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# taz.de -- Bundeswehr in Afghanistan: Gefährlicher Einsatz
> Eine Erhebung unter SoldatInnen nährt Zweifel am Sinn des
> Afghanistan-Einsatzes. Nur die Hälfte der Befragten hält das Engagement
> für zielführend.
Bild: Die Sinnfrage stellt sich: Bundeswehrsoldaten in Kundus, Afghanistan
Berlin taz | Wie sinnvoll ist der [1][Afghanistan-Einsatz der Bundeswehr]?
Daran scheiden sich nicht nur die politischen Geister. Auch unter den
SoldatInnen selber herrscht Uneinigkeit, wie jetzt ein Forschungsbericht
des Zentrums für Militärgeschichte und Sozialwissenschaften der Bundeswehr
nahelegt.
Rund 52 Prozent der Befragten teilen demnach die Einschätzung, dass der
Einsatz einen sinnvollen Beitrag zur Hilfe für die Menschen dort geleistet
habe. Dass der Einsatz nutzlos gewesen ist und zu keiner grundlegenden
Verbesserung beigetragen hat, empfinden auf der anderen Seite 27 Prozent
der SoldatInnen. Weitere 26 Prozent stimmten dieser Aussage teilweise zu.
[2][Der Forschungsbericht] „Leben nach Afghanistan – Die Soldaten und
Veteranen der Generation Einsatz der Bundeswehr“ hatte die Lebens- und
Arbeitssituation von Personen untersucht, die zwischen März bis Oktober
2010 in Afghanistan für die Bundeswehr im Einsatz waren. Dafür wurden die
SoldatInnen und VeteranInnen wenige Wochen vorher, während des Einsatzes,
kurz nach Rückkehr und knapp drei Jahre später befragt.
## Einsatz in Afghanistan mit Abstand der gefährlichste
Die SoldatInnen waren Teil des 22. „Isaf“-Kontingents gewesen, der
internationalen Sicherheits- und Wiederaufbaumission der NATO zwischen 2001
und 2014 in Afghanistan. Auslöser waren die Terroranschläge vom 11.
September 2001 in den USA gewesen, von der Terrormiliz al-Quaida in
Afghanistan koordiniert. Den rot-grünen Beschluss zum Einsatz hatte die
Bundesregierung damals mit den Worten begründet, „die Sicherheit der
Bundesrepublik Deutschland wird auch am Hindukusch verteidigt.“
Der Forschungsbericht könnte nun Zweifel an der Sinnhaftigkeit des
Einsatzes verstärken. Demnach waren insgesamt 90.000 Personen während der
Gesamtdauer bis 2014 in Afghanistan stationiert. Insgesamt war es der
längste und teuerste Einsatz der Bundeswehr – und der gefährlichste. Das
geht auch aus einer Antwort auf eine Anfrage der Linken an die
Bundesregierung hervor, die der taz vorliegt. Demnach sind bisher 111
Personen auf Grund von Auslandseinsätzen der Bundeswehr ums Leben gekommen,
51 Prozent davon allein in Afghanistan.
In vorherigen Einsätzen wie im Kosovo oder in Bosnien-Herzegowina waren 24
Prozent bzw. 16 Prozent aller getöteten SoldatInnen ums Leben gekommen.
Allerdings starben sie ausschließlich aufgrund von Selbsttötungen und
Unfällen. In Afghanistan hingegen starben 61 Prozent aller getöteten
SodatInnen einen gewaltsamen Tod durch „gegnerische Einwirkung“, wie es die
Bundeswehr formuliert.
Insgesamt zeigten die Zahlen laut dem verteidigungspolitischen Sprecher der
Linksfraktion, Tobias Pflüger, dass Bundeswehreinsätze immer gefährlicher
würden. Er forderte vor diesem Hintergrund: „Die Auslandseinsätze der
Bundeswehr müssen beendet werden.“
1 Mar 2019
## LINKS
[1] /Afghanistan-Einsatz-geht-weiter/!5573095
[2] http://www.mgfa.de/html/einsatzunterstuetzung/downloads/1_20190221forschung…
## AUTOREN
Leonie Schöler
## TAGS
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