# taz.de -- Comic über Psychiatrie-Geschichte: Geplatzte Zusammenarbeit | |
> Über die Schließung der Bremer Langzeitpsychiatrie Blankenburg entsteht | |
> ein Comic. Aber der kooperierende Verein ist nicht zufrieden. | |
Bild: Nicht im Sinne der Betroffenen: Gerhard Mauchs Blankenburg-Comic | |
Bremen taz | In der Geschichte der Psychiatrie gilt die Schließung der | |
Einrichtung im ehemaligen Kloster Blankenburg als Meilenstein. Der vom | |
Senat beschlossene Prozess zog sich von 1981 bis 1988 hin. Nach und nach | |
wurden sämtliche Bewohner*innen in Wohngemeinschaften untergebracht. | |
Der Zeichner und Karikaturist Gerhard Mauch verarbeitete diesen Prozess in | |
einem Comic. Ein Comicfan und Mitglied des Vereins EXPA e.V. trat 2013 mit | |
der Idee und einem Skript auf ihn zu. EXPA e.V. ist ein Verein von | |
Betroffenen mit Psychiatrieerfahrung und Angehörigen. | |
Nachdem in Verbindung mit der Aktion Mensch Fördergelder genehmigt wurden, | |
hatte im März vergangenen Jahres die konkrete Arbeit begonnen. Ende März | |
2019 kündigte der Verein allerdings die Zusammenarbeit auf. Seitdem sucht | |
der Künstler nach einer neuen Kooperation für die Verbreitung des fertigen | |
Comics. Für Gerhard Mauch ist es nicht das erste Projekt dieser Art. Seine | |
Bildgeschichten, von ihm auch Comicdokus genannt, behandeln politische | |
Themen wie etwa Entwicklungspolitik oder fairen Handel. | |
Auslöser des Konflikts sind unterschiedliche Vorstellungen in der | |
Darstellung der Ereignisse. Frank Robra-Marburg, Vorsitzender des Vereins, | |
hält die Darstellung der Betroffenen in der Bildgeschichte Mauchs für zu | |
negativ. Einige Stellen seien dem Zeichner zwar gelungen, besonders die | |
Endszene, in der sich ehemalige Betroffene im Urlaub „vollfressen“, finde | |
er jedoch verachtend, so Marburg. | |
## Kommunikation nur per Telefon | |
Außerdem seien im Ursprungsskript mehr Dialoge zwischen den Figuren | |
vorgesehen, während diese sich in Mauchs Version oft erklärend und direkt | |
an die Leserschaft wenden würden. Der Künstler verweist jedoch auf die | |
knappe Quellenlage. Betroffene aus Blankenburg kommen dort nur selten | |
selbst zu Wort: Ein behutsam-empathischer Ansatz steht hier einem | |
historisch erklärenden gegenüber. | |
„Wir waren nicht zufrieden und wussten nicht, wie wir damit umgehen | |
sollten“, sagt Robra-Marburg. Letztendlich entschloss sich der Verein zu | |
einem Abbruch der Zusammenarbeit. Beide Seiten monieren die Kommunikation, | |
die nur telefonisch stattfand, da Mauch in Süddeutschland wohnt. | |
In den gleichen Zeitraum fällt der Konflikt mit einem ehemaligen | |
Mitarbeiter der Einrichtung Blankenburg, der auch im Comic vorkommt. Obwohl | |
nicht mit Klarnamen erwähnt, kritisierte dieser die Darstellung und drohte | |
mit rechtlichen Schritten. Der Verein bestreitet jedoch, dass dies mit dem | |
Abbruch der Zusammenarbeit zusammenhängt. | |
Mauch will seine Arbeit dennoch veröffentlichen, zur Not auf eigene Kosten. | |
Für die Verbreitung und auch für die finanzielle Förderung hofft er jedoch | |
auf eine neue Partnerschaft. Ursprünglich war ein Honorar von 3.000 Euro | |
geplant, die Hälfte des Geldes ist bereits geflossen. Um den Rest fühlt der | |
Künstler sich betrogen, immerhin habe er 15 Monate an dem Projekt | |
gearbeitet. „Es ist kein ganz typischer Comic, sondern auch eine Arbeit mit | |
pädagogischem Anspruch.“ | |
Auch der Verein sei auf der Suche nach einem neuen Zeichner, so | |
Robra-Marburg. Man werde dieses Mal genauer hinschauen, damit dieses Mal | |
die Gefühlsebene des Ausgangsskripts mehr berücksichtigt werde. | |
12 Jun 2019 | |
## AUTOREN | |
Teresa Wolny | |
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