# taz.de -- Kommentar renitente Deutsche Wohnen: Küchenpsychologie hilft nicht | |
> Es ist unverständlich, warum die Deutsche Wohnen beim Mietspiegel derart | |
> auf Konfrontationskurs geht. Die Firma braucht mehr | |
> Kompromissbereitschaft. | |
Bild: Der Berliner Sitz der börsennotierten Firma Deutsche Wohnen | |
Unbelehrbar? Unsensibel? Verstockt? Rechthaberisch? Laienpsychologisch ist | |
es eine echte Herausforderung, die Deutsche Wohnen zu analysieren. Wie ist | |
eine Firma einzuschätzen, der gerade ein bisher treuer Verbündeter klar | |
gemacht hat, dass Kompromisse angesagt sind, und die doch weiter auf | |
Konfrontation setzt? Und das in einem politischen Umfeld, in dem nicht nur | |
die Linkspartei voll auf Enteignung setzt, sondern wo nun auch die Grünen | |
als zweite Regierungspartei das Volksbegehren „Deutsche Wohnen & Co. | |
enteignen“ unterstützen? | |
Was bisher geschah: Viel zu wenig war nach Meinung mancher Beobachter der | |
Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen, kurz BBU, auf die | |
öffentliche Kritik an der Deutsche Wohnen eingegangen. Die nämlich gehört | |
ebenso dem BBU an wie weitere Privatfirmen, landeseigene und kirchliche | |
Unternehmen sowie Genossenschaften. | |
Gerade angesichts des Enteignung-Volksbegehrens standen der BBU und vor | |
allem sein Presseprecher David Eberhart schier nibelungentreu vor der | |
Deutsche Wohnen, während selbst CDU und FDP zumindest gelegentlich auf | |
Distanz zu der Immobilienfirma gingen. Ende März noch fetzte sich Eberhart | |
via twitter mit dem Tagesspiegel – Eberhart hielt es für brandstifterisch, | |
dass Unternehmen als „umstritten“ einzuordnen. | |
Wenn nun also genau dieser BBU sagt, man habe die Kritik der Deutsche | |
Wohnen am neuen Mietspiegel „mit Verwunderung zur Kenntnis genommen und | |
könne die nicht nachvollziehen“, dann müsste das dem Unternehmen zu denken | |
geben. | |
## Deutsche Wohnen muss verhandeln | |
Doch was passiert? Zwar tat die Deutsche Wohnen kund, man unterstütze das | |
Instrument des Mietspiegels und werde Erhöhungen nicht anderweitig | |
begründen. Doch parallel setzt das Unternehmen einen Rechtsstreit über den | |
Mietspiegel von 2017 fort. | |
Das wirkt alles nicht so, als könnte es zu jenem runden Tisch kommen, den | |
sich die Grünen jüngst vorstellten. An ihm sollen alle Beteiligten sitzen | |
und über bezahlbare Mieten und soziale Verantwortung reden – ausdrücklich | |
inklusive renditeorientierter Privatfirmen. In einem Raum zusammensitzen, | |
doch in einem anderen, nämlich im Gericht, einen Rechtsstreit austragen: | |
das kann nicht funktionieren. | |
Nicht miteinander zu sprechen stärkt aber nur jene, die sowieso nicht | |
reden, sondern sofort enteignen und das herrschende Wirtschaftssystem gern | |
grundsätzlich abschaffen wollen. Die Deutsche Wohnen hat selbst in der | |
Hand, in welche Richtung es demnächst geht. | |
22 May 2019 | |
## AUTOREN | |
Stefan Alberti | |
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