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# taz.de -- Kommentar Papst in Abu Dhabi: Der Dialog ist die Message
> Der Papst besucht die Vereinigten Arabischen Emirate. Was dabei genau
> geschieht, ist schon nicht mehr wichtig. Denn allein das Signal wiegt
> schwer.
Bild: Papst Franziskus liegt offensichtlich eine gute Beziehung der katholische…
Es gibt auf der Welt vielleicht keine andere Institution, in der in solch
langen Zeiträumen gedacht wird wie im Vatikan. Das kann man schrecklich
finden, denn es macht dringende Reformen der Weltkirche so quälend langsam,
dass einfache Gläubige katholischen Glaubens verzweifeln mögen, so ihnen
der Sinn nach Veränderung steht. Aber natürlich hat dieses Denken in
Jahrzehnten, ja Jahrhunderten manchmal auch seinen Reiz – wie jetzt zum
Beispiel beim Besuch von Papst Franziskus in Abu Dhabi.
Denn der Besuch in den Vereinigten Arabischen Emiraten ist in dieser Logik
spektakulär, ja historisch. Erstmals dürfen die Füße eines Papstes den
Boden der Arabischen Halbinsel berühren. Das ist für manche Muslime fast
ein Sakrileg – denn auf dieser Halbinsel [1][liegt Mekka], das
Nicht-Muslime nicht betreten dürfen. (So viel zum Thema religiöse Toleranz
auf der Arabischen Halbinsel.) Und was bringt der Papst nach Abu Dhabi mit:
eine Medaille, die an die Begegnung des Heiligen Franz von Assisi mit dem
ägyptischen Sultan al-Kamil erinnert, vor 800 Jahren.
Papst Franziskus liegt offensichtlich eine gute Beziehung der katholischen
Welt zum Islam am Herzen. In seinen sechs Jahren als Pontifex Maximus hat
er schon sechsmal muslimische Länder besucht, ja als erster Papst überhaupt
in einer Moschee gebetet, und zwar [2][2014 in Istanbul], ebenso ein
Sakrileg, und zwar für manche Katholiken.
Dass nach der – vorsichtig gesagt – verkorksten Rede seines Vorgängers
Benedikt XVI. in Regensburg 2006 wieder einigermaßen gedeihliche
Beziehungen zwischen der katholischen und der islamischen Welt herrschen,
ist auch vielen Gesten dieser Art durch Papst Franziskus zu verdanken. Und
wenn es wahr ist, dass es keinen Frieden auf der Welt gibt ohne den Frieden
unter den Religionen, wie der Theologe Hans Küng es immer gesagt hat, dann
ist diese Tatsache nicht gering zu schätzen.
Der Besuch in Abu Dhabi findet statt, sein Schwerpunkt ist der Dialog der
Religionen – das ist die News. Was dabei genau geschieht, ist schon nicht
mehr wichtig, denn allein diese beiden Signale sind von bleibender
Bedeutung. Es ist zudem nach dem umjubelten Besuch des Weltjugendtages in
Panama wie eine kleine Erholungspause im Pontifikat von Franziskus.
Ende dieses Monats werden die Vorsitzenden aller Bischofskonferenzen im
Vatikan [3][zum Thema Missbrauch] tagen, dann wird es wieder ans
Eingemachte gehen. Denn klar ist auch: Die Amtszeit von Papst Franziskus
wird am Ende nicht daran gemessen werden, ob er das Verhältnis der
Weltkirche zum Islam verbessert hat. Sondern ob es ihm gelingt, Wege aus
dem Missbrauchsskandal zu weisen, der die Kirche innerlich zersetzt. Erst
dann wird man von ihm, schon heute und in der Kirchengeschichte, als einem
großen Papst reden können.
5 Feb 2019
## LINKS
[1] /Doku-ueber-Anschlag-in-Mekka-1979/!5530100
[2] /Papstbesuch-in-der-Tuerkei/!5027362
[3] /Debatte-in-Bremen-zur-Missbrauchsstudie/!5546801
## AUTOREN
Philipp Gessler
## TAGS
Papst Franziskus
sexueller Missbrauch
Religion
Katholiken
Katholische Kirche
Vereinigte Arabische Emirate
Papst Benedikt XVI.
Ökumene
katholisch
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