| # taz.de -- Berliner Grüne und Polizei: Sonnenbrille soll erlaubt werden | |
| > Grüne legen ein Sicherheitspaket vor. Bei der von der SPD geforderten | |
| > Verschärfung des Polizeigesetzes signalisieren sie | |
| > Kompromissbereitschaft. | |
| Bild: Gezielt verkleidet, aber nicht vermummt | |
| Nach der SPD haben nun auch die Grünen ein Sicherheitspaket beschlossen. | |
| Das beinhaltet unter anderem Gesetzentwürfe für die Einführung eines | |
| unabhängigen Polizeibeauftragten und ein liberales Versammlungsgesetz. „Wir | |
| hoffen damit auch eine Brücke zu unseren Koalitionspartnern zu bauen“, | |
| sagte Fraktionschefin Antje Kapek am Mittwoch. Was die Reform des | |
| Landespolizeigesetzes (Asog) betrifft, hatte die SPD bisher – wie berichtet | |
| – ganz andere Vorstellungen als Grüne und Linke (taz berichtete). | |
| Die von der SPD geforderte Telefonüberwachung (TKÜ) zur Gefahrenabwehr und | |
| den Einsatz sogenannter Stiller SMS zur Gefahrenabwehr haben die Grünen nun | |
| akzeptiert. Bisher hatten sie das, wie die Linken, abgelehnt. Berlin sei | |
| das einzige Bundesland, dass diese Form der TKÜ nicht habe, erklärte der | |
| innenpolitische Sprecher der Grünen, Benedikt Lux, am Mittwoch. Stille SMS | |
| werde man aber nur zur Vorbereitung einer Observation erlauben und nicht | |
| für Bewegungsprofile. Mit diesem Entgegenkommen gegenüber der SPD, so Lux | |
| „setzen wir uns von den Linken ab“. Die von den Sozialdemokraten geforderte | |
| Einführung der elektronischen Fußfessel für islamistische Gefährder sowie | |
| andere gesetzliche Spezialmaßnahmen gegen islamistische Gefährder, so Lux, | |
| „lehnen wir aber ab“. Auch was die von der SPD favorisierte Verankerung des | |
| finalen Rettungsschusses im Asog angehe, blieben die Grünen bei ihrem Nein. | |
| Die eigentliche Botschaft von Kapek und Lux war aber eine andere: Mit dem | |
| unabhängigen Polizeibeauftragten und dem liberalen Versammlungsgesetz werde | |
| ein Hauptziel des Koalitionsvertrags erreicht. O-Ton Kapek: „Ein großer | |
| Schritt zur Stärkung der Freiheits- und Bürgerrechte wird vollzogen.“ Geht | |
| es nach den Grünen, dann soll der oder die Polizeibeauftragte – unabhängige | |
| Beschwerdestelle genannt – eigene Ermittlungsbefugnisse haben. Konkret: Bei | |
| Straf- oder Disziplinarverfahren müssten die Behörden der Stelle Auskunft | |
| geben. | |
| In dem geplanten Versammlungsgesetz wollen die Grünen das | |
| Deeskalationsgebot festschreiben. Die Polizei soll Demonstrationen künftig | |
| nicht mehr so einfach wie bisher auflösen können, wenn Einzelne Straftaten | |
| begehen, so Lux. Auch sollten Sonnenbrillen, Schals und Mützen künftig | |
| nicht mehr als Vermummung gewertet werden. Wenn sich Menschen gezielt | |
| verkleideten, um nicht identifiziert werden zu können, und die Verkleidung | |
| nach Aufforderung der Polizei nicht ablegten, stelle dies aber künftig nur | |
| noch eine Ordnungswidrigkeit dar. Bisher gilt Vermummung als eine Straftat. | |
| Aber die Grünen wollen noch mehr: Die Polizei soll Demorouten von sich aus | |
| veröffentlichen, die Bannmeile um das Parlament werde abgeschafft, | |
| Gegendemos müssten grundsätzlich in Hör- und Sichtweite zugelassen werden. | |
| Den Bürgern sei mehr Vertrauen zu schenken, wenn sie auf die Straße gingen, | |
| so Lux. Denn: Von den 5.000 Demos, die pro Jahr in Berlin stattfinden seien | |
| nur 0,2 Prozent unfriedlich. | |
| 10 Apr 2019 | |
| ## AUTOREN | |
| Plutonia Plarre | |
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