| # taz.de -- Oberösterreichischer Landeskulturbeirat: Anstreichers Aufstieg | |
| > Odin Wiesinger publiziert in rechtsextremen Medien. Nun soll der Maler in | |
| > den oberösterreichischen Kulturrat berufen werden. | |
| Bild: Will seinen Lieblingsmaler in den Kulturbeirat bringen: Norbert Hofer (FP… | |
| Wien taz | Odin Wiesinger war bis zum Frühjahr 2016 nur absoluten Insidern | |
| bekannt. Zu plötzlichem Ruhm [1][verhalf ihm der damalige | |
| Präsidentschaftskandidat der rechten FPÖ], Norbert Hofer, als er nach | |
| seinem Lieblingsmaler gefragt wurde. Inzwischen ist die FPÖ in der | |
| Bundesregierung und Norbert Hofer Verkehrsminister. Und Wiesinger soll nach | |
| dem Willen der völkisch orientierten Partei Mitglied des | |
| oberösterreichischen Landeskulturbeirates werden. | |
| Wiesinger, der auf den Namen Manfred getauft wurde, ist in der pennalen | |
| schlagenden Burschenschaft Scardonia zu Schärding aktiv und hat seinen | |
| „Couleur-Namen“ als Künstlernamen übernommen. Der germanische Kriegsgott | |
| und Göttervater dürfte auch einen großen Teil seines bildnerischen Werks | |
| inspiriert haben. Für das Rechtsextrementreffen „Verteidiger Europas“ in | |
| Linz stiftete er 2016 eine Grafik namens „Verteidiger Europas“ – einen | |
| Jüngling mit Holzschwert, die auf dem Kongress versteigert wurde. | |
| Viele der Bilder des 1961 im oberösterreichischen Andorf geborenen Malers | |
| zeigen Soldaten in der Ästhetik der dreißiger Jahre. Eine seiner Werkreihen | |
| trägt den Titel „Endsieg“. Einschlägig ist auch sein Ölbild eines | |
| Burschenschafters der schlagenden Verbindung Olympia, der vor einer | |
| großdeutschen Karte posiert, auf der Deutschland, Österreich, Südtirol, | |
| Tschechien und Teile Polens zusammengefasst sind. | |
| Wiesinger ist stolz darauf, sich immer schon den Trends in der Kunst | |
| verweigert zu haben. Zum überwiegenden Teil sei die offizielle Kunstszene | |
| für ihn „die Diktatur des Hässlichen, Minderwertigen, Würde- und Maßlosen… | |
| verkündete er 1998 in einem Interview mit dem deutschen Rechtsaußenblatt | |
| Junge Freiheit: „Verschüttete und verschmierte Farbe nach Art der Primaten | |
| in der Malerei, Pornografie und Gestammel auf den Bühnen.“ Das ließe sich | |
| in allen Bereichen beliebig fortsetzen. | |
| Auch die FPÖ hat mit der Kulturszene seit jeher ihre Probleme. | |
| International renommierte Künstlerinnen und Künstler wie die | |
| [2][Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek] oder der durch seine | |
| Blut- und Schüttbilder bekannte Hermann Nitsch werden gerne als | |
| „Staatskünstler“ verunglimpft. | |
| ## Ziel der FPÖ: Kulturpolitik nach rechts rücken | |
| Dass der Mainstream in der österreichischen Kulturszene linksgrün dominiert | |
| ist, kann nicht geleugnet werden. Auch eine rechtskonservative | |
| Bundesregierung hat dagegen noch kein Rezept gefunden. Aber man gibt sich | |
| alle Mühe. | |
| So hat ÖVP-Kulturminister Gernot Blümel im April für Irritationen gesorgt, | |
| als er die Abteilung des Filmbeirats, die für die Förderung „innovativer | |
| Projekte im Bereich des Spiel-, Dokumentar-, Animations- und | |
| Experimentalfilms“ zuständig ist, ausgerechnet mit Leuten besetzte, die | |
| sich auf dem Gebiet des Kommerz- und Trivialfilms einen Namen gemacht | |
| haben. Statt Erfahrung mit experimentellen Filmformaten können sie ein | |
| Weltbild vorweisen, das mit dem der Rechtsregierung eher kompatibel ist. | |
| Nun hat die FPÖ ihren Lieblingsmaler für den Landeskulturbeirat in | |
| Oberösterreich nominiert. In dem aus rund 25 Personen bestehenden Gremium | |
| sitzen derzeit so honorige Leute wie der Domorganist von Linz, die Obfrau | |
| des oberösterreichischen Volksliedwerks und der Superintendent der | |
| evangelischen Kirche. | |
| Als Hort der revolutionären Avantgarde lässt sich der Beirat also auch | |
| bisher schon nicht gerade bezeichnen, räumt Thomas Diesenreiter, | |
| Geschäftsführer der Kulturplattform Oberösterreich (KUPF), gegenüber der | |
| taz ein. Aber die Nominierung eines tiefengebräunten Malers, der für die im | |
| Vorjahr eingestellte rechtsextreme Postille Aula Werke beigesteuert hat, | |
| löst dennoch Befremden aus. Für Diesenreiter verfolgt die FPÖ klar das | |
| Ziel, die Kulturpolitik nach rechts zu rücken. Dass die ÖVP dabei | |
| mitspielt, ist für ihn ein „fatales Zeichen“. | |
| Der oberösterreichische Landeshauptmann und Kulturreferent Thomas Stelzer | |
| kommentiert die brisante Personalie mit einem Achselzucken. Die Statuten | |
| des Landeskulturbeirats sähen nun mal „ein eigenständiges Nominierungsrecht | |
| für alle im Landtag vertretenen Parteien“ vor, ließ der ÖVP-Mann sein Büro | |
| erklären. | |
| Die KUPF und die Gesellschaft für Kulturpolitik Oberösterreich wollen sich | |
| damit jedoch nicht abfinden. In einem offenen Brief appellieren sie an | |
| Stelzer: „Wir ersuchen Sie, lehnen Sie kraft Ihres Amtes als Kulturreferent | |
| und Landeshauptmann die Nominierung Odin Wiesingers ab und distanzieren Sie | |
| sich von allen Versuchen seitens der FPÖ, unser Land kulturpolitisch um | |
| Jahrzehnte zurückzuwerfen!“ | |
| 14 May 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ralf Leonhard | |
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