| # taz.de -- Kommentar UN-Artenschutzbericht: Wir müssen umfassend neu denken | |
| > Es geht nicht mehr nur darum, das Klima zu schützen, sondern die Natur zu | |
| > erhalten. Beim nötigen Systemwechsel sind alle gefragt. | |
| Bild: Dem Laubfrosch ist es egal, ob ein Elektroauto durch sein Lebensraum fäh… | |
| Das Klima zu retten war also nur die Übung für die Weltgemeinschaft und für | |
| jeden Einzelnen. Nach dem [1][Bericht des Weltbiodiversitätsrates (Ipbes)] | |
| geht es darum, das Leben selbst am Leben zu erhalten. Diese Aufgabe beginnt | |
| im Garten, führt durch Fabrikhallen, Freizeitparks, Supermärkte und | |
| Rapsfelder bis in die Vorstandsetagen und an den Kabinettstisch. Einen | |
| Systemwechsel fordern die WissenschaftlerInnen des Weltbiodiversitätsrats, | |
| und den bekommen nur alle zusammen hin. | |
| Der Systemwechsel fordert ein Umdenken von allen. Es geht nicht mehr darum, | |
| das Klima zu schützen, sondern die Natur zu erhalten. Allein das ist ein | |
| gedanklicher Paradigmenwechsel, den auch Grüne vollziehen müssen. Denn für | |
| den Artenschutz hilft keine Technik, wie noch in der Abwehr des | |
| Klimawandels. Mit dem Versprechen, schwarze Zahlen mit grünen Ideen zu | |
| schreiben, konnten Grüne geschmeidig Politik machen. Sie boten eine | |
| Alternative – aus Kohlekraftwerken wurden Windkraftanlagen. Mutmaßlich | |
| nachhaltige Unternehmen verdienten Milliarden. Doch Tieren, Pflanzen und | |
| Lebensräumen hilft keine Technik, der Schutz der biologischen Vielfalt | |
| befeuert also nicht das Wirtschaftswachstum und lässt sich politisch nicht | |
| zu einem Lifestyle-Thema hochjazzen. Dem Frosch ist es egal, ob ein | |
| Elektroauto durch seinen Lebensraum fährt oder ein Diesel. Alle sind beim | |
| Neudenken gefragt, um den vom Weltbiodiversitätsrat geforderten | |
| Systemwechsel zu vollziehen. So ist es erfreulich, nützt aber wenig, wenn | |
| Umweltministerin Svenja Schulze die Ausmaße des Berichts verstanden hat. | |
| Das ganze Kabinett muss folgen. | |
| Finanzminister Olaf Scholz muss das Geld nach ökologischen Kriterien | |
| verteilen, Wirtschaftsminister Altmaier nur noch naturverträgliche Vorhaben | |
| subventionieren, Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner von der irrigen | |
| Idee abrücken, dass Pestizide und andere Gifte in irgendeiner Form die | |
| Landwirtschaft am Leben erhalten können. Es geht nicht mehr um | |
| Zielkonflikte zwischen Naturschutz und Landwirtschaft oder Artenschutz | |
| gegen den Neubau von Häusern. Oder Straßen. Es ist ein und dasselbe – Natur | |
| und Wirtschaft, Ökologie und Ökonomie bedingen sich in jedem Bereich. | |
| Der Ipbes-Bericht bringt die Zusammenhänge unmissverständlich auf den | |
| Punkt. Da die Bundesregierung und mit ihr das Parlament allein zu schwach | |
| sind, diese Aufgabe zu lösen, sind wir gefragt. Jeden Tag. Nicht nur | |
| freitags für die Zukunft demonstrieren, sondern jeden Tag für die Zukunft | |
| handeln. Der Schutz der biologischen Vielfalt muss eine Querschnittsaufgabe | |
| aller politischen und wirtschaftlichen Entscheidungen sein. | |
| 6 May 2019 | |
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| ## AUTOREN | |
| Ulrike Fokken | |
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