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# taz.de -- Templiner Bürgermeister über Kanzlerin: „Das ist nur Ehre für …
> Der Templiner Bürgermeister Detlef Tabbert sagt, mit der Verleihung der
> Ehrenbürgerschaft würdige die Stadt die humanitäre Haltung der
> Bundeskanzlerin.
Bild: „Da kann man den Hut ziehen, dass sie so lange einen so schwierigen, st…
taz: Herr Tabbert, an diesem Freitag wird Angela Merkel bei Ihnen in
Templin die Ehrenbürgerwürde ihrer Heimstadt verliehen. Was sagen Sie als
Bürgermeister mit Linke-Parteibuch: Ist das ein Herzensanliegen?
Detlef Tabbert: Das ist eine sinnvolle Entscheidung der Stadtverordneten,
die ich gut mittragen kann. Wir ehren ja Frau Merkel nicht nur für ihre
Arbeit in den letzten 13 Jahren, in denen sie als Kanzlerin weltpolitische
Interessen vertreten hat. Der Haupttenor liegt auf der kritischen Zeit der
letzten Jahre, in denen sie versucht hat, ausgleichend zu wirken. Da kann
man den Hut ziehen, dass sie so lange einen so schwierigen, stressigen Job
ordentlich macht.
Sie ehren also ihre Haltung in der Flüchtlingsfrage.
Es geht uns um ihre humanitäre Haltung. Obwohl sie eine
Naturwissenschaftlerin ist, hat sie mit Herz entschieden, diesen Menschen
zu helfen. Dieser Position sind zwei Drittel der Stadtverordneten gefolgt.
Wie war denn da das Abstimmungsverhalten der CDU-Fraktion?
Die CDU hat natürlich komplett hinter ihrer Vorsitzenden gestanden …
… die Partei ist ja bekanntlich gerade in der Flüchtlingsfrage gerne mal
gespalten.
Ja, aber die CDU-Fraktion hat geschlossen dafür gestimmt. Bei den anderen
Fraktionen war das Abstimmungsverhalten unterschiedlich.
Darf ich nach Ihrem Votum fragen?
Das ist kein Geheimnis. Ich habe auch dafür gestimmt, weil Angela Merkel
als Kanzlerin eine ordentliche Arbeit gemacht hat.
Templin hat noch nicht so viele Ehrenbürger. Nur vier – das steht
jedenfalls bei Wikipedia.
Das stimmt schon mal nicht. Seit 1945 verleihen wir erst das dritte Mal die
Ehrenbürgerschaft. 1956 war das der ehemalige Landrat Richard Kirstein,
ein Verfolgter des Naziregimes. 1993 die Heimatdichterin Erna
Taege-Röhnisch, eine der Leuchttürme im Bereich niederdeutsche Sprache.
Frau Dr. Merkel ist jetzt die dritte.
Wer hält am Freitag eigentlich die Laudatio?
Das übernimmt erfreulicherweise Bodo Ihrke. Zum einen ist er eine
Persönlichkeit aus unserer Region, er war 28 Jahre lang SPD-Landrat im
Nachbarkreis Barnim. Zum anderen ist er von der ersten bis zur zwölften
Klasse mit Frau Merkel in dieselbe Klasse gegangen. Vielleicht lässt er ja
ein paar Schulerinnerungen einfließen, das würde mich freuen.
Gibt es schon Ankündigungen von Protesten? Wo Angela Merkel auftaucht, wird
ja bekanntlich gerne protestiert.
Bisher ist hier nichts angemeldet. Aber wenn jemand demonstrieren möchte –
wir sind eine Demokratie. Wenn jemand ’ne andere Meinung hat, da können wir
gut mit umgehen.
Kommt denn Frau Merkels Mutter zum Festakt?
Ja, Frau Kasner kommt auch. Die ist mit mittlerweile neunzig Jahren
ziemlich tough, sie unterrichtet sogar noch Englisch in unserer
Volkshochschule. Tolle Leistung!
Nützt oder schadet Ihnen als Stadt die Verbindung zu Angela Merkel?
Eindeutig positiv. Wir sind ja eine touristische Region, zu uns kommen
knapp 800.000 Besucher im Jahr, das wissen viele gar nicht. Da fragen
natürlich einige nach, weil sie wissen, dass Frau Merkel aus Templin kommt.
Sehen Sie Angela Merkel manchmal in Ihrer Stadt, im Supermarkt oder so?
Sie ist natürlich oft hier, um ihre Mutter zu besuchen, und ist
entsprechend oft im Stadtbild zu sehen, klar.
Was gibt es denn beim Empfang am Freitag zu essen?
Na, normale Buffetform.
Danke für das Gespräch, Herr Tabbert …
… Moment! Wollen Sie mich denn gar nicht fragen, ob mit der Templiner
Ehrenbürgerschaft irgendwelche Privilegien verbunden sind? Das fragen mich
sonst alle Ihre Kollegen.
Gute Frage. Wie steht es denn mit den Privilegien für Frau Merkel?
Also, da sind wir preußisch sparsam. Es gibt die Urkunde, einen
Blumenstrauß und das war’s. Es ist zwar die höchste Auszeichnung unserer
Stadt, aber mit keinerlei materiellem Vorteil verbunden. Das ist nur Ehre.
7 Feb 2019
## AUTOREN
Anja Maier
## TAGS
Schwerpunkt Angela Merkel
Bundeskanzlerin
Brandenburg
Ehrenbürger
Bürgermeister
Lesestück Recherche und Reportage
Merkel muss weg
Schwerpunkt Angela Merkel
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