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# taz.de -- Razzia im Mensch Meier: Bum-bum Polizei
> Der Senat spricht von einem rechtmäßigen Einsatz. Auch seien die
> beteiligten Polizisten als solche erkennbar gewesen.
Bild: Nicht immer läuft es zwischen Technofans und Polizisten so friedlich ab
Berlin taz | Nach einer [1][Razzia am 30. März im linken Club Mensch Meier]
wurde heftig über die Verhältnismäßigkeit des Einsatzes diskutiert. Zoll
und Polizei waren unangekündigt vor dem Club an der Storkower Straße
angerückt, um mögliche Schwarzarbeitsverhältnisse zu prüfen, sie waren
einem anonymen Tipp gefolgt.
Die Anwesenden berichten davon, während des Einsatzes gewaltsam zu Boden
gedrückt, eingeschüchtert und mit Waffen bedroht worden zu sein. Der Gang
auf die Toilette sei ihnen ebenso verweigert worden, wie ihre Handys zu
nutzen, um einen Anwalt zu rufen. Türen seien aufgebrochen und beschädigt
worden.
Aus einer Antwort des Senats für Inneres auf eine Anfrage des
clubpolitischen Sprechers der Grünen, Georg Kössler, geht nun hervor, dass
Polizei und Zoll wussten, dass am Abend des Einsatzes eine Veranstaltung
des Kollektivs Sea-Watch and Friends zum Thema Seenotrettung stattfand. Der
Senat bestätigt die Darstellung der Beamten, dass der Einsatz rechtmäßig
verlaufen sei. Die Vorwürfe der Veranstalter und des Clubkollektivs weist
er zurück.
„Der Zolleinsatz wird vom Innensenator heruntergespielt“, sagt Kössler zur
taz. Der Vorwurf, dass Clubkultur gezielten Repressionen ausgesetzt sei,
lasse sich so nicht widerlegen. Erst wenige Stunden vor dem Einsatz hatte
die Demonstration [2][„Seehofer Wegbassen“] stattgefunden, die das
„Geordnete-Rückkehr-Gesetz“ des Innenministers kritisierte. Auch Sea-Watch
und das Mensch Meier nahmen daran teil.
## Ein anonymer Tipp
Nun steht der Vorwurf im Raum, dass der Einsatz womöglich im Zusammenhang
mit den Protesten stehen könnte. „Der Senat muss hier klare Stellung
beziehen“, sagt Kössler. Insbesondere, da der Zoll auf die Anfrage eines
Journalisten hin erklärte, den anonymen Tipp auf Schwarzarbeit bereits im
Februar 2018 erhalten zu haben. Auch die Veranstalter verwundert es, dass
mehr als ein Jahr verging, bevor dem Hinweis nachgegangen wurde. In den
Tagen nach dem Einsatz kontrollierten Zoll und Polizei acht weitere
Berliner Clubs. Dort verliefen die Einsätze friedlich.
Ungeklärt bleibt, wie es zur Eskalation vor der Tür am Mensch Meier kam.
Als die Polizisten versuchten, die Tür zu öffnen, soll der Türsteher
Pfefferspray versprüht und drei von ihnen getroffen haben. Das Mensch Meier
gibt an, dass man von einem Nazi-Angriff ausgegangen sei, da keine
uniformierten Beamten zu sehen waren. Der Senat räumt ein, dass die
Zollbeamten zu Beginn in Zivil erschienen seien. Die Polizisten seien aber
erkennbar gewesen. Welche Darstellung zutrifft, wird wohl vor Gericht
entschieden. Club und Veranstalter planen derzeit, rechtliche Schritte
einzuleiten.
Um die Zusammenarbeit zwischen Polizei und Clubs zu verbessern, hat die
Berliner Clubcommission nun ein Deeskalationsprogramm für Türsteher
entwickelt. In Workshops sollen Strategien eingeübt werden, unter anderem
sind Gespräche mit Polizeivertretern geplant. Ein Sprecher sagte der taz
aber, dass das Projekt bereits länger geplant und nicht als Reaktion auf
den Einsatz entstanden sei.
28 Apr 2019
## LINKS
[1] /Razzia-in-Berliner-Club/!5582174
[2] /Seehofer-wegbassen-Demo-in-Berlin/!5581640
## AUTOREN
Anima Müller
## TAGS
Polizei
Clubkultur
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Polizei Berlin
Essen
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