# taz.de -- Sieben Jahre nach Pleite der Drogeriekette: Schlecker-Kinder gehen … | |
> Obwohl Anton Schlecker wohl von der drohenden Pleite seiner Drogeriekette | |
> wusste, räumte er Millionen beiseite. Er musste nicht in den Knast – | |
> seine Kinder schon. | |
Bild: Meike (li.) und Lars Schlecker (2. v. re.) müssen in den Knast. Ihre Elt… | |
STUTTGART dpa | Die Richter waren überzeugt: Die Pleite der | |
Drogeriemarktkette bereits vor Augen, hatte die Familie Schlecker Millionen | |
beiseite geschafft, um das Geld vor Gläubigern in Sicherheit zu bringen. | |
Anton Schlecker war dafür [1][2017 vor dem Stuttgarter Landgericht] zu | |
einer Bewährungsstrafe verurteilt worden. Seine Kinder Lars und Meike | |
Schlecker traf es mit Haftstrafen ohne Bewährung härter. Sie legten gegen | |
das Urteil Revision ein – vergeblich, wie der Bundesgerichtshof jetzt | |
mitteilte. Die Geschwister müssen nun ins Gefängnis. | |
Den beiden Kindern von Anton Schlecker werden Untreue, | |
Insolvenzverschleppung, Bankrott und Beihilfe zum Bankrott ihres Vaters | |
vorgeworfen. Die Schlecker-Kinder hatten sich nach Überzeugung des | |
Landgerichts unrechtmäßig Gewinne in Millionenhöhe aus der zum | |
Schlecker-Imperium gehörenden Logistik-Firma LDG ausgezahlt – nur Tage | |
bevor der Konzern in die Insolvenz ging. | |
Hierin habe das Landgericht die schwerwiegendste Tat – nämlich Untreue in | |
Tateinheit mit vorsätzlichem Bankrott – gesehen, hieß es in der Mitteilung | |
des BGH. Deshalb wurden die Kinder härter bestraft als ihr Vater. Die | |
zweijährige Haftstrafe von Anton Schlecker, die er neben einer Geldstrafe | |
bekommen hatte, war zur Bewährung ausgesetzt worden. [2][Schleckers Frau | |
Christa] war anfangs auch im Stuttgarter Strafprozess angeklagt, das | |
Verfahren wurde aber eingestellt. | |
Ihre Kinder Lars und Meike sind nun rechtskräftig zu Haftstrafen von | |
jeweils zwei Jahren und sieben Monaten verurteilt worden. Das sind im Falle | |
von Meike ein Monat, im Falle von Lars zwei Monate weniger als im Urteil | |
des Landgerichts vorgesehen. Zur Begründung hieß es in der Mitteilung des | |
BGH, das Landgericht habe die den Angeklagten fehlende Schuldnereigenschaft | |
nicht zu ihren Gunsten bedacht. | |
## Tausende Mitarbeiter verloren ihre Jobs | |
Schlecker, einst die größte Drogeriemarktkette Europas, hatte im Januar | |
2012 Insolvenz angemeldet. Eine Rettung schlug fehl, Tausende Mitarbeiter | |
verloren ihre Jobs. In dem Verfahren im Jahr 2017 ging es um die Frage, | |
wann Schlecker die drohende Zahlungsunfähigkeit erkannt hat oder hätte | |
erkennen müssen. Von dem Zeitpunkt an hätten er und seine Kinder kein Geld | |
mehr aus dem Unternehmen abziehen dürfen. | |
Anton Schlecker sah den Zeitpunkt offenbar nie kommen. Vor Gericht hatte er | |
beteuert: „Die Insolvenz für mein Unternehmen war für mich unvollstellbar.�… | |
Noch Ende 2011 bestand er darauf, den Mitarbeitern nicht nur pünktlich das | |
Gehalt, sondern auch Weihnachtsgeld zu zahlen. Kurz vor der Insolvenz hatte | |
Schlecker seinen vier Enkeln aber auch sechsstellige Summen überwiesen und | |
war mit seinen Kindern in die Karibik gereist. | |
Seine Familie wiegte sich offenbar in dem Glauben, das alles gut gehen | |
würde, bis Handelspartner und Versicherer Anfang 2012 die Reißleine zogen. | |
Im Gerichtssaal berichtete Schlecker von einem Anruf seiner Tochter kurz | |
vor der Pleite im Januar 2012: Fassungslos sei sie gewesen. „Papa, die | |
lassen uns fallen.“ | |
## Richter glaubten nicht an vermeintliche Unwissenheit | |
Die Richter am Landgericht nahmen der Familie die Unwissenheit nicht ab. | |
Nach Überzeugung der Kammer drohte die Zahlungsunfähigkeit schon ab dem 1. | |
Februar 2011. Von da an hätte Schlecker demnach kein Geld mehr aus der | |
Firma ziehen und auch nichts mehr aus seinem privaten Vermögen an andere | |
übertragen dürfen. Denn als sogenannter Einzelkaufmann haftete er mit | |
allem, was er besaß. | |
Insgesamt gut 14 Millionen Euro haben die Schleckers mittlerweile an den | |
Insolvenzverwalter zurückgezahlt, der immer noch versucht, in mühsamen | |
Prozessen – etwa gegen Kartelle bei Lieferanten – Geld einzutreiben. Denn | |
insgesamt haben die Gläubiger früheren Angaben zufolge mehr als eine | |
Milliarde Euro an Forderungen angemeldet. | |
Ein zivilrechtliches Nachspiel in Österreich war 2018 mit einem Vergleich | |
zu Ende gegangen. Schleckers Frau und Kinder hatten sich vor dem | |
Landgericht Linz mit der ebenfalls insolventen österreichischen | |
Schlecker-Nachfolgerkette Dayli geeinigt. Über den Betrag wurde | |
Stillschweigen vereinbart. Dayli-Insolvenzverwalter Rudolf Mitterlehner | |
hatte Ende 2017 zum Prozessauftakt 20 Millionen Euro Schadenersatz von | |
Schleckers Frau und den beiden Kindern gefordert. | |
25 Apr 2019 | |
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