| # taz.de -- Berichterstattung über Wahlumfragen: Wöchentlich grüßt die Sonn… | |
| > Wissenschaft und Medien versorgen uns regelmäßig mit aktuellen | |
| > Wahlumfragen. Doch Umfragewerte werden ziemlich schnell zu Humbug. | |
| Bild: Wie wählen die Deutschen? Antworten darauf werden aus Umfragen teils unr… | |
| Wie würden die Deutschen wählen, wenn am Sonntag Bundestagswahl wäre? Der | |
| Konjunktiv lässt bereits erkennen, dass die Antwort auf diese Frage mit | |
| Vorsicht zu genießen ist. Dennoch titelte die FAZ am Sonntag: [1][„AfD im | |
| Osten stärkste Partei“] und die Schlagzeile der Bild lautete | |
| [2][„Schock-Umfrage – AfD stärkste Partei im Osten“.] Falsch sind diese | |
| Überschriften – rein faktisch – nicht, denn das Institut Emnid hat erhoben, | |
| dass die AfD in Ostdeutschland auf 23 Prozent kommen würde. | |
| Fragwürdig an dieser Berichterstattung ist aber der Neuigkeitswert. | |
| [3][Denn die AfD wäre nach Umfragen von Infratest bereits seit September | |
| letzten Jahres in den neuen Bundesländern die stärkste Partei]. Im | |
| Vergleich dazu hat sie sogar vier Prozentpunkte verloren. | |
| Häufig lassen Sprachwahl und Visualisierung beim Berichten über | |
| Wahlumfragen die Annahme zu, es handele sich um eine Prognose. Mit Aussagen | |
| wie „die AfD ist stärkste Partei“ oder „die FDP erreicht im Osten nur 5 | |
| Prozent“ und Tortendiagrammen mit festen Farbgrenzen gleichen Berichte über | |
| Wahlumfragen allzu oft denen über Wahlergebnisse. Dabei handelt es sich | |
| hier um zwei grundverschiedene Arten von Information. Nicht nur sind | |
| Umfragen bloße Stimmungsbilder, die ermittelten Zahlen sind zudem bloße | |
| Trends. Die von den Meinungsforschungsinstituten veröffentlichten Werte | |
| können ein bis drei Prozentpunkte über oder unter dem realen Wert liegen. | |
| Unter vielen Journalist*innen gibt es deshalb bereits einen gewissen | |
| Konsens darüber, dass man über Umfrageergebnisse nur berichtet, wenn man | |
| gleichzeitig über deren strukturelle Ungenauigkeit aufklärt. Die | |
| Fehlprognosen vieler Medien vor dem Brexit-Referendum und der | |
| US-Präsidentschaftswahl 2016 haben hier zu etwas mehr Selbstkritik geführt | |
| – eigentlich. Offenbar nicht genug. | |
| Angesichts der anstehenden Landtagswahlen in Brandenburg, Thüringen und | |
| Sachsen wollen Leser*innen natürlich informiert werden, in welche Richtung | |
| sich Trends entwickeln. Doch Schlagzeilen emotionalisieren, wirken sich auf | |
| das Denken und Handeln aus. In Kürze heißt das „Framing“. Sollte beim | |
| Titeln bedacht werden. Ebenso wie man sich fragen muss, ob minimale | |
| Schwankungen in den Wahlumfragen Nachrichtenwert haben. | |
| 24 Apr 2019 | |
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| [1] https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/sonntagsfrage-afd-im-osten-staer… | |
| [2] https://www.bild.de/politik/inland/politik-inland/schock-sonntagstrend-afd-… | |
| [3] https://www.welt.de/politik/deutschland/article181445482/Deutschlandtrend-A… | |
| ## AUTOREN | |
| Hanna Lohoff | |
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