# taz.de -- Defizitäres Berufsförderungswerk: Privatisierung soll helfen | |
> Der Hamburger Senat will das Berufsbildungswerk privatisieren. Ver.di und | |
> Linke befürchten, dass das zulasten der Beschäftigten geht. | |
Bild: Schweißerausbildung: Hier wird ein Schmetterling aus Blech zurechtgefeilt | |
Hamburg taz | Die Ausbildung, Unterstützung und Umschulung von Menschen, | |
die sich auf dem Arbeitsmarkt schwer tun, soll privatisiert werden. Seit | |
einigen Monaten sucht der rot-grüne Senat einen Käufer für das | |
[1][Perspektiv-Kontor] (Pepko) – ehemals Berufsförderungswerk. Der Grund: | |
Der Konzern macht Miese. | |
Die Gewerkschaft [2][Ver.di] und [3][Die Linke] sprechen von | |
Missmanagement. Sie befürchten, eine Privatisierung könnte zulasten der | |
Belegschaft wie der Klienten gehen. „Öffentliche Daseinsvorsorge gehört in | |
die öffentliche Hand“, findet Angelika Gericke von Ver.di und fragt: „Kann | |
sich Hamburg als ‚Stadt der guten Arbeit‘ leisten, das zu verkaufen?“ | |
Gegründet 1962, stand das Berufsförderungswerk (BFW) schon einmal [4][mit | |
dem Rücken zur Wand]: 2013 musste es Insolvenz anmelden. Es entließ die | |
Hälfte seiner damals gut 300 Angestellten, verkaufte die Hälfte seines | |
Grundstücks in Farmsen und wurde zur Pepko-Holding umstrukturiert. | |
Allein: Die Geschäftszahlen wurden dadurch nicht nachhaltig besser. | |
Ausweislich einer Senatsantwort an Die Linke hat allein das BFW als eine | |
von fünf Gesellschaften der Pepko-Holding in den folgenden Jahren jeweils | |
zwischen 300.000 und 2,6 Millionen Euro Miese gemacht. | |
Als Grund für die schwierige Lage nannte der Senat den Status der Pepko als | |
öffentliches Unternehmen. „Das ist in der Wettbewerbssituation, in der die | |
Pepko-Unternehmen stehen, nicht die beste Lösung“, heißt es in einer | |
Mitteilung an die Belegschaft. Der Senat habe sich für „eine bewusste | |
Freigabe der Unternehmen an den Markt“ entschieden, „um deren | |
Zukunftssicherung zu verbessern“. | |
Der Senat hofft, dass es für eines der großen privaten Berufsbildungswerke | |
attraktiv sein könnte, sich die Pepko einzuverleiben und damit Zugang zum | |
Hamburger Markt zu haben. Was diese besser machen würden, möchte Carola | |
Ensslen von der Linken „auch gerne wissen“. Sie befürchtet, dass schlicht | |
die Tarifbindung geschleift würde, Arbeitsplätze wegfielen und das Angebot | |
verschlechtert würde. | |
Ensslens Eindruck nach hat die Pepko ihre Probleme aber zum Teil selbst | |
verschuldet, indem sie sich etwa nicht genügend auf veränderte | |
Anforderungen einstellte. „Es muss ganz massiv an Konzepten und den | |
Angeboten gearbeitet werden“, fordert die Linken-Abgeordnete. Das setze | |
allerdings voraus, dass der Senat bereit wäre, Geld dafür auszugeben. | |
Eigentlich sei „privat oder öffentlich“ gar nicht die wichtigste Frage, | |
sagt Ver.di-Fachbereichsleiterin Gericke. „Viel wichtiger finde ich zu | |
diskutieren, welche beruflichen Maßnahmen der Senat haben will.“ Zuerst | |
müssten die Anforderungen an die berufliche Rehabilitation festgelegt | |
werden, dann wäre darüber zu sprechen, wie diese erfüllt werden könnten. | |
Viele Klienten von Pepko seien bei der Ausbildung und beim Berufseinstieg | |
auf eine kontinuierliche Betreuung angewiesen. Schlecht zahlende Anbieter | |
mit befristet Beschäftigten könnten das nicht leisten. | |
Gericke könnte sich vorstellen, dass die Beschäftigten die Pepko übernehmen | |
und daraus eine Genossenschaft machen. Die Identifikation der Beschäftigten | |
mit ihrem Betrieb sei groß. „Ein öffentliches Unternehmen zu einem | |
Vorzeigeunternehmen zu machen“, schwärmt sie, „es wäre doch klasse, wenn | |
sie das in einem sozialen Randbereich hinbekämen.“ | |
4 Jun 2019 | |
## LINKS | |
[1] https://www.pepko-hamburg.de/ | |
[2] https://biwifo-hamburg.verdi.de/ueber-uns | |
[3] https://www.linksfraktion-hamburg.de/fraktion/ | |
[4] /Archiv-Suche/!483767&s=Umschulung+in+der+Krise&SuchRahmen=Print/ | |
## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
## TAGS | |
Verdi | |
Hamburg | |
Rot-Grün Hamburg | |
Ausbildung | |
Privatisierung | |
Bremen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Arbeitsbedingungen in Bremen: Ausbeutung statt Nächstenliebe | |
Das Berufsförderungswerk Friedehorst beschäftigte offenbar über Jahre | |
scheinselbstständige DozentInnen. Das geht aus einem Urteil des | |
Sozialgerichts hervor. |