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# taz.de -- Streik bei Lufthansa und Töchtern: Fluggästen droht Chaos-Sommer
> Bei Lufthansa und Germanwings stehen Streiks an. Auch Mallorca-Reisende
> von Eurowings müssen bangen, warnt eine spanische Pilotenvereinigung.
Bild: Noch fliegen sie: Lufthansa-Maschinen in Frankfurt/Main
Frankfurt/Main dpa | Mitten in der Feriensaison drohen Reisenden
Flugausfälle und lange Warteschlangen an den Flughäfen: Die
Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo hat Streiks bei der Lufthansa und ihren
Töchtern Eurowings und Germanwings angekündigt. „Der Chaos-Sommer, der uns
letztes Jahr beglückt hat, wird dieses Jahr wahrscheinlich nochmal größer“,
sagte Daniel Flohr, stellvertretender Ufo-Vorsitzender, am Donnerstag in
Frankfurt. Die Streiks der Kabinenmitarbeiter in Deutschland sollten im
Juli beginnen. Die Lufthansa reagierte mit Unverständnis.
Zu spüren sein werden die Auswirkungen des Arbeitskampfs laut Ufo zuerst
bei Eurowings und Germanwings. Dort werde es so schnell wie möglich eine
Urabstimmung geben. Bei der Lufthansa werde sich dies „um ein paar Wochen“
verzögern. „Am Ende dieser Urabstimmungen werden wir konkret verkünden,
wann, wo und wie lange Arbeitskämpfe stattfinden werden“, sagte Flohr. Er
warf der Lufthansa vor, die Eskalation zu suchen. „Die Strategie des
Konzerns steht in Frage.“
Die Lufthansa teilte hingegen mit: „Einen Streik kann es nicht geben, da es
derzeit weder offene Tarifverträge noch konkrete Forderungen gibt.“ Im
Hintergrund steht ein seit Monaten währender Streit: Ufo hatte
Tarifverträge mit der Lufthansa bereits im März gekündigt, das Unternehmen
hat diese Kündigungen jedoch nicht anerkannt.
„Wir stehen zur Tarifpartnerschaft“, hieß es nun von Lufthansa weiter.
„Hierzu brauchen wir einen zuverlässigen Tarifpartner, um gemeinsam
Lösungen im Sinne der Mitarbeiter und des Unternehmens zu erarbeiten.
Derzeit ist für uns nicht erkennbar, wann und wie Ufo ihrer Rolle als
berechenbarer, konstruktiver Tarifpartner wieder gerecht werden kann. Daher
finden aktuell keine Gespräche statt.“
## „Interne Machtkämpfe bei der Gewerkschaft“
Auch Eurowings verwies auf die nach ihrer Darstellung unklare Lage bei Ufo.
Es solle geklärt werden, wer bei der Gewerkschaft überhaupt
vertretungsberechtigt ist. „Aufgrund interner Machtkämpfe bei der
Gewerkschaft hat die Lufthansa Group entschieden, konzernweit weitere
Gespräche mit der Ufo vorerst ruhen zu lassen. An diese Konzernweisung sind
wir selbstverständlich gebunden.“
Aus Ufo-Sicht ist allerdings insbesondere die Auseinandersetzung mit
Eurowings ungewöhnlich, da fertige Tarifverträge dort bereits vorlägen.
„Wir werden in der absurden Situation sein, dass wir für fertige
Tarifergebnisse, die nicht mal mehr verhandelt werden müssten, auf die
Straße gehen“, sagte Flohr.
„Das ist, zumindest mal nach meiner Erinnerung, einmalig in dieser
Republik, allerdings ist es der einzige Weg, den wir zu diesem Zeitpunkt
noch sehen.“ Im Statement von Eurowings hieß es, man sei mit Ufo für zwei
Tarifverträge in „fortgeschrittenen Verhandlungen“ gewesen.
Unruhe gibt es währenddessen auch bei den Eurowings-Piloten auf Mallorca.
Die spanische Pilotenvereinigung Sepla warnte, Urlaubern stehe angesichts
stockender Gehaltsverhandlungen „eine ungewisse An- und Abreise“ auf die
Insel bevor, wenn das Verhandlungsfinale am 27. Juni nicht positiv
verlaufe. Nach monatelangen Gesprächen seien die Fronten zwischen den
Piloten und Eurowings verhärtet.
Eurowings teilte dazu mit, man sei in „konstruktiven Verhandlungen“ mit
Sepla und der Kabinen-Gewerkschaft Stavla. „Wir werden beiden
Sozialpartnern zeitnah ein neues Angebot mit verbesserten Vergütungs- und
Einsatzbedingungen unterbreiten und gehen aktuell davon aus, dass uns auf
Basis dieses Angebotes ein gemeinsamer Abschluss gelingt.“
## „Groß angelegte Strategie der Lufthansa“
Ufo-Vorsitzende Sylvia de la Cruz warf der Lufthansa jedoch vor, das Thema
Sozialpartnerschaft unabhängig von der zuständigen Gewerkschaft immer mehr
in Frage zu stellen. Das zeige auch die Auseinandersetzung in Spanien.
„Insofern ist das kein isoliertes Ufo-Thema, sondern es scheint eine groß
angelegte Strategie der Lufthansa zu sein, mit den Sozialpartnern anders
umzugehen.“
Cruz sagte weiter, Ufo lasse jeden ihrer Schritte nun rechtlich prüfen –
das dauere mit Blick auf Streiks bei der Lufthansa-Mutter etwas länger als
bei den Töchtern. „Es geht darum, unsere Forderungen durchzusetzen und
wieder an den Verhandlungstisch zu kommen.“
Die Lufthansa-Aktien zählten am Donnerstag angesichts der Streiksorgen mit
einem Minus von 0,60 Prozent zu den wenigen Verlieren im Dax. Der Konzern
steht unter enormem Wettbewerbsdruck durch Billigflieger wie Ryanair und
Easyjet. Erst vor wenigen Tagen hatte die Lufthansa-Führung wegen eines
harten Preiskampfs auf den Europastrecken ihre Gewinnziele
zusammengestrichen.
So musste sich Lufthansa-Chef Carsten Spohr von seinem Ziel verabschieden,
die Billigtochter Eurowings in diesem Jahr im laufenden Geschäft an die
Gewinnschwelle zu führen. Im vergangenen Jahr hatte die Tochter wegen der
holprigen Übernahme großer Teile der pleite gegangenen Air Berlin operativ
bereits rote Zahlen geschrieben.
Auch jetzt sinken die Betriebskosten bei Eurowings aus Sicht der
Konzernführung nicht schnell genug, was angesichts fallender Ticketpreise
für das Unternehmen noch dringlicher wird. Das Management hat weitere
Schritte beschlossen, um die Ziele zu erreichen. Details will der Konzern
in Kürze veröffentlichen.
20 Jun 2019
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