bei
Bild und DFB vermutlich eh niemand ernst. Das hieße ja, das es offen und
transparent zuginge und jeder mitmachen könnte. Absurd.
## Niemals links von der CDU
Um aber überhaupt zur Wahl zugelassen zu werden, muss man von einem
Landesverband oder der Liga vorgeschlagen werden. Die Delegierten wählen
dann in der Regel entlang ihrer Landesverbandsproporze. Wer diesen
erkennbar undemokratischen Filterungsprozess durchlaufen hat und dann von
einer nur formal demokratisch agierenden Funktionärsversammlung gewählt
wurde, darf fürderhin erklären, er sei demokratisch gewählter Präsident
dieses Verbandes. Das ist aber andererseits auch außerhalb des Fußballs
nicht gerade unüblich.
So was kommt immer von so was. Links von der CDU war noch nie ein deutscher
Fußballpräsident, meist waren sie deutsch-national bis völkisch. Der
letzte, Reinhard Grindel, wetterte als CDU-Rechtsaußen im Bundestag gegen
Deutschtürken, die einen Doppelpass wollten. Wolfgang Niersbach hatte als
DFB-Pressechef 1994 geschwafelt, große Teile der amerikanischen Presse
seien „in jüdischer Hand“. Gerhard Mayer-Vorfelder (2001 bis 2006) war als
baden-württembergischer Kultusminister Deutschlandlied-Apologet, erste
Strophe.
Hermann Neuberger (1975 bis 1992) fiel nicht zuletzt dadurch auf, dass er
zur WM 1978 den Wehrmachtsgeneral und bekennenden Rechtsradikalen
Hans-Ulrich Rudel ins DFB-Quartier einlud. Peco Bauwens (1950 bis 1962)
lobte den WM-Erfolg 1954 als „Repräsentanz besten Deutschtums“, zustande
gekommen durch ein „Führerprinzip im guten Sinne des Wortes“. Und Felix
Linnemann (1925 bis 1945) war NSDAP- und SS-Mitglied und als Leiter der
Hannoveraner Kriminalpolizeileitstelle für die Deportation von Sinti und
Roma in Konzentrationslager verantwortlich.
Fußball habe mit Politik nichts zu tun, heißt es oft – gerade beim DFB. Das
ist natürlich falsch, wie nicht nur die rechte bis rechtsextremistische
Selbstverständlichkeit auf dem Posten des Präsidenten zeigt. Aber dass
dieser Fußball mit Demokratie nichts zu tun hat – doch, das nimmt man ihm
ab.
11 Jul 2019
## LINKS
[1] /TuSA-06-Chefin-ueber-DFB-Bewerbung/!5589394
## AUTOREN
Martin Krauss
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