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# taz.de -- Kommentar Rechter Mordversuch: Verschweigen ist Alleinlassen
> Nach der zufälligen Selbstenttarnung des NSU-Kerntrios hatten die
> Sicherheitsbehörden mehr Empathie für die Opfer versprochen. Das müssen
> sie nun einlösen.
Bild: Das Verschweigen ist auch in den USA Thema: Anti-Nazi-Demo in Washington …
Die Debatte ist kein Streit um Zahlen: Die Auseinandersetzung zwischen
staatlichen Ermittlungsstellen und zivilgesellschaftlichen
Opfer-Beratungsstellen um die Anzahl rechter Morde in Deutschland ist eine
um Menschen – um das persönliche Leid und die gesellschaftlichen
Anerkennung. Das Verheimlichen eines rechtsextremen oder rassistischen
Tatmotives ist eine Verhöhnung.
Bei vielen Ermittlungen und Gerichtsverfahren mussten Opfer rechter Gewalt
– unterstützt von Beratungsstellen – immer wieder selbst auf die politische
Dimension hinweisen. Es darf öfter nicht sein, was nicht sein soll. [1][In
Bremen war das nun anders] – ein Mordversuch wurde als rechts motiviert
erfasst. Polizei oder Staatsanwaltschaft informierten die Öffentlichkeit
nicht. Dass die Tat in einer Behindertenwerkstatt geschah, sollte einer
Information aber nicht entgegenstehen.
Oft kommen Opfer rechter Gewalt aus Gruppen, die auch in der Mitte der
Gesellschaft nicht völlig akzeptiert sind. Sie sollten nicht selbst um
Aufmerksamkeit für die Anerkennung eines politischen Angriffs kämpfen
müssen.
Auch wenn der Vorwurf oft laut wird: Die Ermittlungsbehörden sind kein
monolithischer Block, der nicht nach rechts schaut. Aber gerade deshalb ist
es wichtig, dass Polizei und Staatsanwaltschaft die Öffentlichkeit sowohl
auf die Opfer wie auf rechte Täter aufmerksam machen. Denn eine
Pressemitteilung von der Polizei oder der Staatsanwaltschaft schärft die
gesellschaftliche Wahrnehmung für ein Problem. Die rechtsextreme Szene
weiß, dass in der Community der Opfer ihre gewalttätige Botschaft ankommt.
Dieser politischen Wirkung der Taten muss etwas entgegengesetzt werden.
Aus ermittlungstaktischen Gründen kann eine anfängliche Zurückhaltung der
Polizei und Staatsanwaltschaft geboten sein. Doch der versuchte Mord an der
Weser liegt fast ein Jahr zurück. Nach der zufälligen Selbstenttarnung des
NSU-Kerntrios hatten die Sicherheitsbehörden mehr Empathie für die Opfer
versprochen. Das müssen sie einlösen.
12 Feb 2019
## LINKS
[1] /Statistik-zu-rechten-Gewalttaten/!5569129
## AUTOREN
Andreas Speit
## TAGS
Rechtsextremismus
Bremen
Rechte Gewalt
Nationalsozialistischer Untergrund (NSU)
Rechte Gewalt
Lesestück Recherche und Reportage
Brandanschlag
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