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# taz.de -- Kindesmissbrauch in Chile: Zwei Kirchenmänner gefeuert
> Papst Franziskus versetzt zwei chilenische Bischöfe in den Laienstand.
> Den Opfern reicht das nicht. Sie fordern jetzt ein Strafverfahren.
Bild: Bischofsmesse im Vatikan. Der hat jetzt im Falle Chiles Konsequenzen gezo…
Buenos Aires taz | Papst Franziskus hat zwei chilenische Geistliche in den
Laienstand versetzt. Damit erklärte der Papst den ehemaligen Erzbischof von
La Serena, Francisco José Cox Huneeus, sowie den früheren Bischof von
Iquique, Marco Antonio Órdenes Fernández, des sexuellen Missbrauchs von
Minderjährigen für schuldig. Die Beweislage sei erdrückend und die
Entscheidung sei nach einem Paragrafen erfolgt, der die
kirchenstrafrechtliche Verfolgung sexuellen Missbrauchs ahndet, heißt es in
der Begründung des Vatikans. Eine Berufung gegen die Anordnung sei nicht
möglich.
Francisco José Cox Huneeus lebt seit 2002 in Deutschland bei den
Schönstatt-Patres, einer Gemeinschaft katholischer Priester. Schönstatt
gehört zur Kleinstadt Vallendar bei Koblenz, und dort soll Cox Huneeus 2004
ebenfalls einen minderjährigen Jungen missbraucht haben.
Einen Ausschluss des 85-Jährigen aus ihrer Gemeinschaft lehnen die Patres
ab. „Die Kongregation [des Vatikans] hat uns ausdrücklich gebeten,
Francisco José Cox in der Obhut unserer Gemeinschaft zu behalten“, teilten
sie mit.
Cox Huneeus hatte 1997 seinen Rücktritt vom Amt des Erzbischofs
eingereicht, nachdem die ersten Vorwürfe gegen ihn bekannt wurden. Gedeckt
wurde er offensichtlich vom damaligen Erzbischof von Santiago, Kardinal
Francisco Javier Errazuriz.
## Fälle vertuscht
Der gab lediglich ein „unangemessenes Verhalten“ als Grund für Cox
Huneeus’Abgang an. Schon lange steht Errazuriz im Verdacht, unzählige
Missbrauchsfälle seiner Untergebenen vertuscht zu haben.
Ähnliches geschah im Fall des heute in Peru lebenden 54-jährigen Marco
Antonio Órdenes. Órdenes hatte 2012 sein Rücktrittsgesuch als Bischof von
Iquique eingereicht, nachdem der Vorwurf des sexuellen Missbrauchs in
mindestens einem Fall bekannt geworden war.
Der damalige deutsche Papst Benedikt XVI. akzeptierte Órdenes’Rücktritt.
Offiziell nannte der Vatikan „krankheitsbedingte und andere schwere
Gründe“.
Vonseiten der Opfer wurde die jetzige Entscheidung mit Genugtuung
aufgenommen. „Das ist ein guter Tag für die Überlebenden dieser Monster.
Jetzt steht die chilenische Justiz in der Pflicht, etwas zu tun“, twitterte
Juan Carlos Cruz. Cruz hatte im Februar mit dem Papst über seine eigene
Leidensgeschichte gesprochen und von Franziskus eine Entschuldigung
erhalten.
In Chile wird gegen mindestens 167 Verdächtige ermittelt, darunter 96
Priester. Bereits im Mai hatten 34 Bischöfe ihren Rücktritt eingereicht.
Davon hat der Papst bisher fünf angenommen, darunter auch den von Bischof
Juan Barros.
Juan Barros, Bischof von Osorno im Süden des Landes, wird vorgeworfen, in
den 1980er und 1990er Jahren systematisch den sexuellen Missbrauch von
Kindern durch den Pfarrer Fernando Karadima vertuscht zu haben.
Papst Franziskus selbst hatte Barros zum Bischof von Osorno ernannt, obwohl
die Vorwürfe längst bekannt waren. Noch bei seinem Chile-Besuch im
vergangenen Januar hatte er sich schützend vor Barros gestellt.
Doch die Stimmen der Opfer waren zu laut, Franziskus’Chile-Visite endete
desaströs. Eine daraufhin vom Vatikan eingeleitete Untersuchung legte im
Mai ihre ersten Ergebnisse vor, die zum kollektiven Rücktrittsgesuch der
Bischöfe führte. Ende September wurde Karadima aus der katholischen Kirche
ausgeschlossen.
Zugleich wurde der Priester Cristián Precht wegen sexuellen Missbrauch in
den Laienstand versetzt. Precht war jahrelang das prominente Aushängeschild
des katholischen Engagements für Menschenrechte während der Diktatur von
Augusto Pinochet gewesen.
14 Oct 2018
## AUTOREN
Jürgen Vogt
## TAGS
Chile
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sexueller Missbrauch
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sexueller Missbrauch
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