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# taz.de -- Streit um Ethik in der Forschung: Studieren ohne Tieropfer
> Hamburgs SPD und Grüne wollen Tierversuche aus der Lehre verbannen,
> zugleich baut die Uniklinik ein teures neues Tierversuchshaus. Die Linke
> will das Geld sperren.
Bild: Was wäre wenn? Symbolischer Protest vor der Uni Hamburg
Hamburg taz | SPD und Grüne in Hamburg wollen den Tierschutz ins
Hochschulgesetz schreiben. Nach dem Vorbild Bremens soll ein Passus
eingefügt werden, der mit Verweis auf das Grundgesetz fordert: Hochschulen
müssen in Lehre und Forschung Methoden fördern, die die „Verwendung“ von
Tieren verringern.
Als ersten Schritt, so der beschlossene [1][Antrag], soll der Senat mit der
Uniklinik Eppendorf (UKE) und anderen Instituten Tierversuche
„problematisieren“ und klären, inwieweit tierversuchsfreie Forschung und
Lehre in Gestalt innovativer Formate schon existieren und weiterentwickelt
werden können.
Schon heute sei es in Hamburg möglich, Medizin ohne Tierversuche zu
studieren, sagte die Grüne Christiane Blömeke: „Das ist gut so! Aber das
gilt für das Biologiestudium beispielsweise noch nicht.“ Es gehe darum,
dass jeder Tierversuch noch stärker als bisher hinterfragt wird.
„Tierschutz fängt in den Köpfen an“, sagte der SPD-Politiker Gert Kekstad…
Tierversuchsvermeidung im Studium sei „ein richtiger Schritt“.
Die Linke kritisierte den Vorstoß als ungenügend und Zeichen „schlechten
Gewissens“ von Rot-Grün. Wollten die Regierungsfraktionen wirklich gegen
Tierversuche angehen, wären andere Schritte nötig. „Nach wie vor steht der
Ausbau der Versuchstierhaltung am UKE mit 32 Millionen Euro im Haushalt“,
sagte der Linke Stephan Jersch. „Wir fordern eine Sperre über diese Gelder,
um nach einer Vereinbarung mit dem UKE kleiner und kostengünstiger zu bauen
oder ganz darauf zu verzichten.“ Der Senat in Berlin mache es vor, indem er
einen ähnlichen Betrag – 34 Millionen Euro – in ein Institut für
tierversuchsfreie Forschung steckt.
[2][Jerschs Antrag] wurde abgelehnt. Von heute auf morgen könne man die
Versuche nicht abschaffen. „Das geht nur langfristig“, sagte Blömeke.
Deshalb habe Hamburg gerade einen Forschungspreis für Alternativen von
20.000 auf 50.000 Euro erhöht. Der Neubau des Tierhauses sei nötig, um die
Standards im Tier- und Arbeitsschutz einzuhalten. Die Gebäude stammten zum
Teil aus der Nachkriegszeit, heißt es in der dazu gehörigen
[3][Senatsdrucksache]. Die Erdarbeiten haben schon begonnen.
„Die Kapazitäten werden dabei nicht erweitert“, sagte UKE-Sprecherin Anja
Brandt. Bei den Versuchen würden die Tiere so schonend wie möglich
behandelt, etwa durch Schmerzlinderung mittels Anästhesie. Am häufigsten
würden Mäuse eingesetzt, aber auch Ratten, Frösche, Kaninchen,
Meerschweinchen, Schweine und Schafe.
Soweit es den Wissenschaftlern möglich sei, nutzten sie Alternativen, etwa
durch Zellenzüchtung in einer Laborkultur. In der Grundlagenforschung könne
man Versuche nicht durch andere Methoden ersetzen, da nie derselbe Versuch
zweimal gemacht werde. „Dies ist schon rechtlich gar nicht möglich“, sagte
Brandt.
## Ausweitung der Tierversuche ist möglich
Tierversuche könnten nur durchgeführt werden, wenn keine Alternativen
verfügbar sind, sagte auch Julia Offen, die Sprecherin der
Wissenschaftsbehörde. Die Bildung von Metastasen im Körper etwa könne „nur
im Tiermodell untersucht werden“.
In der Drucksache zum Neubau heißt es, dieser sei auch nötig, um den
Standort „konkurrenzfähiger zu machen“. Der Bau biete auch die Option einer
Erweiterung, falls weiter erfolgreich Drittmittel eingeworben werden und
„die Anzahl der Forschungsprojekte wächst“.
Einen „verschwindend geringen Anteil“ werde es „auch künftig geben müss…
räumt Stephan Jersch ein. Doch er könne bei Rot-Grün „den Willen zum Abbau
der Tierversuche zu wenig erkennen“.
10 May 2019
## LINKS
[1] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/66509/studium_forschung_un…
[2] https://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/66633/studium_forschung_un…
[3] http://www.buergerschaft-hh.de/parldok/dokument/60095/haushaltsplan_2017_20…
## AUTOREN
Kaija Kutter
## TAGS
Studiengang Medizin
Tierversuche
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Mäuse
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