# taz.de -- Kommentar Grindels Rücktritt: Stellvertreter eines größeren Prob… | |
> Dass DFB-Präsident wegen einer Armbanduhr gehen muss, zeigt dass er nicht | |
> das Problem ist. Er ist Symptom der Probleme im Verband. | |
Bild: Substanzloser Textbaustein – so wie bei Bewerberreden für die DFB-Prä… | |
Wird jetzt alles gut beim Deutschen Fußball-Bund? Ticken die Uhren nun nach | |
dem [1][Rücktritt von Reinhard Grindel] anders? In den letzten Tagen konnte | |
man den Eindruck gewinnen, dass das Problem des weltgrößten Sportverbands | |
Grindel heißt. Aus der Zentrale des DFB in Frankfurt wurde dieses Bild in | |
den letzten Monaten nicht zufällig mit einer Reihe von Indiskretionen | |
unterfüttert. | |
Fraglos hat der [2][geltungsbedürftige ehemalige CDU-Bundestagsabgeordnete | |
und Fernsehjournalis]t in den letzten drei Jahren so ziemlich alles falsch | |
gemacht, was man falsch machen kann. In Erinnerung wird vor allem sein | |
unsäglicher Umgang mit Mesut Özil bleiben, den er nach dem WM-Ausscheiden | |
im Sommer 2018 an den Pranger stellte und dadurch maßgeblich seinen | |
Rücktritt aus dem Nationalteam mitverantwortete. Die so mühselig in die | |
Gänge gekommene Integrationsarbeit des DFB warf er auf diese Weise um Jahre | |
zurück. | |
Zum Verhängnis wurde ihm aber nun letztlich eine Armbanduhr im Wert von | |
6.000 Euro, die er sich von einem ukrainischen Oligarchen schenken ließ. An | |
der Stelle setzt also die Political Correctness des DFB ein. Dieser Umstand | |
offenbart: Grindel ist nicht das Problem im Verband, sondern lediglich | |
Repräsentant eines Problems des Verbands. | |
Verfehlungen in der korrekten Buchführung werden strenger sanktioniert als | |
Verfehlungen gegenüber der gesellschaftlichen Verantwortung. Die | |
vornehmliche Aufgabe von DFB-Präsidenten ist seit jeher, die | |
Gewinnmaximierung des Profibetriebs, von der auch der Verband profitiert, | |
abzusichern und die wachsende Kluft zum Amateurbetrieb zu moderieren. Alles | |
andere ist Beiwerk. Wenn sich Präsidentschaftskandidaten zur Wahl stellen, | |
fällt stets deren programmatische Inhaltsleere auf. Das wird bei der Kür | |
des Nachfolgers von Grindel nicht anders sein. Zumal traditionell bei der | |
Wahl jede Auseinandersetzung und das Aufstellen eines Gegenkandidaten – | |
erst recht einer Gegenkandidatin – gemieden wird. | |
Die Textbausteine der Bewerberreden sind stets von der gleichen | |
Substanzlosigkeit. Grindel hat vor drei Jahren angekündigt, den | |
Zusammenhalt zu fördern, die Einheit im Fußball zu leben und dafür zu | |
sorgen, dass der Fußball eine Zukunft hat. Dabei hätten der Skandal um die | |
WM 2006 und ungeklärte Überweisungen nach Katar, über die Grindels | |
Vorgänger Wolfgang Niersbach stürzte, genug Anlass für eine radikale | |
Kehrtwende gegeben. Das System DFB aber scheint krisenresistent zu sein. | |
Wenn etwas schiefläuft, findet sich immer ein anderer, der dafür sorgen | |
will, dass der Fußball eine Zukunft hat. | |
2 Apr 2019 | |
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## AUTOREN | |
Johannes Kopp | |
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