# taz.de -- Abtreibungsgesetz verschärft: No sweet home Alabama | |
> Der US-Bundesstaat hat das härteste Abtreibungsgesetz der USA. Auch | |
> Vergewaltigungen sind kein Grund mehr für Schwangerschaftsabrüche. | |
Bild: Alabama – wahrgewordene Dystopie aus Atwoods „Der Report der Magd“?… | |
Berlin taz | Auch Mädchen und Frauen, die vergewaltigt wurden, sollen in | |
Alabama künftig nicht mehr abtreiben dürfen – und bis zu 99 Jahren Haft | |
droht ÄrztInnen, die dennoch Schwangerschaftsabbrüche durchführen. Am | |
Dienstagabend (Ortszeit) stimmte die republikanische Mehrheit im Senat des | |
US-amerikanischen Bundesstaats für ein Gesetz, das Abtreibungen auch in | |
Fällen von Inzest verbietet und nur noch dann erlaubt, sollte die | |
Gesundheit der Mutter schwer gefährdet sein. Es ist damit das härteste | |
Abtreibungsgesetz in den USA. | |
Die republikanische Gouverneurin Kay Ivey muss das Gesetz zwar noch | |
unterzeichnen, doch das ist nur eine Formalie. Denn im tief religiösen | |
Alabama im Südosten der USA spricht sich die große Mehrheit von Politik und | |
Bevölkerung für ein Verbot von Abtreibungen aus. | |
In den USA sind Abtreibungen seit einer Grundsatzentscheidung des Obersten | |
Gerichts von 1973 – dem Meilenstein „Roe versus Wade“ – grundsätzlich … | |
lange legal, bis der Fötus außerhalb des Uterus lebensfähig ist. Innerhalb | |
der ersten zwölf Wochen dürfen Frauen sogar ohne Angabe von Gründen ihre | |
Schwangerschaft beendet. Aufgrund von „Roe“ würde das Gesetz also per | |
Gerichtsentscheid voraussichtlich entweder gar nicht erst in Kraft treten | |
oder bald wieder außer Kraft gesetzt werden. | |
Konservative Bundesstaaten versuchen aber seit langem, das Urteil | |
systematisch auszuhöhlen. So gibt es bereits jetzt viele Gesetze, die | |
Kliniken hohe Hürden auferlegen. In vielen Bundesstaaten gibt es kaum noch | |
Kliniken, die Abbrüche vornehmen – in North Dakota, South Dakota, Wyoming, | |
Kentucky, West Virginia und Missouri etwa nur noch jeweils eine einzige. | |
## Das eigentliche Ziel: das Oberste Gericht der USA | |
Zudem unterzeichneten in den vergangenen Monaten sechs Bundesstaaten wie | |
Mississippi, Kentucky oder Georgia sogenannte „Heartbeat“-Gesetze, die | |
Abtreibungen verbieten, sobald der Herzschlag des Fötus zu hören ist. Das | |
ist normalerweise vier Wochen nach der Befruchtung der Fall – also dann, | |
wenn manche Frauen noch nicht einmal wissen, dass sie schwanger sind. | |
Das eigentliche Ziel der AbtreibungsgegnerInnen ist es, mit den neuen | |
Gesetzen durch die Instanzen zu gehen und so schließlich das 46 Jahre alte | |
Grundsatzurteil des Obersten Gerichts zu kippen. Alabama steht nun an der | |
Spitze dieses Kreuzzugs. „Dieses Gesetz soll den Obersten Gerichtshof | |
veranlassen, das Urteil von damals zu überdenken“, sagte Terri Collins, | |
republikanische Abgeordnete des Repräsentantenhauses von Alabama. Der | |
Gerichtshof solle den jeweiligen Bundesstaaten erlauben, die | |
Abtreibungsgesetze zu beschließen, die sie für für angemessen hielten. | |
Die Chancen dafür stehen nicht schlecht: Denn das neunköpfige Oberste | |
Gericht der USA ist unter Trump nach rechts gerückt. Seit Beginn seiner | |
Amtszeit hat der US-Präsident zwei neue, erzkonservative Richter für den | |
Supreme Court berufen, Neil Gorsuch und Brett Kavanaugh, dem mehrere Frauen | |
sexuelle Übergriffe vorwerfen. Mit diesen beiden gibt es erstmals seit | |
Jahrzehnten wieder eine Mehrheit konservativer Richter am Supreme Court. | |
15 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Patricia Hecht | |
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